Kaltfront nach Hitze-Peak / Rückblick auf die Unwetter von Samstagabend
Wieder einmal wurde Luxemburg von markanten Unwettern erwischt. Im nahen Ausland kam eine junge Frau ums Leben.
Wie in der letzten Kolumne am vergangenen Freitag angekündigt, kam es am Samstagabend zu teils schweren Gewittern, die gebietsweise Unwettercharakter angenommen hatten. Auslöser für diese brisante Wetterlage war eine Kaltfront, die sich im Laufe des Samstags langsam in Richtung Luxemburg bewegte. Schon am frühen Mittag sorgte die Front über der belgischen und niederländischen Küste für spektakuläre Bilder.
Die Unwetter entstanden erst durch die Kombination mit feuchtwarmen Luftmassen, die aus dem Mittelmeerraum ins Vorfeld der Kaltfront transportiert worden waren. Der beste Korridor hierfür erstreckte sich von Nordostfrankreich über Benelux bis in den Westen und teils auch Nordwesten Deutschlands hinein. Bedeutet: Viele der unwetterartigen Gewitter traten nicht direkt an der Kaltfront selbst auf, sondern an einer sogenannten „Konvergenzzone“, die sich unmittelbar davor bildete. Die potenziell zur Verfügung stehende Gewitterenergie, im Fach auch „CAPE“ genannt (Convective Available Potential Energy) wurde von den Wettermodellen deutlich niedriger eingeschätzt als damals am 29. Juni 2024. Dieser Parameter ist jedoch nicht alles: Kommen Zutaten wie unter anderen eine hohe bodennahe Luftfeuchte und eine starke Windscherung (Änderung der Windrichtung- und Geschwindigkeit mit der Höhe) zusammen, dann kann dies schon, ohne sehr hohe Energie-Werte, für die Entstehung von organisierten Strukturen reichen.
Temperatursturz von 32 auf 18°C
Durch den starken Höhenwind und die Windscherung war schnell klar, dass die größte Gefahr vom Wind ausgeht. Ein gutes Beispiel dafür ergab die Wetterstation in Courouvre in Frankreich: Im System, welches sich auf Luxemburg zubewegte, wurde eine Orkanböe von 149 km/h gemessen.
Gegen 19.15 Uhr erreichte das erste Gewitter den Raum Esch/Alzette-Differdingen und bewegte sich in Richtung Echternach. Auf seinem Weg schwächte es sich ab, dennoch kam es zu stürmischen Böen. Das stärkste Gewitter des Tages erreichte gegen 19.40 Uhr die luxemburgisch-französische Grenze und verstärkte sich über Niederkorn und Aubange. Neben ergiebigem Regen kam es den Radardaten zufolge zu 3 cm großen Hagelkörnern sowie auch schweren Sturmböen. Wetterstationen des staatlichen Wetterdienstes AgriMeteo sowie auch vom privaten Wetterdienst Kachelmannwetter registrierten Böen von 91 bis 98 km/h. Radarbilder und Schäden lassen vermuten, dass es zwischen den Stationen punktuell auch Böen bis um 110 km/h gegeben haben könnte.
Der Bereich mit Sturmböen bewegte sich anschließend über Essingen nach Longsdorf und Bivels, gegen 20.20 Uhr überquerte die Gewitterzelle die deutsche Grenze. Nach noch einigen „Wellen“ an einzelnen linienhaft angeordneten Schauern und Gewittern ging die Aktivität gegen 23 Uhr gen null. Besonders im Südwesten, Westen und Teilen der Mitte bis hin zur Grenze zu Deutschland sind teils markante Vegetationsschäden aufgetreten. Einige Straßen waren zeitweise nur schwer zu passieren oder man musste auf die Freiräumung warten.
Durch Regenmengen von 15 bis 30 l/m2 im Südwesten sowie punktuell 40 l/m2 in kurzer Zeit im Nordosten kam es zu leichten Überschwemmungen sowie auch Wasser in Kellern. Nicht zu vergessen die Blitzeinschläge, die sich in Helmsingen in der rue Jean Mercatoris ereignet hatten: Ortungssystemen nach sind hier neun Blitze eingeschlagen. Einer davon löste für einen Brand aus, als er in ein Haus einschlug.
Aufgrund des Unwetters ereignete sich im französischen Grenzgebiet, bei Aumetz, ein tödlicher Unfall. Eine 17-Jährige wurde von einem Lkw erfasst, als sie einem umgestürzten Baum ausweichen wollte.
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