Leserforum / In 80 Jahren von Ostpreußen nach Pennsylvania
Fast auf den Tag genau 80 Jahre liegen zwischen den zwei Attentatsversuchen auf Adolf Hitler bzw. den Ex-US-Präsidenten Donald Trump. Die Unikalität der Verbrechen, die Hitler zu verantworten hat, hebt den „böhmischen Gefreiten“ aus jedwedem Vergleich mit nahezu allen anderen Verbrechern, Populisten und Autokraten auf eine einsame Stufe des Bösen. Diesen traurigen Platz muss sich Hitler nur mit Stalin teilen. Dennoch zeigen der Verlauf der beiden gescheiterten Anschläge sowie die damit zusammenhängenden Bilder und Erzählungen Parallelen wie aus einem Drehbuch auf. Die gut bewachte Wolfsschanze im heutigen Polen und die von Scharfschützen beäugte Redetribüne unter freiem Himmel nahe Butler, Pennsylvania. Leider misslang das Attentat auf Hitler. Es hätten Abertausende Menschenleben gerettet, der Krieg zehn Monate früher beendet werden können.
Glücklicherweise wurde Trump nicht getötet. Der Unterzeichner hat keinerlei Sympathien für den deutschstämmigen Großkotz und vorbestraften Hasardeur. Wer Gewalt sät, wird selbige ernten, könnte man behaupten. Das stimmt vielleicht. Dennoch: Wer könnte sich die bürgerkriegsähnlichen Zustände ausmalen, die im Falle einer Tötung des auf demokratischem Wege designierten GOP-Kandidaten in den USA geherrscht hätten? Zuletzt: Das Ausschlachten des Tathergangs als ein Wunder liegt bei beiden Anschlagsversuchen vor. Hitlers Paladin Goebbels faselte im Nachhinein von einem „Wunder“, dass der „Führer“ nahezu völlig unversehrt überlebt habe. Der gottlose, verbrecherische Machtstab um Hitler rang nach metaphysischen Erklärungen, die Hitler zum Mann der Vorsehung erhoben. Trump und sein näheres Umfeld preisen die schützende Hand des christlichen Gottes, die den Politiker und das Land geschützt habe. Das jetzt schon Epoche machende Bild des im Gesicht Blutenden erinnert an die idealisierende Ikonografie Hollywoods. Manichäisch-kitschige Gemüter wird dieses Bild ergreifen, bei anderen löst es Schaudern aus.
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