Enovos League / Ein richtungsweisendes Spiel: Heffingen will endlich den ersten Sieg
Es ist ein Déjà-vu, auf das man in Heffingen gerne verzichtet hätte. Nach vier Spieltagen steht der ambitionierte Aufsteiger noch immer ohne Sieg da und will ein ähnliches Szenario wie vor zwei Jahren unbedingt vermeiden. Damals warteten Philippe Arendt und Co. ebenfalls lange auf ein erstes Erfolgserlebnis und stiegen am Ende der Saison ab. Am Freitag steht nun ein richtungsweisendes Spiel auf dem Programm.
Es ist ein Saisonstart, der für die US Heffingen komplett in die Hose ging, wie auch Philippe Arendt ohne zu zögern zustimmt. Nach einem vielversprechenden Auftakt gegen Walferdingen, der nur knapp 76:82 verloren ging, folgte für den Aufsteiger eine bittere Woche, die nach wie vor schwer für die Moral ist. Zuerst wäre da die 81:84-Niederlage im Pokal gegen Mamer, nur wenige Tage später folgte in der Meisterschaft die bisher deutlichste Pleite (71:100), dies ausgerechnet im Derby gegen den Nachbarn Fels. Als wäre das nicht genug, musste man am vergangenen Freitag dann eine weitere ärgerliche Niederlage verdauen (88:103), dieses Mal gegen Mitaufsteiger Mondorf. Am Sonntag folgte dann das 65:78 gegen Contern, womit Philippe Arendt und seine Teamkollegen in der laufenden Spielzeit noch immer keine Partie gewonnen haben. Erklärungen für den total verpatzten Beginn der Saison 2024/25 hat der ehemalige Bartringer, der nun schon in seiner dritten Saison in Heffingen aufläuft, nicht. „Könnten wir uns das erklären, dann hätten wir nicht all unsere fünf Partien verloren. Uns war bewusst, dass wir zu diesem Zeitpunkt nicht mit einem 5:0 dastehen würden, doch wir hatten uns schon vorgenommen, wenigstens zwei oder drei Spiele zu gewinnen.“
Dass der Aufsteiger mit gewissen Ambitonen in die neue Saison gestartet war, daraus macht auch der 26-Jährige keinen Hehl. Mit Arendt selbst und Max Schmit stehen immerhin zwei ehemalige Nationalspieler im Kader, auch die Schomer-Brüder haben sich in den letzten Jahren in der höchsten Liga einen Namen gemacht. Ein Team mit Erfahrung und einigen jungen Talenten, das auch nach dem Abstieg zusammengeblieben war und die Suppe, die man sich vor zwei Jahren eingebrockt hatte, in der Nationale 2 wieder ausgelöffelt hat. Dass die USH kein Aufsteiger wie viele andere sein würde, davon gingen im Vorfeld der Saison dann auch die meisten im nationalen Basketball aus. Nun scheint man in Heffingen die ursprüngliche Zielsetzung allerdings früh nach unten zu korrigieren, wie Arendt bestätigt: „Eigentlich hatten wir das Play-off anvisiert und wollten unbedingt vermeiden, unten mitspielen zu müssen. Es sieht aber so aus, als ob wir diese Zielsetzung zurückschrauben müssen, da hat uns die Realität inzwischen doch sehr schnell eingeholt.“
Ein ärgerliches Déjà-vu
Klassenerhalt, so lautet dann auch erst einmal das primäre Ziel beim Aufsteiger, der ein Déjà-vu der Saison 2022/23 unbedingt verhindern möchte. Auch vor zwei Jahren war Heffingen nicht unbedingt als Abstiegskandidat in die Saison gestartet. Nachdem der Klub zwei Jahrzehnte lang zwischen erster und zweiter Liga hin und her gependelt hatte, schien der kleine Dorfverein sich damals endlich wieder im Oberhaus etabliert zu haben und sein Image als klassische Fahrstuhlmannschaft losgeworden zu sein. Doch es folgte eine wahre Seuchensaison, mit unzähligen Profiwechseln und dem Abstieg in die Nationale 2.
„Damals haben wir auch lange auf den ersten Sieg gewartet“, erinnert sich der Guard, der bestätigt, dass die derzeitige Situation schwer für Moral und Selbstvertrauen ist. „Ich bin wirklich davon ausgegangen, dass uns das Jahr in der zweiten Liga weiterhelfen und mental stärker machen würde. Ich dachte, dass wir den Elan aus dieser guten Saison mitnehmen würden.“ Immerhin ging Heffingen von Anfang an als Favorit in die letzte Spielzeit und musste mit dieser Rolle auch einmal zurechtkommen. Dass der Unterschied zwischen Ober- und Unterhaus inzwischen jedoch sehr groß ist, dem stimmt auch Philippe Arendt zu. „Ein paar Prozent weniger kosten einen hier auf jeden Fall das Spiel. Hinzu kommt, dass wir ebenfalls nicht das Budget für Profispieler haben, das andere Vereine der Enovos League aufwenden können.“
Etwas stimmt den ehemaligen Nationalspieler dann aber doch optimistisch, denn mit Ausnahme der Begegnung gegen die Arantia, konnte die USH mit allen anderen Gegnern mithalten. „Walferdingen haben wir im ersten Spiel doch überrascht, haben am Ende aufgrund unserer eigenen Dummheiten verloren. Gegen Mondorf sind wir ja auch kurz vor Schluss noch einmal bis auf vier Punkte herangekommen.“ Ausreden suchen, das möchte man in Heffingen nicht, der 26-Jährige weiß zu gut, dass sich die Spieler in ihrer aktuellen Situation auch an die eigene Nase fassen müssen. Dennoch waren die bisherigen Umstände nicht unbedingt die einfachsten, denn kurz vor Saisonbeginn musste der Aufsteiger noch einen Last-Minute-Wechsel auf einer der Profipositionen vornehmen, da sich der ursprünglich verpflichtete Trey Wood schwerer an der Schulter verletzt hatte. Dass sich die beiden australischen Profispieler und der Rest des Teams noch nicht richtig gefunden haben, gibt auch Philippe Arendt zu. Hinzu kommt, dass der Klub bisher viele Spiele unter der Woche bestreiten musste, neben dem Pokalspiel an einem Mittwoch waren dies zwei Freitagsspiele, zudem gab es dann auch noch zwei Sonntagspartien: „Es ist natürlich was anderes, wenn man direkt vom Büro zum Spiel fahren muss. Bisher konnten wir noch nicht einmal samstags spielen, was schade ist. Zudem war das Programm bisher doch sehr stramm, man hatte kaum eine Erholungsphase, doch diese Situation ist für alle gleich.“
Großer Zusammenhalt
Wie der Zufall es wollte, muss Heffingen nun zum dritten Mal in dieser Saison an einem Freitag ran. Dann steht mit dem Duell gegen die ebenfalls noch sieglosen Musel Pikes ein richtungsweisendes Spiel an, wie der Guard betont, der weiß, dass man die Moselaner nie unterschätzen sollte: „Seit drei Jahren werden sie als Abstiegskandidat gehandelt. Mit Tom Welter und Raphaël Martin besitzen sie aber zwei gestandene Leute, die wissen, wie sie sich anlegen müssen. Bei ihnen gab es auch schon einen Ami-Wechsel, was ebenfalls einen Impakt auf sie hatte. Ich gehe jedenfalls von einem 50/50-Spiel aus.“
Der Zusammenhalt bei uns ist groß und es ist genau dieser Charakter, der das Team über Wasser hält
Die Rolle des Underdogs nimmt der 26-Jährige nun gerne an, dabei hofft er, dass sich sein Team endlich aus der Negativspirale befreien kann. Die Stimmung, so viel steht fest, ist in Heffingen aber noch immer exzellent, etwas, das man nicht zuletzt nach der Abstiegssaison vor zwei Jahren feststellen konnte. Dass fast sämtliche Spieler dem Verein in einer solchen Situation treu bleiben, kommt nämlich äußerst selten vor und hat der USH sicherlich Respekt und einige Sympathiepunkte gebracht, vor allem da Spieler wie Arendt wohl problemlos einen Platz bei einem Erstligaverein gefunden hätten. „Ich bin stolz darauf, dass alle selbstkritisch genug waren und es selbstverständlich war, das gemeinsam so durchzuziehen. Der Zusammenhalt bei uns ist groß und es ist genau dieser Charakter, der das Team über Wasser hält. Würde diese Stimmung kippen, wäre das wohl fatal.“
Ein Sieg gegen die Musel Pikes würde sicherlich dabei helfen, dass dies noch lange nicht passieren wird. Noch ist die Saison jung und Zeit da, aus dem Tabellenkeller herauszukommen, das wissen auch Philippe Arendt und seine Teamkollegen: „Dennoch wäre es an der Zeit, diese Null endlich loszuwerden.“
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