BGL Ligue / Warum sich Mehdi Kirch über seinen Spitznamen freute
Mehdi Kirch war nicht der Einzige, der im vergangenen Jahr von einem großen Coup mit dem damaligen BGL-Ligue-Aufsteiger Schifflingen träumte. Zurück auf dem Boden der Tatsachen, begann im Sommer die Suche nach einem neuen Anlauf. Doch viel Überzeugungsarbeit brauchte es letztlich nicht, um zum F91 zurückzukehren. Wie sich der erste Saisontreffer anfühlte und wo er Düdelingen im Titelrennen einstuft, erzählte er am Donnerstag.
Er war noch nie jemand, der mit der Wahrheit hinter dem Berg hielt: Der 34-jährige Mehdi Kirch genießt in Fußballerkreisen wohl auch so viel Anerkennung, weil er Probleme und Missstände offen anspricht. Das Kapitel in Schifflingen war für ihn eines der dunkelsten der Karriere. Die „Geschichten“ einer „komplizierten Saison“ liegen hinter ihm. „Als feststand, dass ich nicht bleiben würde, gab es mehrere Telefonate und einige interessante Angebote.“
Doch die Erfahrungen in Schifflingen haben ihn eines gelehrt: „Ich wollte nicht wieder eine ähnliche Situation erleben.“ Da die Kontakte zu den Düdelinger Verantwortlichen nie abgebrochen waren, sei die Rückkehr eine „natürliche Wahl“ gewesen. „Mental lag ein schweres Jahr hinter mir und ich wollte unbedingt wieder den Spaß am Fußball zurückfinden.“ Was auf Anhieb in der gewohnten Umgebung gelang: „Schon nach zwei Trainingseinheiten war alles wie früher: Ich wurde empfangen, als wäre ich nie weg gewesen. Die Spieler, die mich noch kannten, nannten mich gleich wieder ‚Capi’, obwohl ich das gar nicht mehr bin. Ich bin jemand, der Selbstvertrauen benötigt, um Leistung zu bringen. Und das ging hier sehr schnell.“
Der aktuelle Konkurrenzkampf und ein formstarker Mehdi Kirch gefallen Trainer Marco Martino jedenfalls sehr gut: „Nachdem Chris Stumpf eine super Saison abgeliefert hat, wusste er bei seiner Unterschrift, worauf er sich einließ: Er muss um seinen Platz kämpfen. Gleichzeitig sind die beiden kompatibel und können gemeinsam in einer Fünferkette spielen.“ Am Mittwoch spielte aber nur Kirch – und traf zum 1:0 gegen seinen Ex-Klub, die Escher Fola. „Einerseits tat der Treffer natürlich gut, andererseits tut es im Herzen weh, zu sehen, was aus der Fola geworden ist.“
Wichtige Werte
2019 war er nach sieben Jahren bei der „Doyenne“ erstmals nach Düdelingen gewechselt, spielte zweimal in der Europa League. Später lernte er unter Carlos Fangueiro die „portugiesische Vision“ des Fußballs kennen. „Man kann das nicht vergleichen. Carlos hatte gleich tolle Mannschaften, die er betreuen konnte. Marco Martino hat andere, gute Ideen und einen anderen Stil.“ Eine Vorgabe hatten aber beide: Dass der schnelle Mann auf dem linken Flügel eine Leaderrolle für jüngere Kollegen ausfüllen sollte. Martino erklärte: „Menschlich bringt Mehdi wichtige Werte mit. Zudem ist er ein mega Fußballer. Was er im Training zeigt, ist großes Kino. Doch besonders beeindruckt bin ich von seiner Einstellung. Er pusht die Mitspieler, er motiviert sie und sagt auch ein Wort, wenn es nicht läuft.“ Wirklich damit auseinandergesetzt, irgendwann mal außerhalb des Platzes zu dirigieren, hat sich Kirch noch nicht. „Im Moment ist mein Körper noch fit genug und die Liebe zum Fußballspielen groß, weshalb ich mich noch nicht mit Trainerkursen beschäftigt habe. Aber es ist eine Idee, die im Hinterkopf schwirrt.“
Ich bin der Letzte, der ihm sagt, dass er abspielen soll, wenn er mal ins Dribbling geht. Er braucht das eben, um seinen Fußball ausdrücken.F91-Trainer
Da der Körper noch so fit ist, profitiert Kirch unter Martino von einigen Freiheiten: „Wenn man ihm zuschaut, macht es mir als Trainer auch Spaß. Ich bin der Letzte, der ihm sagt, dass er abspielen soll, wenn er mal ins Dribbling geht. Er braucht das eben, um seinen Fußball ausdrücken. Ich bin selbst jemand, der Show und Spektakel mag. Umso besser ist es, wenn auch er das ohne Einschränkungen ausleben kann.“
Oben festbeißen
Ein Rezept, das funktioniert. Mit sechs Siegen und zwei Niederlagen hat Düdelingen allerdings nicht das Maximum herausholen können, wie Kirch resümierte: „Gegen Differdingen gab es fragwürdige Schiedsrichterentscheidungen, die auf diesem Niveau ‚cash’ bezahlt werden. Unter anderen Bedingungen wäre das vielleicht anders gewesen. Gegen Racing kassierten wir zwei vermeidbare Tore in der Schlussphase.“ Was das am Ende in der Tabelle bedeuten könnte? „Schwer zu sagen. Wir haben erfahrene Spieler und junge, auf die man in der Zukunft setzen soll. Vor zwei Jahren rivalisierten wir mit großen Kalibern aus Europa. Dieses Jahr musste aus finanziellen Gründen zurückgeschraubt werden. Trotzdem ist es der F91 Düdelingen. Es ist nur harte Arbeit, die uns zum Ziel führen wird. Als neuer Coach hat man in der Europapokalphase keine Zeit, etwas umzusetzen. Das kommt erst nach und nach. Die Automatismen greifen so langsam.“
Bevor in der Länderspielpause weitere Schrauben festgezogen werden können, wartet am Wochenende mit Hostert ein Gegner, der ebenfalls sechs Punkte in den beiden ersten Spielen der englischen Woche eingefahren hat. „Sie haben einen Stürmer, der in bestechender Form ist. Aber das haben wir mit Samir (Hadji) auch. Es wird ein ‚match d’hommes’ werden, bei dem wir zeigen müssen, warum uns die Gegner zu Recht respektieren.“
Steckbrief
Mehdi Kirch
Geboren am 27. Januar 1990
Nationalität: Franzose
Position: Linker Verteidiger
Bisherige Vereine: Racing Straßburg, Schiltigheim (beide F), Bleid-Gaume (B), Fola, Düdelingen, Schifflingen, Düdelingen
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