Tour de Luxembourg / Tiberi überrascht die Favoriten: Italiener gewinnt Rundfahrt – Wenzel wird Zehnter
Am Ende der Tour de Luxembourg steht mit Antonio Tiberi doch ein Überraschungssieger fest: Der Italiener verdrängte am Sonntag Mathieu van der Poel von Platz eins der Gesamtwertung. Mats Wenzel überzeugte mit Platz zehn in der Gesamtwertung.
Am Sonntagnachmittag stellte Antonio Tiberi den aktuellen Weltmeister etwas in den Schatten. Der Italiener hatte genug Vorsprung auf der letzten Etappe auf Mathieu van der Poel herausgefahren, um sich den Gesamtsieg zu sichern. „Ich bin sehr glücklich“, sagte der 23-Jährige. „Ich bin schon einmal hier bei der Tour de Luxembourg mitgefahren. Es ist ein tolles Land, ich genieße es sehr. Heute (Sonntag) habe ich mein Bestes gegeben und wollte am Ende schauen, was dabei rauskommt. Wir wussten, dass es hart wird. Aber die gute Leistung im Zeitfahren hat mir Vertrauen gegeben.“
Den Grundstein für seinen Erfolg legte Tiberi am Samstag. Beim Einzelzeitfahren rund um Differdingen lieferte Mads Pedersen (Lidl-Trek) die erste Referenzzeit. Der Däne absolvierte die 15,5 km, mit dem steilen Anstieg des Col de l’Europe, in einer Zeit von 19:11 Minuten, was einem Durchschnitt von 48 km/h entsprach. Diese Zeit hielt genau eine Stunde, bis zum Start von Zeitfahr-Spezialist Juan Ayuso (UAE Team Emirates). Die Leistung des 22-jährigen Spaniers, der elf Sekunden schneller war als Pedersen, sollte auch von den elf nachfolgenden Profis nicht mehr getoppt werden. „Die Strecke war anspruchsvoll und schnell. Ich freue mich über den Sieg, der mich weit nach vorn gebracht hat“, sagte Auyso. „Wir werden unser Bestes geben, um den Gesamtsieg noch zu holen. Gegen Van der Poel ist das natürlich ein schwieriges Unterfangen. Vielleicht können wir unser Ziel über die Zeitgutschriften erreichen.“
Van der Poel erobert Gelb erst zurück
Nachdem der Italiener Antonio Tiberi (Bahrain-Victorius) um sieben Sekunden am Etappensieg vorbeigeschrammt war, machte sich Mathieu van der Poel auf die Strecke. Bei der Zwischenzeit war der sechsfache Cyclocross-Weltmeister lediglich vier Sekunden langsamer als Ayuso. „Ich trainiere die Disziplin kaum, bin mit meiner Leistung aber dennoch zufrieden. Der erste Teil der Strecke mit dem Anstieg lag mir besser als der sehr schnelle zweite Abschnitt, wo die Aerodynamik eine große Rolle spielte. Dort habe ich etwas Zeit eingebüßt. Es wird schwierig, die Führung gegen das Team Emirates zu verteidigen“, sagte der Weltmeister. Als 18., mit einem Rückstand von 40 Sekunden, konnte Mauri Vansevenant den Schaden in Grenzen halten, musste Van der Poel das Gelbe Trikot jedoch nach einem Tag wieder zurückgeben.
Den erhofften Sprung in die Top 10 schaffte Mats Wenzel, dem es gelang, fünf Sekunden vor dem gleich hinter ihm gestarteten Tagessieger ins Ziel zu kommen. Durch seinen starken 20. Platz machte der 21-Jährige vier Plätze gut und ging als Gesamt-Neunter, 57 Sekunden hinter Van der Poel, auf den letzten Streckenabschnitt.
Mit einem Rückstand von lediglich drei Sekunden auf Van der Poel lagen Ayuso und Vansevenant auf Schlagdistanz zum Führenden. Auch Vorjahressieger Marc Hirschi (4. auf 0:08) und Antonio Tiberi (5. auf 0:10) konnten sich noch berechtigte Hoffnungen auf den Schlusserfolg machen.
Vollgas am Sonntag
Kein Abwarten gab es am Sonntag auf den ersten von insgesamt 176,9 Kilometern von Mersch nach Luxemburg. Eine 17-köpfige Gruppe, mit sämtlichen Favoriten, darunter auch Wenzel, hatte sich nach der ersten Schwierigkeit des Tages (Nommern) vom Peloton abgesetzt, wurde im Anstieg von Kautenbach aber wieder eingefangen. Davon profitierten Johannes Staune-Mittet (NOR/Visma/Lease a Bike), Archie Ryan (IRL/EF Education-Easy Post) und Lorenzo Milesi (I/Movistar), um ihrerseits das Weite zu suchen. Das Trio konnte einen maximalen Vorsprung von drei Minuten herausfahren.
Dahinter machte die Formation Lidl-Trek mit Alex Kirsch Tempo und der Vorsprung der Fluchtgruppe war 45 km vor dem Ziel um die Hälfte geschrumpft. Die Spitzenfahrer harmonierten weiterhin gut und konnten das Hauptfeld bis zur Einfahrt auf den Schlussparcours, wo sich wie tags zuvor viele Radsportanhänger eingefunden hatten, um 1:07 auf Distanz halten. Aus luxemburgischer Sicht hatte sich neben Mats Wenzel, der seinen Top-10-Platz verteidigen wollte, Kevin Geniets vorgenommen, eine Rolle bei der Vergabe der Podestplätze zu spielen. Im „Pabeierbierg“ machte das Team Emirates Tempo. Die ersten Zeitgutschriften beim Rush in der Avenue Victor Hugo gingen jedoch an die drei Ausreißer. Staune-Mittet und Ryan wurden kurz vor der letzten Runde vom geschrumpften Peloton gestellt.
Die entscheidende Phase im Kampf ums Gelbe Trikot war eingeläutet. In der Schlussrunde gelang es Antonio Tiberi, den Favoriten ein Schnippchen zu schlagen. Der beste Nachwuchsfahrer des diesjährigen Giro d’Italia konnte sich zusammen mit drei Fahrern, darunter David Gaudu (F/Groupama-FDJ), absetzen und die Tour noch zu seinen Gunsten entscheiden. Nach 2021 setzte sich Gaudu zum zweiten Mal auf dem Limpertsberg durch. Die Plätze zwei und drei gingen an Quinn Simmons (USA/Lidl-Trek) und Jordan Jegat (F/Total Energies). Van der Poel hatte am Ende 26 Sekunden Rückstand auf Tiberi und verlor das Gelbe Trikot. „Ich bin dennoch mit meiner Leistung hier zufrieden“, sagte Van der Poel. „Ich hatte wirklich ein gutes Gefühl. Ohne Mannschaft wurde es schwer. Ich hatte die Beine, um zu gewinnen, aber so ist es nun mal. Ich war insgesamt sehr gerne hier und es war super organisiert. Es war eine ideale Vorbereitung auf die WM.“
Die Luxemburger Arno Wallenborn und Mats Wenzel überzeugten mit den Plätzen 12 und 17. Wenzel durfte sich dann sogar über Platz Zehn in der Gesamtwertung freuen.
Im Überblick
4. Etappe Tour de Luxembourg, Einzelzeitfahren in Differdingen (15,5 km)
1. Juan Ayuso (Spanien/UAE) in 19:11 Min., 2. Antonio Tiberi (Italien/Bahrain) 0:07, 3. Mads Pedersen (Dänemark/Trek) 0:11, 4. Marc Hirschi (Schweiz/UAE) 0:15, 5. Mathieu van der Poel (Niederlande/Alpecin) 0:19, 6. Felix Großschartner (Österreich/UAE) 0:20,7. Lorenzo Milesi (Italien/Movistar) 0:21, 8. Quinn Simmons (USA/Trek) 0:26,9. Harry Sweeny (Australien/EF) 0:27, 10. Alex Kirsch (Luxemburg/Trek) 0:31, … 20. Mats Wenzel (Luxemburg) 0:55, … 27. Bob Jungels (Luxemburg) 1:05, … 37. Kevin Geniets (Luxemburg/Groupama) 1:19, … 68. Mathieu Kockelmann (Luxemburg) 1:50, … 88. Alexandre Kess (Luxemburg) 1:50, …
91. Noé Ury (Luxemburg) 2:59, …93. Arno Wallenborn (Luxemburg) 3:02
5. Etappe der Tour de Luxembourg, Mersch – Luxemburg-Limpertsberg (176,9 km):
1. David Gaudu (Frankreich/FDJ) in 4:06:03 Stunden, 2. Quinn Simmons (USA/Trek) 0:03, 3. Jordan Jegat (Frankreich/TotalEnergies), 4. Antonio Tiberi (Italien/Bahrain), alle gleiche Zeit, 5. Pedersen 0:29, 6. Van der Poel gleiche Zeit, 7. Ayuso 0:31, 8. Sébastien Tronchon (Frankreich/Ag2r), 9. Mauri Vansevenant (Belgien/Lotto), 10. Hirschi, … 12. Wallenborn, … 17. Wenzel, alle gleiche Zeit, … 39. Geniets 1:09, … 41. Kirsch 1:13, … 48. Kess 3:52, … 57. Ury 5:34, … 60. Kockelmann, … 67. Jungels, alle gleiche Zeit
Gesamtwertung:
1. Tiberi in 16:47:34 Stunden, 2. Van der Poel 0:15, 3. Gaudu 0:16, 4. Vansevenant 0:19, 5. Ayuso 0:21, 6. Hirschi 0:26, 7. Sweeny 0:46, 8. Jegat 0:54, 9. Davide Piganzoli (Italien/Polti) 1:04, 10. Wenzel 1:15, … 35. Jungels 8:22, … 39. Geniets 11:19, … 44. Wallenborn 13:42, … 56. Kirsch 19:34, … 71. Ury 34:00, … 79. Kess 39:21, … 84. Kockelmann 47:37
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