Tour de France / Kampf der Giganten: Pogacar brennt auf Revanche gegen Vingegaard
Tadej Pogacar will sich mit dem Giro-Tour-Double in die Geschichtsbücher eintragen. Doch die Große Schleife ist unberechenbar – so wie Titelverteidiger Jonas Vingegaard.
Tadej Pogacar strahlte grenzenloses Selbstbewusstsein aus. Mit coolem Blick posierte der große Favorit der 111. Tour de France lässig neben einem weißen Ferrari und sendete zu den dumpfen Beats von Coolios Gangsta’s Paradise eine Botschaft aus, die Jonas Vingegaard als Warnung verstehen konnte. „You can run but you can’t hide“, schrieb Pogacar unter den Beitrag in den sozialen Medien, „du kannst davonlaufen, aber du kannst dich nicht verstecken“.
Pogacar brennt auf die Revanche. Zweimal nacheinander hat der Slowene den Kampf um Gelb gegen Titelverteidiger Vingegaard verloren. Nun soll die Rückkehr auf den Tour-Thron mit einem Eintrag in die Geschichtsbücher gelingen. Pogacar, im Mai Gewinner der Italien-Rundfahrt, peilt das seltene Giro-Tour-Double an. Das ist bisher nur sieben Fahrern gelungen, zuletzt Marco Pantani 1998. „Ich bin voller Vorfreude“, sagte Pogacar.
Die Vorzeichen stehen gut. Pogacar blickt auf ein herausragendes Jahr zurück. Er siegte bei der Strade Bianche, triumphierte bei der Katalonien-Rundfahrt und dem Klassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich. Den Giro gewann er mit erdrückender Dominanz und dem deutlichsten Vorsprung seit 1965 (9:56 Minuten) – sechs Etappensiege inklusive.
Das Momentum ist auf seiner Seite. Zudem wird er bei UAE Emirates vom stärksten Team im Feld unterstützt. „Tadej ist gut aus dem Giro rausgekommen“, sagte Nils Politt, Pogacars deutscher Helfer bei der Großen Schleife: „Ich denke, dass er die ersten zwei Etappen ein bisschen zum Einrollen braucht, weil die Rennpause doch fast vier Wochen war. Ansonsten ist er fit.“
Vingegaard als Mysterium
Vingegaards Fitness ist dagegen ein großes Mysterium. Versteckt hat sich der Däne in den vergangenen Wochen unfreiwillig, seit seinem schweren Crash auf der vierten Etappe der Baskenland-Rundfahrt Anfang April hat er kein Rennen mehr bestritten. Eine Schlüsselbeinfraktur, mehrere Rippenbrüche, eine Lungenquetschung – seine Krankenakte war lang.
Die Tour ist für Vingegaard wie ein Neustart in die Saison und eine Reise ins Ungewisse. „Wir wissen nicht, zu was es jetzt reichen wird. Wir werden vorsichtig sein, weil er vor der Tour nicht fahren konnte. Aber er wird da sein, gesund und motiviert“, sagte Martijn Zeeman, Sportdirektor bei Vingegaards Team Visma-Lease a Bike. Spätestens am vierten Tag, wenn es über den mythischen Col du Galibier geht, kommt es zum ersten Showdown.
Zu unterschätzen ist Vingegaard trotz der schlechten Vorzeichen keineswegs. Der 27-Jährige fügte Pogacar, dem Tour-Champion von 2020 und 2021, in den vergangenen beiden Ausgaben teils schmerzhafte Niederlagen zu. Im Vorjahr betrug sein Vorsprung in Paris 7:29 Minuten. Nähert sich Vingegaard seinem vollen Leistungsvermögen, ist er für Pogacar vor allem in der dünnen Höhenluft eine große Gefahr. Allerdings: Vuelta-Sieger Sepp Kuss fällt als Edelhelfer wegen der Folgen einer Covid-Infektion aus.
Mitmischen im Kampf der Giganten wollen auch andere. Der Belgier Remco Evenepoel (Soudal Quick-Step) gibt sein lang erwartetes Tour-Debüt. Der dreimalige Vuelta-Sieger Primoz Roglic bestreitet seine erste Tour für das deutsche Top-Team, das ab der Frankreich-Rundfahrt als Red Bull-Bora-hansgrohe antritt. Mit 35 will sich Pogacars Landsmann endlich den Traum vom großen Frankreich-Coup erfüllen. Der Sieg beim Critérium du Dauphiné gibt ihm Rückenwind. (SID)
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