Bogenschießen / Verflixte Drei: Ein Fehler kostet Pit Klein den Sieg im 1/32-Finale
Lange sah es so aus, als ob Pit Klein für eine große Überraschung in Paris sorgen würde. Am Ende musste sich der Bogenschütze jedoch knapp geschlagen geben, wobei ein Fehler viel diskutiert wurde. Klein selbst wird Olympia jedoch in guter Erinnerung behalten.
Eine Woche musste sich Pit Klein gedulden, am Donnerstagnachmittag, sieben Tage nach der Qualifikation, durfte er in Paris dann endlich das erste Match der K.o.-Runde bestreiten. Als 50. der Qualifikation traf der FLTA-Schütze auf den Kolumbianer Santiago Arcila, der vor einer Woche einen starken Eindruck hinterlassen und diese auf dem 15. Rang beendet hatte. In der Weltrangliste trennen die beiden Schützen gerade einmal fünf Plätze und folglich zeigten beide ein starkes, hart umkämpftes Match im 1/32-Finale.
Vor allem Klein startete furios, leistete sich im ersten Satz nicht den kleinsten Fehler und schoss gleich dreimal nacheinander eine Zehn. Schnell lag der Luxemburger mit 2:0 in Führung, machte auch im zweiten Durchgang so weiter, in dem beide Schützen am Ende 27 Zähler und damit einen Punkt holten. Dann kam der dritte Satz, wieder traf Pit Klein zweimal die Mitte, während sein Gegner „nur“ zweimal eine Neun holte. Der Pfeil hätte damit nur die Sieben treffen müssen und auch dieser Satz wäre an den Luxemburger gegangen, der sich bekanntlich zum ersten Mal für Olympische Spiele qualifiziert hatte. Doch dann passierte das, was eigentlich nicht hätte geschehen dürfen. 20 Sekunden hat ein Bogenschütze in diesen Duellen Zeit, um einen Pfeil zu schießen. Klein wartete bei aufkommendem Wind lange, verlor die Spannung und der Pfeil verfehlte das Zentrum deutlich. Drei Punkte reichten nicht, um diesen Durchgang zu holen. Anstatt einer 5:1-Führung stand es plötzlich 3:3.
20 Sekunden Zeit
Der Kolumbianer war im Match zurück, schoss weiter stark und sicherte sich den nächsten Satz mit 29:27. Fest stand, dass Klein den letzten Durchgang gewinnen musste, um sich noch ins Stechen zu retten. Mit zwei Neunen und einer Zehn lieferte der Luxemburger in diesem eine starke Leistung ab, der letzte Pfeil gehörte aber Arcila, der zum Ausgleich und dem Sieg in diesem Match eine Zehn schießen musste. Die Nummer 34 der Welt zeigte keine Nerven, der Pfeil landete in der Zehn. Das Match ging somit mit 6:4 an Arcila und die Olympischen Spiele waren für Pit Klein beendet.
Hätte es einen Unterschied gemacht, wenn ich diesen Satz gewonnen hätte? Vielleicht, vielleicht auch nicht.
Nach dem Match war natürlich die Drei, die Klein im dritten Satz geschossen hatte, das Hauptthema. „Es war einfach ein schlechter Schuss. Ich war bereit, zu schießen, durch einen kleinen Windstoß war ich nicht in der Mitte, stand ein wenig zu lange und habe meine Spannung verloren. In dem Moment, in dem ich geschossen habe, wusste ich, dass er schlecht war“, erklärte der FLTA-Schütze den viel diskutierten Moment, als der Pfeil zu tief rechts landete. „Dennoch, ich komme damit klar, wenn ich einen Fehler mache, dann muss ich das auch eingestehen. Ich bin aber ganz zufrieden mit meiner Leistung, habe sonst wirklich gut geschossen.“ Klein glaubt daher nicht, dass dieser Fehler ihn das Match am Ende gekostet hat. „Hätte es einen Unterschied gemacht, wenn ich diesen Satz gewonnen hätte? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Ich habe danach gut weitergeschossen. Wäre sein letzter Pfeil eine Neun gewesen, dann wären wir ins Shoot-off gegangen.“ Und in diesem kann bekanntlich wieder alles passieren.
„Natürlich war es dumm, dass dieser Fehler gerade jetzt passiert ist. In der Qualifikation hätte ich den Pfeil abgesetzt, ich hatte jedoch keine Zeit. Zu diesem Zeitpunkt im Wettbewerb muss man einfach 15 Pfeile perfekt schießen.“ Die Zeit, die sieht Klein noch in dem Moment, in dem er den Bogen zieht, von da an nicht mehr. „Dann höre ich einfach nur noch Filippo, der zählt und auch nervöser wird“, erklärt er lachend. „Wenn ich mich zu sehr über diesen Pfeil geärgert hätte, dann hätte ich sicher danach nicht mehr so gut geschossen. Das hat gezeigt, dass ich verdient habe, hier zu stehen“, gibt sich Pit Klein nach seinem Wettkampf versöhnlich und erklärt, dass er jeden Moment in Paris genossen hat.
Eine emotionale Reise
Dass Arcila eine starke Leistung ablieferte, bestätigt auch Nationaltrainer Filippo Clini. „Wenn man bedenkt, dass man vor dieser Kulisse schießt, die wir im Bogenschießen nicht gewohnt sind, und dann laut durchs Mikrofon gerufen wird, dass man mit seinem letzten Pfeil eine Zehn schießen muss, um das Match zu gewinnen, und dann macht er das auch, dann muss man sagen, dass es eine ganz starke Leistung war und er verdient gewonnen hat.“ Für den Italiener, der vor anderthalb Jahren die Zusammenarbeit mit Klein begann, ist Olympia vor dieser Kulisse ein perfekter Abschluss für die Profikarriere seines Schützlings. „Ich möchte ihm für diese Reise gratulieren, die wir in den letzten Monaten gemacht haben. Am Ende hat er sich für Olympia qualifiziert, ist in der Weltrangliste bis auf den 39. Rang geklettert. Dass diese Reise an diesem Ort für ihn endet, ist einfach wunderbar.“
Für Clini, für den es nicht die ersten Olympischen Spiele sind, waren die letzten Wochen die emotionalsten und Paris 2024 die Sommerspiele, die er am besten in Erinnerung behalten wird. „Zuvor, mit dem italienischen Team, war es anders. Es ist eine große Nation, da macht man Schlagzeilen, wenn man sich nicht für Olympia qualifiziert“, erklärt er mit einem Lachen. Die Art und Weise, wie sich Klein im Juni, quasi in letzter Minute, für Paris qualifiziert hat, war für ihn sehr emotional und wird unvergesslich bleiben. „Ich fühle mich in der luxemburgischen Delegation einfach so wohl, auch in Luxemburg selbst. Wenn ich an all das denke, habe ich immer noch Gänsehaut.“ Clini freut sich nun darauf, mit den jungen luxemburgischen Bogenschützen zu arbeiten und seine Sportart im Großherzogtum weiter voranzubringen.
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