Handball / Der Trend zum Torspektakel
Das Spitzenspiel in der AXA League zwischen Düdelingen und Berchem am vergangenen Donnerstag war ein wahres Torspektakel. Es ist ein wachsender Trend im Handball.
82 Tore in einem Spiel, ein Spektakel für die Zuschauer: Düdelingen und Berchem trennten sich am vergangenen Donnerstag im Spitzenspiel der AXA League 41:41 unentschieden. Das sind durchschnittlich 1,37 Tore pro Minute. Die Zahlen sind beeindruckend. HC Berchem-Trainer Marko Stupar geht weiter ins Detail. „Wenn wir die Ballverluste und Fehlwürfe dazuzählen, gab es in diesem Spiel fast 100 Angriffe. Rechnet man das zurück, dann dauerte es ab dem Moment des Ballbesitzes bis zum Abschluss nur 15 bis 20 Sekunden. Das ist sehr schnell“, so der 42-Jährige. „Die Spieler haben während des Spiels bis zu vier Kilometer im Vollsprint zurückgelegt.“
Das sind Zahlen und Ergebnisse, die im Handball noch vor wenigen Jahren eher selten waren, heute aber immer häufiger erzielt werden. „Es ist ein internationaler Trend“, sagt Stupar. Der moderne Handball ist schnell, dynamisch und spektakulär für die Zuschauer. Es geht Vollgas nach vorne. Der Stil ist auch in Luxemburg angekommen. Das Spiel zwischen Düdelingen und Berchem ist ein Beispiel dafür.
„Beide Mannschaften kennen sich sehr gut und haben schon in der vergangenen Saison in fast der gleichen Konstellation gegeneinander gespielt. Jeder will die Schwächen des anderen ausnutzen, um möglichst schnell ein Tor zu schießen“, erklärt Stupar. „Das haben beide Mannschaften an diesem Tag sehr gut gemacht. Die Hand war locker und Lösungen schnell gefunden.“ Technische Fehler gab es dazu kaum, mit zunehmender Spieldauer wurde der Angriff beider Mannschaften daher sicherer, wodurch es wiederum die Torhüter schwer hatten und keine Seite Tempo herausnahm.
„Die Abwehrreihen standen gut. Aber es fehlten die Unterbrechungen. In dem Moment, in dem die Abwehrspieler den Gegner in der Hand hatten, haben sie es nicht geschafft, das Spiel mit einem Foul zu unterbrechen, weil der Ball sofort zum nächsten ging. Egal, was die Verteidigung anbot, der Angriff war schon bereit“, erklärt Stupar. „Man kann die Abwehr dafür kritisieren, aber man muss auch den Angreifern auf beiden Seiten ein großes Lob aussprechen, dass sie das so schnell und konstant ohne viele technische Fehler bis zum Ende durchgezogen haben.“
Viel Rotation
Dafür ist vor allem eine gewisse Athletik nötig, denn das Tempospiel kostet Kraft. „Wir haben eine Rotation eingeführt. Im Schnitt spielt niemand länger als 40 Minuten pro Spiel. So hat jeder 20 Minuten, um sich zu erholen und das auszuhalten“, sagt Stupar. „Außerdem gibt es keine schweren, großen Spieler mehr. Die Kreisläufer und Rückraumspieler sind zwar oft noch über 1,90 Meter groß, aber alle sind sehr fit und athletisch. Kaum einer wiegt noch über 100 Kilo. Die Spieler werden dazu immer polyvalenter.“
Der Grund für das schnelle Spiel liegt aber auch in den Regeln. Seit 2022 darf der Anwurf im Anwurfkreis aus der Bewegung heraus erfolgen. Der Spieler muss nicht mehr mit einem Fuß auf der Mittellinie stehen. „Das hat sicher zu der Beschleunigung des Spiels beigetragen. Und es wird in Zukunft wohl noch schneller werden.“
Auch wenn der Trend deshalb in Richtung Torspektakel geht, bedeute das aber nicht, dass seine Mannschaft nun in jedem Spiel 40 Tore schießt, so Stupar. In den englischen Wochen mit dem Europapokal wird es wohl etwas langsamer zugehen. Auch nicht jede Mannschaft geht dieses hohe Tempo mit. „Es kommt viel darauf an, was der Gegner anbietet. Wenn er einen langsameren Handball spielt und mehr Zeit im Angriff verbringt, fallen automatisch weniger Tore.“
Wenn aber zwei Tempoteams wie Berchem und Düdelingen aufeinandertreffen, ist ein Torspektakel vorprogrammiert.
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