„Aus dem Windschatten“ (2) / Über den Quereinstieg in den Amateursport: Tim Sommer, Radsportler von CT Toproad Roeserbann
Die Tageblatt-Serie „Aus dem Windschatten“: Das Tageblatt hat allen luxemburgischen Radsport-Vereinen die Möglichkeit gegeben, während der Tour de France einen Beitrag zu veröffentlichen. In der heutigen Ausgabe beschreibt Tim Sommer, Radsportler des CT Toproad Roeserbann, seinen Einstieg mit 43 Jahren in den Amateur-Radsport. Der Tennistrainer und Ehemann von Mandy Minella hat vergleichsweise spät eine neue Leidenschaft entdeckt.
Es ist noch nicht allzu lange her, dass ich mich selbst sagen hörte: „Muss ich ernsthaft so eine Pampers-artige Rad-Hose anziehen?“ Weiter: „So ein albernes Shirt mit Taschen auf dem Rücken siehst du mich sicher nicht tragen.“ Nun, keine drei Jahre später finde ich mich mit meinen 43 Jahren an der Startlinie meines ersten Kriteriums-Straßenrennens in Atertdaul wieder. Von oben bis unten in Teamfarben des Cycling Team Toproad Roeserbann gebrandet, eine der futuristischen Sonnenbrillen aus der Garagenkollektion steckt im Helm, die Kette ist gewachst, ein Jahr strukturiertes Training in den Beinen und das Adrenalin am Anschlag.
Aber was war passiert? Es ist 2021. Die Covid-Pandemie nimmt das Tempo aus unseren Berufsleben. Und als meine Frau mich fragt, was ich mir zu meinem anstehenden 40. Geburtstag wünsche, kommt die Idee auf, dass ein Gravelbike in diesen Zeiten eine gute Idee sein könnte, um gelegentlich mal durch den Wald zu fahren. Eine willkommene Abwechslung zu den Ball- und Kraftsportarten, die mich sowohl in der Freizeit als auch beruflich mein ganzes Leben begleitet haben. Ich bin zu diesem Zeitpunkt weit davon entfernt, außer den Bildern der Tour de France der 90er-Jahre irgendetwas vom Radsport wahrgenommen zu haben. Außer vielleicht, dass man diese Menschen gelegentlich in ihren oft zu eng anmutenden Lycra-Superheldenoutfits Pinguin-gleich auf ihren seltsamen Schuhen in ein Café klackern hört. Wo sie sich mit dem Helm auf dem Kopf hinsetzen, um meist schnell wieder auf ihren Space-Raketen zu ihrer Mission zurückzukehren.
Nun bin ich selbst eines dieser seltsamen Wesen. Doch wie kam es dazu? Eigentlich relativ einfach zu resümieren. Dieser Sport ist für jeden sportbegeisterten Menschen, der sich gerne fordert, die Natur genießt und auch gerne mal seine eigene und die Leistung der anderen fordert, ein absoluter Suchtfaktor.
Dies wäre aber alles nicht passiert, wenn ich durch diesen Sport nicht ganz großartige Menschen kennengelernt hätte, die offen sind, Neueinsteiger willkommen zu heißen und in ihren Reihen aufzunehmen. Mich an der Hand zu nehmen und bei all den neuen Dingen, die auf einen Neuling im Radsport zukommen, zu begleiten. Die Wirrungen der leicht veralteten Website der FSCL zu durchdringen und mich zu lehren, mit einem frustrierten Augenzwinkern zu akzeptieren, wenn im Rennen plötzlich niemand von der Organisation mehr zu wissen scheint, wie viele Runden noch zu fahren sind oder die Ergebnisse eines Rennens noch eine Woche später nicht einzusehen sind.
Obwohl die meisten Leute in dieser Radsport-Bubble schon ziemliche Eigenbrötler sind, habe ich bisher nur sehr liebenswerte, hilfsbereite Menschen kennengelernt, die offen sind, die Ambitionen eines alternden, motivierten Sportlers zu respektieren und am Ende alle zusammenhalten. Es wäre schön, wenn mehr Menschen den Weg in den Lizenzradsport finden. Ob als Aktive oder als Unterstützende – mit ihren Kindern oder selbst in Aeroposition mitten im Peloton. Die Radsportveranstaltungen können inspirierende Veranstaltungen sein, die die ganze Familie unterhalten. Leider scheint mir sowohl das Format als auch die Vermarktung etwas in die Jahre gekommen zu sein. Das sollte Sie aber nicht davon abhalten, dass wir uns demnächst mal an der Rennstrecke sehen.
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