Editorial / Rechte für Menschen mit einer Behinderung: Es reicht mit den leeren Versprechungen
An diesem Montagmorgen werden sich wieder Hunderttausende in Luxemburg auf den Weg zu ihrer täglichen Arbeit machen. Auch wenn vielleicht nicht jedem sein Job gefällt, ist die Arbeit für viele ein fester Teil eines erfüllten Lebens. Nicht arbeiten zu können, kann schwer zu ertragen sein. Noch schwieriger ist es aber, wenn man gerne arbeiten möchte, jedoch keinen passenden Arbeitsplatz findet, so sehr man sich auch ins Zeug legt.
Das bezeugten auch die Personen, mit denen das Tageblatt auf dem Jobtag für Personen mit einer Behinderung und/oder in externer beruflicher Wiedereingliederung gesprochen hat. Viele von ihnen suchen schon seit Jahren nach einer Arbeitsstelle und geben die Hoffnung nicht auf, obwohl sie immer wieder von potenziellen Arbeitgebern enttäuscht werden. Sie beweisen dabei mehr Zähigkeit und Einsatz als so manche Politiker, die vorgeben, sich für die Rechte von Menschen mit einer Behinderung oder gesundheitlichen Schwierigkeiten ernsthaft zu interessieren.
Von der Sprecherin der ADEM heißt es, es sei in den vergangenen zwei Jahren „viel passiert“, weil nun beispielsweise gezieltere Rekrutierungsmaßnahmen, wie etwa dieser Jobtag, geschaffen wurden und man die Firmen besser über die möglichen Hilfen des Staats aufklärt. Diese Initiativen sind löblich und die ersten richtigen Schritte, aber man muss sich eingestehen, dass noch viel mehr passieren muss.
Arbeitsminister Georges Mischo zeigt sich, laut einem rezenten RTL-Bericht über eben jenen Jobtag, „offen“ für mögliche Verbesserungen und eine Reform des „Statut du salarié handicapé“. Auf den Vorschlag, Lehrstellen unter diesem Statut zu ermöglichen, sagt Mischo: „Jetzt ist es an mir als Arbeitsminister, das aufzuarbeiten und diese Hürde aus dem Weg zu schaffen.“ Die Zukunft wird zeigen, wie ernst es Mischo wirklich mit dieser Aussage meint, oder ob er sich in die lange Schlange von Politikern einreiht, deren Versprechen einer Verbesserung der Situation von Menschen mit einer Behinderung am Ende nur heiße Luft sind. Der große Andrang auf dem Jobtag der ADEM beweist auf jeden Fall: Es ist dringender Handlungsbedarf da.
Insgesamt sollte die Regierung Frieden beim Thema Rechte für Menschen mit einer Behinderung demnächst mal einen Fahrplan vorlegen, wie sie für deren Umsetzung und Verbesserung sorgen möchte. Denn der rezente Aktionsplan zu diesem Thema läuft 2024 aus und 2025 soll ausgewertet werden, wie wirksam dieser gewesen ist. Das Fazit dürfte, wie bereits bei dem Aktionsplan zuvor, wieder arg durchmischt ausfallen. Viele der Forderungen, die die Betroffenenorganisationen immer noch stellen – darunter auch die besagte Reform des „Statut du salarié handicapé“ – sind schon seit Jahren die gleichen. Man sollte ihnen endlich einmal ernsthaft zuhören und ihnen nicht nur leere, vage Versprechungen machen.
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