Olympia / „On est en finale!“: Zu Besuch im Hexenkessel in Lille beim Handball-Halbfinale
Nicht nur Paris ist derzeit im Olympia-Taumel, auch etliche andere Städte in Frankreich feiern das sportliche Highlight mit. In Lille fanden die Basketball-Vorrundenspiele und das komplette Handballturnier statt. Ein Eindruck von den Halbfinal-Spielen der Frauen am Donnerstag.
Bei einem gemütlichen Spaziergang durch Lille zeigt sich die Stadt am Donnerstag von ihrer besten Seite. Die Sonne strahlt vom blauen Himmel herunter, die beeindruckenden Fassaden der Altstadt glänzen im Licht. Dass Lille eine der austragenden Städte der Olympischen Spiele 2024 ist, merkt man vor allem durch die merkliche Polizeipräsenz, die konstant auftauchenden Werbebilder – und die auffallende Beschilderung. An gefühlt jeder zweiten Ecke findet sich ein Hinweisschild, wo die nächste Metrostation ist und welche Linie man nehmen muss. Auf der „Grand Place“ allerdings zeigt sich, dass die Liller die beiden Sportarten, die hier ihre Wettkämpfe austragen, richtig ins Herz geschlossen haben. Eine kleine Arena bietet hier die Möglichkeit, unterschiedliche Basketball-Varianten und Handball auszuprobieren. Die Spielfelder sind bereits am Morgen gut gefüllt.
Im Fan-Village vor der Arena wird schnell klar, dass die angehende Handballerin keineswegs alleine mit ihrer Meinung war. Der abgetrennte Bereich, der eine lustige Mischung aus Spielwiese, Pick-Nick Platz und Sommerbar ist, bietet das ideale Areal, um mit den eintrudelnden Fans ins Gespräch zu kommen. Fast jeder, dem man hier begegnet, ist in den Farben Frankreich gekleidet. „Egal wie es ausgeht, wir sind stolz auf unsere Mädels“, sagt Anne, die in einem Vorort Lilles wohnt.
Angekommen im Pierre-Mauroy-Stadion ist klar: Das wird ein richtiger Hexenkessel an diesem Nachmittag. Schon eine Stunde vor dem Spiel, als die Spielerinnen sich noch aufwärmen, sind die „Allez les Bleues“- Rufe ohrenbetäubend. Nach dem Anpfiff kennen die französischen Fans in der Halle kein Halten mehr. Jede Aktion, ob defensiv oder offensiv, wird gefeiert – dabei ist ganz egal, dass Frankreich die meiste Zeit des Matches zurückliegt. Während die schwedischen Tore mit respektvollem Applaus zur Kenntnis genommen werden, ertönen bei jeder Schiedsrichterinnen-Entscheidung gegen Frankreich laute Pfiffe. Die letzten zehn Minuten der regulären Spielzeit hält es dann niemanden mehr auf den Stühlen – und als Frankreich ausgleicht und das Spiel in die Verlängerung rettet, wird gefeiert, als hätte man den Sieg schon in der Tasche. Den Spielerinnen bedeutet das etwas, das merkt man vor Ort. Immer wieder peitschen sie die Stimmung an.
In der Verlängerung holt sich Frankreich zunächst die Führung – und dann den Sieg. Die Fangesänge sind vermutlich von der Arena bis in die Innenstadt zu hören, so laut feiern die Fans ihre Mannschaft. Die gut gelaunten Freiwilligen machen mit, haben aber Mühe, die Leute zu überzeugen, außerhalb der Arena weiterzufeiern. Erst als Frankreichs Spielerinnen das Feld unter tosendem Applaus verlassen, fängt das Stadion an, sich langsam zu leeren. Draußen vor der Arena geht die Party weiter bis in den Abend hinein – und immer wieder ertönt „On est en finale“. Selbst mitten im zweiten Halbfinale, wo Norwegen Dänemark deutlich in die Schranken weist.
Die Medaillenkämpfe am Wochenende
Die Frauen haben am Samstagmorgen vorgelegt. Um zehn Uhr mussten Schweden und Dänemark unter sich ausmachen, wer noch auf Platz drei eine Medaille feiern darf. Die Däninnen konnten sich schließlich im Spiel um Bronze durchsetzen.
Um 15 Uhr wird es im Stadion in Lille dann noch einmal richtig laut: Dann ringt Frankreichs Frauenmannschaft mit Norwegen um Gold. Es dürfte wieder ein richtig spannendes Match werden, bei der den Französinnen der Rückhalt aus dem Publikum sicher ist.
Die Männer tragen die Medaillenkämpfe am Sonntag um 9 Uhr und 13.30 Uhr aus.
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