Leichtathletik / Patrizia Van der Weken hofft – mit dem Halbfinal-Ticket in der Tasche – auf eine ruhigere Nacht
So wirklich spurlos war der Olympia-Trubel nicht an ihr vorbeigegangen: Wie Sprinterin Patrizia Van der Weken am Freitagmittag verriet, lag eine unruhige Nacht hinter ihr. Mit einem Halbfinal-Ticket in der Tasche kehrte die 100-m-Spezialistin deshalb früh ins Dorf zurück – mit dem festen Ziel, sich zu erholen. Am Samstag stehen sowohl das Halb- als auch ein mögliches Finale auf dem Programm.
Die FLA-Finalistin der Europameisterschaften strahlte zufrieden in die Kamera, als um 11.54 Uhr die Zielzeiten der ersten Serie auf der Leinwand eingeblendet wurden. Dabei waren weder das offizielle Klassement noch ein Fotofinish nötig gewesen, um Gewissheit zu haben: Ihren Vorsprung auf die Drittplatzierte, die Australierin Bree Masters, erkannte man im Stade de France mit bloßem Auge. Patrizia Van der Weken war hinter der großen Favoritin auf den Olympia-Titel, Sha’Carri Richardson (USA), ins Halbfinale der 100 Meter gestürmt. Dass diese auf Bahn sechs neben ihr gestartet war, gehörte für die 24-Jährige aber eher zu den Nebensächlichkeiten: „Ich habe das ausgeblendet. Sie ist eine Sprinterin wie alle andern auch. Ich verstehe mich gut mir der Australierin, die neben mir war. Dadurch war die Situation für mich auch nicht so angespannt. Es war cool, ich freue mich“, schilderte sie ihre große Olympia-Premiere.
Die Anspannung war ihr zwar nicht anzusehen, als sie bei der Vorstellungsrunde herzlich lächelte und winkte, doch die Stunden vor ihrem Einmarsch ins Stadion gehörten eher der Kategorie der unruhigen Momente an, wie sie nach dem Lauf zugab: „Ich war nervös und habe nicht viel geschlafen. Jetzt muss ich mich ausruhen und hoffe heute Abend besser zu schlafen, sonst wird es hart (lacht).“
„Zeit war nebensächlich“
Ihr persönliches Ziel, es unter die beiden Ersten des ersten Vorlaufs zu schaffen, erreichte sie in souveräner Manier. Mit 11,14 Sekunden besteht vor der Aufgabe am Samstag noch Luft nach oben: „Ich bin ganz zufrieden. Die Zeit war ein wenig nebensächlich. Ich habe versucht, schnell zu sein. Zur Hälfte der Distanz habe ich gemerkt, dass es reichen würde. Hinten raus hätte es noch ein wenig besser sein können, aber der zweite Platz und die direkte Qualifikation waren das Wichtigste.“ Dadurch entfiel auch der Stress, auf die Ergebnisse der anderen Serien warten zu müssen. „Das Qualifikationssystem ist hart. Wenn man nicht unter den ersten Drei ist, werden es ganz lange 40 Minuten, in denen man sich gedulden muss. Deshalb bin ich froh, dass das mir erspart geblieben ist.“
Insgesamt 27 Sprinterinnen haben sich für das Halbfinale (Samstag, 19.50 Uhr) qualifiziert – nur acht werden in das große Finale, das gleich im Anschluss stattfindet, einziehen (21.20 Uhr). Heißt also, dass jeweils die beiden Ersten sowie die zwei zeitschnellsten Damen in den Genuss des Olympischen Finals kommen werden. Van der Weken wollte den Druck und die Erwartungen nicht unnötig hochschrauben: „Das Maximum herauszuholen, ist das Ziel.“ In ihrem Semifinale (Serie 2, Start um 19.59 Uhr) wird sie noch mal neben Richardson, der Nummer eins der Welt, stehen. Diesmal gesellen sich Julien Alfred (WRL-3.) sowie die schillernde Ikone des Sprints, Shelly-Ann Fraser-Pryce (WRL-11.), zum elitären Teilnehmerfeld. Ihre Bestzeit von 11.00 Sekunden, dem Luxemburger Landesrekord, ist die fünftschnellste Meldezeit dieser stark besetzten Serie. „Das wird unheimlich schwer. Es kommt auch auf die Tagesform an und es wäre nicht das erste Mal, dass mir etwas Außergewöhnliches gelingt“, fügte sie zuversichtlich hinzu. Van der Weken ging am Freitag davon aus, erstmals in ihrer Karriere unter der 11-Sekunden-Grenze bleiben zu müssen, um ins Finale zu gelangen.
Um mit besten Voraussetzungen an den Start gehen zu können, standen am Freitagnachmittag Regeneration und Physiotherapie auf dem Programm. Den Samstagmorgen will sie ebenfalls entspannt angehen: „Die Rennen sind spät, das bedeutet, dass ich erst später in den Tag starten werde, um den Tag zu verkürzen. Ich will nicht das Gefühl haben, schon den ganzen Tag auf den Beinen gewesen zu sein.“ Nach ihrer Premiere in Paris sind die Weichen für eine mögliche Überraschung also schon gestellt. „Zwei Rennen an einem Tag zu laufen, ist nie leicht. Aber ich bin inzwischen daran gewöhnt …“
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