CID Fraen a Gender und Rosa Lëtzebuerg / Ein Schritt nach vorne – und zwei zurück: Papstbesuch durch queer-feministische Linse
Was bedeutet der Papstbesuch in Luxemburg für queere und feministische Organisationen? Das „CID Fraen a Gender“ stellt Forderungen, „Rosa Lëtzebuerg“ wirft Fragen auf.
„Die Tatsache, dass tausende Menschen sich eingeschrieben haben, um dem Papstbesuch beizuwohnen, zeigt, dass auch in Luxemburg ein großes Interesse an einer Glaubensgemeinschaft besteht, die auf einer fundamental sexistischen Institution basiert“, schreibt das feministische Zentrum CID Fraen a Gender (CID) am Dienstag in einer Pressemitteilung zum bevorstehenden Papstbesuch.
Wenn der „Heilige Vater“ am kommenden Donnerstag luxemburgischen Boden betritt, verlangen die Feminist*innen nicht seinen Segen, sondern: die Aufdeckung und strafrechtliche Verfolgung von Machtmissbrauch und sexualisierter Gewalt innerhalb der Kirche; die Öffnung jeden Amtes für alle Geschlechter; die Abschaffung des Zölibats; die Enttabuisierung und Anerkennung aller sexuellen Orientierungen sowie die Entstigmatisierung von Schwangerschaftsabbrüchen.
Das CID Fraen a Gender schließt sich damit den Bitten gläubiger Feminist*innen an und betont: „Auch wenn das CID religiös unabhängig ist, sind wir durchaus solidarisch mit gläubigen Feminist*innen und ihren Kämpfen innerhalb ihrer Glaubensgemeinschaften, ganz gleich welcher Weltreligion sie angehören.“
Haltung der Erzdiözese in Luxemburg
In dem Rahmen bietet sich ein Blick auf Luxemburg an: Die Erzdiözese in Luxemburg verfügt seit 2011 über diverse Bestimmungen im Umgang mit sexualisierter Gewalt an Minderjährigen und schutzbedürftigen Erwachsenen im kirchlichen Bereich. So bestehen Leitlinien, verpflichtende Schulungen und eine Kontaktstelle für Betroffene. Letztere publiziert seit 2019 einen Jahresbericht zu den gemeldeten Missbrauchsfällen.
In puncto Schwangerschaftsabbruch ist vonseiten des Erzbischofs Jean-Claude Hollerich weiterhin kein Zuspruch zu erwarten. Sowohl im Zuge der entsprechenden Gesetzesreform 2014 als auch vor Kurzem in einem Gespräch über die Europawahlen sprach er sich klar gegen das Vorgehen aus.
Fortschrittlicher gibt er sich im Hinblick auf Homosexualität. 2022 offenbarte Hollerich beispielsweise der Katholischen Nachrichtenagentur gegenüber: Homosexualität als Sünde zu bezeichnen, halte er für falsch. „Ich weiß, dass ich unter meinen Priestern Homosexuelle habe“, so Hollerich. „Ich habe bei den Laien homosexuelle Frauen und Männer. Und die wissen, dass sie in der Kirche ein Zuhause haben.“
Queers und der Papst
„Rosa Lëtzebuerg“ steht im Austausch mit dem Erzbistum und führte 2022 einen Gottesdienst im Zuge der „Pride Week“ ein. Über die Gründung einer diözesanen Gruppe zu „LGBTIQ+ und Glaube“ will das Erzbistum nach anfänglicher Ablehnung nachdenken, sagt Laurent Boquet – Vorstandsmitglied von „Rosa Lëtzebuerg“ und früher u.a. Teil des Pastoralrats – dem Tageblatt gegenüber. Bis dahin können queere Gläubige den Gruppen „LGBTIQ+ und Religion“ (Rosa Lëtzebuerg) oder „Rainbow Faith“ (Centre LGBTIA+ Cigale) beitreten.
Anders als Hollerich verfolge Papst Franziskus eine Politik der Unsicherheit, was homosexuelle Menschen betreffe. „Er wagt einen Schritt nach vorne – und geht dann zwei zurück“, sagt Boquet. Im Magazin queer.lu (2. Ausgabe) fasste Boquet die komplexe Aufgabe des Papstes zusammen: „Der Papst steht in der Verantwortung, die Balance zwischen progressiven und konservativen Strömungen innerhalb der Kirche zu wahren.“
Im Vorfeld seines Besuches in Luxemburg wirft Boquet deshalb Fragen auf, statt Forderungen auszusprechen: „Was erwartet die katholische Kirche von sich selbst: Was bedeutet es, LGBTIQA+ Menschen zu verteufeln? Und wie will sie in Zukunft noch ernst genommen werden, wenn sie das Thema weiterhin rückschrittlich angeht?“
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