Kunstecke / „La(rt) Sauvage“ mit Kunst und Legende: Ausstellung von Alessio Sciamanna
Eine Legende wiederbelebt: Der Künstler Alessio Sciamanna interpretierte die Sage um „La sauvage“ in der entweihte Kirche Saint-Barbe neu. Ein Blick auf diesen ungewöhnlichen Ausstellungsort und die Schau.
Der Kunstherbst wird national überschattet vom Tod des talentierten Künstlers Max Dauphin und international vom Ableben der Ausnahmekünstlerin Rebecca Horn. Max Dauphin hat sein Leben bei einem tragischen Unfall in Frankreich verloren. Rebecca Horn starb mit 80 Jahren in Deutschland. In Luxemburg kündigen derzeit erste Vernissagen die „Rentrée“ in den Galerien an: Wir blicken auf eine ungewöhnliche Ausstellung von Alessio Sciamanna in der entweihten Sainte-Barbe-Kirche in Lasauvage zurück.
Kunst in der Kirche
Was tun mit den vielen Kirchen, denen im Gefolge der Trennung von Kirche und Staat entweder neue Verantwortlichkeiten zufielen oder die gar der Entweihung und Schließung anheimfielen? Die Situation ist nicht einfach, da es nicht nur um die Verantwortung, sondern auch um die Finanzierung des Unterhalts und/oder neuer Bestimmungen geht. Tatsache ist, dass eine Reihe von Kirchen entweiht wurden, vor allem die Kommunen sollen – gemessen an ihren Möglichkeiten und den gemeinschaftlichen Bedürfnissen – diese doch sakralen Gebäude, oft mit architektonisch hohem Wert, mit neuem Leben füllen. Dass sich Gemeinden dabei oft schwertun, wundert nicht, ist es doch bei klammer Kassenlage nicht immer einfach, neue Aktivitäten zu entwickeln und dauerhaft abzusichern.
Mit der „Eglise Sainte-Barbe“ in Lasauvage wurde diesbezüglich Mustergültiges geleistet. Nachdem das Pfarrhaus vor Jahren in ein angesagtes Restaurant umgewandelt werden konnte, hat man die Kirche selber von Grund auf renoviert, um sie einer kulturellen Bestimmung zuzuführen. Lasauvage ist eine kleine Ortschaft, die straßenmäßig nicht so leicht zugänglich ist, jedoch, umgeben von Wäldern und der Aura, inmitten der Südregion gelegen zu sein, einen nicht zu verkennenden Charme ausstrahlt.
Seit die Sainte-Barbe-Kirche ihrer kulturell vielseitigen Bestimmung zugeführt worden ist, haben die Verantwortlichen der Gemeinde Differdingen dort ein eigenes Programm unter dem Namen „La(rt) Sauvage“ entwickelt. Von Juli bis September/Oktober werden hier Ausstellungen organisiert. Vom 13. bis 15. September zeigen dort Alexandra Uppman und Viktoria Vanyi ihre Werke, am letzten Wochenende war es Alessio Sciamanna, der hier sein Projekt „Die Legende der La Sauvage“ vorgestellt hat. Aufhänger der Schau ist die Legende der geheimnisvollen Frau, die allein mit ihren langen Haaren geschmückt, ihre funkelnden Augen und scharfen Zähne zeigend im 17. Jahrhundert durch die Wälder um den Ort gestreift sein soll.
Mit KI und Ölfarbe in eine düstere Welt
Der junge Künstler hat sich dieser Legende angenommen, die bestehenden Spuren mittels KI aufgearbeitet und mit seinen Mitteln malerisch mit Ölfarbe auf Leinwand umgesetzt. Herausgekommen sind dreizehn Bilder in unterschiedlichen Formaten mit Motiven – diese reichen von schreckengeprägten Gesichtern über unheimlich anmutende Fratzen bis hin zu düsteren Landschaften, einer gekreuzigten Figur und einem auf dem ehemaligen Kirchenaltar aufgestellten, sozusagen mit weitsichtigem Blick erscheinenden Kopf mit dem poetischen Titel „In Sight“. Andere Werke offenbaren sich mit Titeln wie „Stop Breathing“, „Vamp Anthem“, „cephalalgia“, „Honeymoon“ oder gar „Lasauvage“, um nur diese zu nennen.
La légende de La Sauvage perdura, un écho sombre du passé, et le village, autrefois enveloppé d’innocence, porta désormais son nom – Lasauvage – un monument permanent pour ceux qui craignaient les ombres et ne pouvaient jamais vraiment percer les secrets de l’obscuritéKünstler
Die Werke sind meist in dunklen Farbtönen gehalten und geben den Geist der Wald-Legende wieder. Alessio Sciamanna erzählt im Begleittext die ganze Legende, seine Werke bilden die moderne Version der mittelalterlichen Kultfigur „La Sauvage“. Der Künstler führt am Schluss dieser Erläuterungen aus: „Ainsi, la légende de La Sauvage perdura, un écho sombre du passé, et le village, autrefois enveloppé d’innocence, porta désormais son nom – Lasauvage – un monument permanent pour ceux qui craignaient les ombres et ne pouvaient jamais vraiment percer les secrets de l’obscurité.“
Der Künstler, Jahrgang 2001, wird nach seinen Studien am LGE in Esch/Alzette sowie an der Hochschule Macromedia Freiburg nun den Master-Studiengang „Freie Kunst“ auf der HFBK Hamburg angehen. Seit 2020 stellt er in Gruppenausstellungen oder Solo-Schauen in Luxemburg und Deutschland aus, u.a. im Rahmen von ARC-Gruppenausstellungen. Sein „künstlerisches Feld“ sind neben der Malerei Grafik-Design, Installation und die Konzeptarbeit. Zurzeit hat er keine weiteren Projekte in Luxemburg.
Leider gehört es zum Konzept von „La(rt) Sauvage“, dass die Expos nur kurzzeitig zu sehen sind – und so wurde auch die Schau von Sciamanna bereits abgebaut. Trotzdem lohnt es sich, den jungen Künstler weiter zu verfolgen und die nächsten Projekte in der entweihten Kirche zu besuchen. Die kommenden Ausstellungen in der Sainte-Barbe-Kirche in Lasauvage finden vom 13. bis 15. September mit Arbeiten von Alexandra Uppman und Viktoria Vanyi sowie am 18. Oktober im Rahmen der „Kreativwoch 24“ der Schulklassen von Differdingen statt. Bildende Kunst hat neben Musik wohl ihren festen Platz in dieser neu ausgerichteten prachtvollen Kirche und die Gemeinde sollte dieses Kulturzentrum pflegen.
Öffnungszeiten „La(rt) Sauvage“
Der Ausstellungsort ist freitags von 15 bis 19 Uhr sowie samstags und sonntags von 11 bis 19 Uhr geöffnet.
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