Olympia / Vom „Shrimp“ zum Olympiasieger: Marchand begeistert Frankreich
Léon Marchand krönt sich, angepeitscht vom heimischen Publikum, zum Olympiasieger. Es soll nicht das letzte Gold für den neuen Schwimmstar in Paris gewesen sein.
Als Léon Marchand die Arena betritt, tobt die Menge. 17.000 euphorisierte Fans skandieren lautstark den Namen ihres neuen Schwimmstars und treiben den jungen Franzosen im Becken von Paris an. Und als der 22-Jährige nach seiner Machtdemonstration schließlich als Olympiasieger anschlägt, explodiert das Stadion. Ein magischer Moment – und doch einer, den es noch einige Male geben könnte.
„Es war unglaublich. Als Schwimmer erlebt man so etwas sehr selten“, sagte Marchand, der über 400 m Lagen mit seiner olympischen Rekordzeit von 4:02,95 Minuten und fast sechs Sekunden Vorsprung die Konkurrenz blass aussehen ließ. Die Siegerehrung, als die Marseillaise durch die Arena schallte, sei ein „außergewöhnlicher Moment“ für ihn gewesen: „Ich hatte Gänsehaut auf dem Podium und war wirklich stolz darauf, heute Abend ich selbst und auch Franzose zu sein.“
Und es soll nicht der letzte Triumph Marchands im Hexenkessel von Paris gewesen sein. Gleich drei Medaillenchancen über 200 m Brust, 200 m Schmetterling und 200 m Lagen hat der fünfmalige Weltmeister noch bei den Sommerspielen in seiner Heimat.
„Das ist verrückt!“
Das Talent wurde dem jungen Franzosen quasi in die Wiege gelegt. Schon seine Eltern Xavier Marchand und Céline Bonnet waren Spitzenschwimmer und Olympia-Teilnehmer gewesen. Beste Voraussetzungen für eine große Karriere also – oder doch nicht? Marchand, der als kleiner Junge in Toulouse mit dem Fahrrad zum örtlichen Schwimmbecken geradelt war, benötigte einige Zeit, um sich mit dem Wasser anzufreunden. Er wechselte zum Judo, zum Rugby – und fand schließlich wieder zum Schwimmen zurück.
Sein früherer Trainer Nicolas Castel erinnert sich an den damals Achtjährigen, der „physisch nicht besonders weit entwickelt“ gewesen sei. Auch Rémi Lacourt, ein Freund Marchands und früherer Teamkollege, erzählt von einem „unterentwickelten Jungen“. Im Alter von elf Jahren habe Marchand vielleicht 40 Kilo gewogen: „Er war ein Shrimp.“ Damals war wohl kaum abzusehen gewesen, dass dieser kleine „Shrimp“ einmal schneller schwimmen sollte als einer der größten Stars dieses Sports. Doch genau das hatte Marchand im vergangenen Jahr bei der WM in Fukuoka getan und dort den letzten Einzelweltrekord des amerikanischen Rekord-Olympiasiegers Michael Phelps über 400 m Lagen geknackt.
Nur ein Jahr später kletterte Marchand, der mittlerweile vom früheren Phelps-Coach Bob Bowman betreut wird, nun als Olympiasieger aus dem Becken. Vor dem Rennen habe er seine Augen geöffnet, erklärte Marchand: „Ich habe wirklich versucht, die ganze Energie, die mir das französische Publikum gegeben hat, mitzunehmen.“
Die Atmosphäre, der eines Fußballstadions gleich, zauberte Marchand noch lange nach seinem Rennen ein Lächeln ins Gesicht. Wie könne er auch nicht lächeln, wenn mehrere tausend Menschen seinen Namen rufen, fragte er: „Das ist verrückt!“ Und das wird es im ohrenbetäubenden Hexenkessel von Paris wohl auch bei seiner nächsten Medaillenjagd wieder werden.
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