Kunstecke / Kollektiv „Sixthfloor“ weiht neue Galerie ein
Die Mitglieder des Kollektivs „Sixthfloor“ verlassen ihre Ateliers – und stellen in der neuen Galerie „A Spiren“ in Strassen aus. Ein Blick auf die renovierte Ausstellungsfläche und die Schau.
Die Gemeinde Strassen hat mit ihrer Biennale, zahlreichen Ausstellungen und Retrospektiven der Kunstszene einen Platz gesichert. Mit der Eröffnung der renovierten Galerie „A Spiren“ ist nun ein weiterer Schritt in diese Richtung gemacht. Zur ersten Ausstellung in den heller und gediegener präsentierten Räumlichkeiten im Centre Barblé wurde das Kollektiv Sixthfloor verpflichtet. Die sieben meist in ihren eigenen Ateliers ausstellenden Künstler zeigen ihre „Visions“ in neuer Umgebung.
Die ein kleineres Erdgeschoss im Eingangsbereich und einen breiten Raum auf der Etage umfassende Galerie ist in den letzten Monaten komplett erneuert worden. Hellere Wandbekleidung, Klimaanlage, optimale Beleuchtung und Ähnliches mehr sorgen für gute Darstellungsbedingungen bildender Kunst. Zur ersten Expo ist das in Koerich beheimatete Kollektiv Sixthfloor zu Gast. Es umfasst so unterschiedliche Maler wie Nadine Cloos und Joachim van der Vlugt, Bildhauer wie Tom Flick und Katarzyna Kot, den Designer Wouter van der Vlugt, den Objektkünstler Patrick Meyer und den Fotografen Mars Lépine. Wer den Weg in die etwas abseits von Koerich gelegenen Ateliers von Sixthfloor bislang gescheut hat, dem bietet sich nun die Möglichkeit, die volle Bandbreite der hier erarbeiteten Kunst konzentriert zu erleben.
Gebrüder van der Vlugt
In einer rezent in der mittlerweile geschlossenen Galerie Fellner organisierten Expo der Gebrüder Joachim & Wouter van der Vlugt präsentierten beide ihre Kunst. Wouter, der vom Möbel-Design kommt, hat sich nun vorwiegend auf offene Skulpturen aus Holz fokussiert, wobei er manchmal auch andere Werkstoffe, etwa Glasfiber, zum Einsatz bringt, um daraus quasi organische Formen zu gestalten, kurzum Skulpturen, die atmen. Hohlräume und kompakte Volumen halten sich die Waage. Er wählt sein Material sorgsam aus, transformiert es aus seinem Rohzustand zu glatten Oberflächen und offenen Körpern, oft kugelförmig und in horizontaler Lage ausgerichtet. In der oberen Etage der Galerie teilen sich Wouter van der Vlugt und Bildhauer Tom Flick einen sorgsam und feinfühlig arrangierten Skulpturengarten. Wouter ist mit zehn Arbeiten aus mehreren Schaffensperioden dabei.
Maler Joachim van der Vlugt hält im Erdgeschoss eine Dreierkombination und vor allem zwei größere Gemälde bereit, stets in der ihm eigenen Maltradition, die sich in einem Spannungsfeld zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit bewegt. Durch fein geführte Kompositionslinien erzeugt er sowohl Tiefe als auch einen manchmal strengeren Aufbau, dies obwohl er gerne von einem „spontanen Ansatz“ in seinem Malprozess spricht. Meist in einer farblichen Grundtonalität gehalten, ergeben sich durch seine auch vom Motiv her mehrschichtige Malweise ineinander gleitende Bildelemente, die sich auch farblich kontrastreich artikulieren können. Er spielt gerne mit dem Prinzip „Bild im Bild“, sodass sich für den Betrachter in der Perzeption manchmal widersprüchliche Effekte ergeben, die erst Sinn ergeben, wenn sie als Ganzes erfasst werden.
Bildreihe und tiefschürfende Porträts
Zeigt die Malerin Nadine Cloos im Erdgeschoss eines ihrer traditionellen Bilder mit Tiermotiv, so entfaltet sie in der oberen Etage eine Reihe an in nuancenreichem Grau-Schwarz-Weiß gehaltenen namentlich gezeichneten Porträts oder aber Gesichter, die schlicht Stimmungen ausdrücken, etwa „Konzentriert“, „Enttäuscht“ oder „Empathisch“. Die Einheit dieser Serie mit neun Arbeiten von Nadine Cloos ist beeindruckend. Diese Werke ergänzen die in Schwarz-Weiß realisierten Lichtbilder des Fotografen Mars Lépine, dem es auf sensible Art gelingt, die Seele der porträtierten Personen zu erfassen und diese sozusagen bildlich widerzuspiegeln. Mit den bei ihrer künstlerischen Tätigkeit fotografisch erfassten Porträts der teilnehmenden Kollegen von Sixthfloor ehrt Lépine nicht nur seine sechs Kollektiv-Partner, nein, er verewigt sie auf meisterhafte und feinfühlige Weise in der heimischen Künstlergalerie.
Katarzyna Kot hat sich auch außerhalb von Luxemburg mit ihren aparten und ungewöhnlichen Holzarbeiten einen Namen gemacht. Sie geht mit ihren meist rundlich gehaltenen Holzskulpturen dem Geist des Kreises als Symbol des Lebens auf die Spur, artikuliert mal verschiedene Hölzer zu dichten Rundkörpern, mal nutzt sie Durchbrüche in den Strukturen dünner Scheiben, um diese zu einem völlig fremden Gesamtbild zu vereinen und so eigenartige Wandskulpturen und/oder frei stehende Objekte zu ermöglichen.
Papier, Glas, Holz, Alabaster und Marmor
Ihre Arbeiten kontrastieren mit den farbigen Objekten von Patrick Meyer, der sich nach seinen Marmorskulpturen nun auf den Einsatz von eingefärbtem und gefaltetem oder zerknülltem Papier konzentriert. Er legt die Papierfetzen (Flat folies) aufeinander oder wirbelt sie in einem gläsernen Hohlkörper durcheinander und erzielt so neue Objektformen unterschiedlicher Größe. Diese Papierelemente überdacht er mit einer Glasglocke, mal größer, mal kleiner, und lässt sie gar als duales Bild erscheinen. Es sollen dies dem Gang des Lebenszyklus nachempfundene Objekte sein.
Last but not least gilt es den Bildhauer Tom Flick zu erwähnen, einer der Gründer von Sixthfloor, ein Künstler der vorwiegend in Marmor, Granit und Alabaster wirkt. Er organisiert regelmäßig Symposien für Bildhauer aus mehreren Ländern, jedoch nicht in diesem Jahr. Von ihm sehen wir in Strassen Skulpturen aus Alabaster und Marmor, wobei eine Arbeit echt leuchtend ist, andere Werke mal rundlich verarbeitet, mal einer eckigen Struktur unterliegen. Mit Titeln wie „Leonidas“, „Hybrid“, „Floating“ oder „Balloon“ drückt Flick jeweils das mal augenscheinlicher erkennbare Motiv, mal die bewusst abstrakt gehaltene Gestaltung aus.
Die sieben Künstler(innen) des Kollektivs Sixthfloor haben beim Aufbau und der Hängung ihrer Expo sicher ganz persönliche Visionen mittels anderer Darstellungsformen zum Ausdruck gebracht, und das Potential der frisch renovierten Galerie „A Spiren“ wohl optimal ausgeschöpft. Ein Abstecher lohnt sich!
Ausstellung
„Visions“ von sieben Sixthfloor-Mitgliedern in der Galerie „A Spiren“ (203, route d’Arlon, L-8011 Strassen), bis zum 6. Oktober. Mittwochs bis sonntags 15.00-19.00 Uhr.
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