Kunstturnen / Céleste Mordenti und ihre historische Medaille
Es ist eine ganz besondere Medaille, die Céleste Mordenti am Wochenende beim letzten Weltcup der Saison im ungarischen Szombathely geholt hat. Erstmals sicherte sich die 21-jährige Turnerin nicht nur eine Medaille bei einem Weltcup, sondern es war auch die erste für den luxemburgischen Turnsport bei einem Wettkampf dieses Levels.
Da musste sich die kleine luxemburgische Delegation am Samstagabend noch schnell auf die Suche nach einer Flasche ungarischem Sekt machen. Eine Mission, die sich erfolgreich gestalten sollte, wie Céleste Mordenti mit einem Lachen erklärte. Wie die prickelnde Brause allerdings schmeckte, konnte die junge Turnerin nicht sagen, denn sie verzichtete dann doch darauf. Grund zum Feiern hatte der luxemburgische Turnsport am Samstag aber auf alle Fälle, denn Mordenti reiste am Montag nicht mit leeren Händen vom letzten Weltcup des Jahres in Szombathely zurück. Im Gepäck hatte sie eine Bronzemedaille, die sie im Finale am Stufenbarren holte. Es ist eine historische Medaille, denn noch nie zuvor stand ein luxemburgischer FLGym-Athlet bei einem Wettkampf dieses Levels auf dem Podium. Auch für Mordenti kam dieser Erfolg unerwartet, wie sie schmunzelnd betont: „Ich war mir zwar bewusst, dass am Ende dieses Olympiajahres nicht mehr alle Weltklasseturnerinnen dort antreten würden. Auch wenn ich mir ein Finale als Ziel gesetzt hatte, hatte ich nicht unbedingt mit einem Podium gerechnet.“
Keine Nerven
Fakt ist, dass der Wettkampf in Ungarn der letzte große Kunstturnwettbewerb in diesem Kalenderjahr war. Das Ende eines Olympiazyklus ist zudem auch immer das Ende des gültigen „Code de Pointage“, der alle vier Jahre angepasst wird. Dass nach dem großen Höhepunkt des Jahres viele Olympiaturnerinnen auf den Weltcup verzichten würden, war damit klar. Doch die Konkurrenz war alles andere als klein und Céleste Mordenti, die die Sommerspiele in Paris bekanntlich um gerade einmal 0,6 Punkte verpasst hatte, wollte nach ihren allerersten Weltcup-Auftritten Anfang des Jahres ebenfalls noch einmal zeigen, was sie in den letzten Monaten hinzugelernt hat. „Ich habe es als eine gute Möglichkeit gesehen, einmal ein Weltcup-Finale bestreiten zu können“, erklärt die 21-Jährige. In der Qualifikation am Freitag, wo sie am Sprung, Schwebebalken und ihrem Paradegerät, dem Stufenbarren antrat, gelang ihr dann auch gleich an zwei Geräten dieses Kunststück. Mit einer Wertung von 12,800 Punkten belegte sie am Stufenbarren Rang vier, am Sprung waren es 12,600 Zähler und Platz acht.
„Bei den Turnerinnen, die am Stufenbarren vor mir lagen, wusste ich, dass sie eigentlich ein bis zwei Zehntel besser sind“, beschrieb die junge Turnerin ihre Gefühlslage vor dem Finale. Dass die Kroatin Sara Sulekic, Dritte der Qualifikation, die als erste im Finale antreten musste, einen Sturz hatte, das hatte die Luxemburgerin, die als Vorletzte an der Reihe war, jedoch nicht mitbekommen. „Ich war noch beim Einturnen und habe die Wertungen nicht gesehen.“ Sie selbst zeigte dann auch keine Nerven und turnte fehlerfrei, konnte sich im Vergleich zur Qualifikation sogar noch leicht steigern und erhielt 12,933 Zähler. „Als dann die Drei auf dem Bildschirm aufleuchtete, konnte ich es am Anfang erst gar nicht glauben und dachte nur: ‚Oh Gott….‘“ Auch nach der letzten Turnerin, die schwächer einzuschätzen war, stand vor dem Namen Céleste Mordenti noch immer die Drei – ein unglaublicher Erfolg für die luxemburgische Turnerin, die vor zwei Jahren bekanntlich den Schritt an die Universität nach Amsterdam und die Turnakademie „TurnZ“ gewagt hat, wo sie seither bei der Niederländerin Claudia Werkhoven trainiert, die sie auch nach Ungarn begleitete.
Viel hinzugelernt
Dass dies der richtige Schritt war, ist Céleste Mordenti längst bewusst – nicht zuletzt durch die Bronzemedaille wird dies nun auch immer mehr nach außen hin sichtbar. In den letzten Monaten hat die 21-Jährige auf jeden Fall einiges an wichtiger Erfahrung hinzugewonnen und sich kontinuierlich gesteigert. Anfang des Jahres bestritt sie zum ersten Mal in ihrer noch jungen Karriere drei Weltcups, dies auch noch binnen weniger Wochen. In Baku knackte sie am Stufenbarren im März die fast schon magische 13-Punkte-Grenze. Erfahrungen, die ihr dabei halfen, im Mehrkampf bei der EM in Rimini in diesem Jahr ihr bisher bestes Ergebnis von 50,050 Punkten einzufahren.
Die Luxemburgerin hat viel hinzugelernt – auch sich und ihre Übungen besser einschätzen zu können. So ließ sie in Ungarn am Stufenbarren dann auch ein Element, das ihr vom Ausgangswert ein Zehntel mehr einbringen würde, weg. „Die Übung war etwas einfacher als zu Beginn des Jahres. Es gab eine Drehung, die mir Probleme machte und durch die ich Punkte verloren habe, weil die ganze Übung dadurch einfach weniger sauber aussah. Durch die einfachere Variante ist zwar der Ausgangswert niedriger, doch die Übung wirkt besser und die Ausführungsnote ist dadurch höher.“
Manchmal lohnt sich eben ein Risiko, manchmal nicht. Und vor allem nach dem Training ging Céleste Mordenti in den letzten Wochen mit einem besseren Gefühl nach Hause. „Wenn ich diese Drehung nicht hinbekommen habe, war ich schon sehr frustriert. Das wirkte sich dann auch aufs Selbstvertrauen aus.“ Das heißt jedoch nicht, dass das derzeitige Aushängeschild des luxemburgischen Turnsports in den kommenden Wochen und Monaten nicht auch an der Schwierigkeit der eigenen Übungen arbeiten wird.
Als dann die Drei auf dem Bildschirm aufleuchtete, konnte ich es am Anfang erst gar nicht glauben und dachte nur: ‚Oh Gott’…
Erst einmal lässt sie das Jahr jedoch etwas ruhiger ausklingen. Möglich, dass Mordenti in den kommenden Wochen noch den einen oder anderen Wettkampf mit ihrem Klub in den Niederlanden bestreiten wird. Auch beim Christmas Gym Cup Ende des Jahres in Bettemburg versucht sie, wie immer, dabei zu sein. Im nächsten Jahr will sie dann wieder neu angreifen, nicht nur bei der EM und WM, sondern auch wieder bei Weltcups. „Die drei Weltcups Anfang des Jahres haben mir sehr viel geholfen. Ich habe vor allem gesehen, dass es möglich ist, viele Wettkämpfe binnen kürzester Zeit zu bestreiten. Davor hatte ich nicht gedacht, dass ich so etwas schaffen würde.“ Etwas, das ihr auch am Wochenende geholfen hat, zwei ähnlich konstante Übungen binnen zwei Tagen zu turnen, wie Céleste Mordenti betont. Die Bronzemedaille ist somit der Abschluss eines erfolgreichen Jahres für die junge Kunstturnerin, in dem sie zwar nicht in Paris starten konnte, allerdings einen bedeutenden Entwicklungsschritt genommen hat.
Erster Weltcup für Ronan Foley
Neben Céleste Mordenti war auch Ronan Foley am Wochenende in Ungarn im Einsatz. Für den jungen Kunstturner war es der erste Weltcup seiner Karriere und seine Resultate stimmen die Verantwortlichen der FLGym durchaus zufrieden. Am Barren holte Foley 12,200 Punkte und Rang 18 unter 25 Turnern. Am Reck waren es 12,050 Zähler und ein zwölfter Platz unter 22 Teilnehmern.
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