Handball / „Wir wurden betrogen“: HBD scheidet nach verwehrten Time-outs in Italien aus
Der HB Düdelingen ist auf bitterste Art und Weise aus dem EHF European Cup ausgeschieden. Nach dem 36:36 im Hinspiel gegen Raimond Sassari am Freitag, lag der HBD einen Tag danach im Rückspiel 40 Sekunden vor Schluss mit 38:37 in Führung, doch dann wurde Trainer Martin Hummel gleich zweimal ein Time-out verwehrt. In einer chaotischen Schlussphase drehten die Italiener schließlich die Partie.
Es laufen auf Sardinien gerade die letzten 40 Sekunden. Sassari ist im Ballbesitz, der HBD führt zu diesem Zeitpunkt mit 38:37. Dann wird es hektisch. Die Italiener versuchen die Düdelinger Abwehr zu überwinden, verlieren dabei aber den Ball. Der HBD schaltet sofort um und spielt nach vorne. Wie in einer solchen Situation üblich, will HBD-Trainer Martin Hummel ein Time-out nehmen, um seine Mannschaft auf die letzten Sekunden einzuschwören und den Sieg über die Zeit zu retten. Doch der EHF-Delegierte sitzt nicht auf seinem Platz. Er steht neben dem offiziellen Tisch, beobachtet das Spielfeld und bekommt davon nichts mit. Hummel schreit „Time-out, Time-out“, es passiert aber nichts. In dem Chaos verliert sein Team auf dem Spielfeld wieder den Ball, Sassari stürmt zum Konter und trifft zum 38:38-Ausgleich. Hummel versucht erneut eine Auszeit zu nehmen, doch der Vertreter des europäischen Handballverbandes ist weiter nicht an seinem Platz. Auf dem offiziellen Tisch wird zwar in der Hektik von einer Anschreiberin die Sirene ausgelöst – doch die Schiedsrichter und der Delegierte reagieren darauf erneut nicht. Bei den Düdelingern herrscht auf dem Platz Verwirrung, sie verlieren erneut den Ball – und die Italiener stürmen erneut zum Konter und erzielen in der Schlusssekunde den 39:38-Siegtreffer. Während Raimond Sassari feiert, sind Hummel und seine Mannschaft fassungslos. „Wir wurden betrogen“, sagt ein Mitglied der HBD-Delegation am Sonntagmorgen im Gespräch mit dem Tageblatt: „Der EHF-Delegierte hat das Spielfeld beobachtet und eine Rolle als dritter Schiedsrichter eingenommen. Er hat dabei den Tisch aus den Augen verloren und vergessen, was seine eigentliche Rolle ist.“
Davor hatten die Düdelinger ein richtig starkes Spiel abgeliefert. Nach dem 36:36 im Hinspiel am Freitag, war auch das zweite Aufeinandertreffen an Intensität und Spannung nicht zu überbieten. Nach einer ausgeglichenen ersten Halbzeit stand es 17:17. Zum Start der zweiten Hälfte waren die Italiener dann aber besser im Match und spielten sich eine 26:21-Führung heraus. Doch der HBD zeigte eine starke Reaktion und holte angeführt von Ojié Etute, der insgesamt 14 Treffer erzielte, Tor für Tor auf und führte kurz vor Schluss schließlich wieder mit 38:37, ehe das Chaos seinen Lauf nahm.
Der HBD hat nach dem Spiel 24 Stunden Zeit, Protest einzulegen. Ob der Klub dies allerdings machen wird, ist auch eine Frage der Finanzen und der physischen Belastung. Sollte der Protest erfolgreich verlaufen und das Spiel daraufhin wiederholt werden, würde eine erneute Reise nach Italien rund 20.000 Euro kosten. Zudem würden sich, zusammen mit den Spielen in der AXA League und im Pokal sehr viele Matches in kurzer Zeit anhäufen.
Statistik
Sassari: Pavani (12 Paraden), Fadda, Spanu – Aldini 2, Nardin 12/3, Mura, Malandrin, Bronzo 10, Delogu 2, Coppola 2, Hamidovic 6, Bomboi, Delrio, Brzic 3, Miri, Codina 2
HBD: Herrmann (4 P.), Hensen (2P., davon 1 7m), Spirinelli – Jung, Hippert, Köller 3, Ilic 5/3, Kouni 2, Zekan 1, Epps, I. Etute 7, O. Etute 14, Neuberg 2, Mahnen, Steffen 4, Rebimbas
Schiedsrichter: Dasic/Husmanovic (NOR)
Zeitstrafen: Sassari 3 – HBD 7
Siebenmeter: Sassari 3/4 – HBD 3/3
Zwischenstände: 5‘ 1:3, 10‘ 6:6, 15‘ 9:9, 20‘ 11:13, 25‘ 14:14, 30‘ 17:17, 35‘ 22:21, 40‘ 26:21, 45‘ 28:25, 50‘ 32:29, 55‘ 34:34
Zuschauer: 300 (offizielle Angaben)
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