BGL Ligue / Wie Mehdi El Alaoui in Rodange aus dem Schatten von Carlos Fangueiro heraustreten will
Der Mentor ist nach Portugal weitergezogen – jetzt will sich Mehdi El Alaoui einen eigenen Namen in der BGL Ligue machen. Wie die ersten Tage als Chefcoach in Rodange verlaufen sind und wer ihm zu der Unterschrift beim Aufsteiger geraten hat, erzählte er dem Tageblatt am Freitagmorgen.
Die erste Oktober-Woche wird für die El Alaouis voraussichtlich noch lange ein Gesprächsthema bleiben: Binnen weniger Stunden erhielt der 40-jährige Mehdi El Alaoui eine neue Mission in Rodange, während der vier Jahre jüngere Bruder Hicham El Alaoui Nachfolger von Sébastien Grandjean auf dem Chefsessel beim belgischen Zweitligisten Francs Borains wurde. „Sportlich gesehen ist die Situation für uns beide ähnlich“, resümierte der neue BGL-Ligue-Coach. „Beide Vereine kämpfen um den Klassenerhalt.“
Während die Idee, sich dem Coaching zu widmen, erst später kam, hatten beide die Liebe für das runde Leder von Vater Moujoud in die Wiege gelegt bekommen. Dieser hatte gemeinsam mit Onkel Fettah, einem ehemaligen Nationalspieler Marokkos, für Wydad in Casablanca gespielt. Die zweite Generation verfolgte aber nicht unbedingt die gleichen Ziele. „Mein Bruder war damals auf dem guten Weg, Profi zu werden. Leider machten ihm dann zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt Verletzungsprobleme einen Strich durch die Rechnung. Bei mir war das anders. Meine Priorität galt den Studien. Es war eher ein Zufall, dass ich dann irgendwann ins Traineramt reinrutschte. Ich habe sozusagen unten begonnen und meine Diplome gemacht.“ Heute ist Mehdi El Alaoui Bankangestellter und im Besitz eines UEFA-A-Scheins, sein jüngerer Bruder hat vor wenigen Monaten die Pro-Lizenz erhalten.
Von Ferrara bis Fangueiro
Unterschiede gibt es auch bei der Umsetzung ihrer Philosophie des Fußballs: „Es gibt Gemeinsamkeiten, aber unsere Methoden sind unterschiedlich. Hicham hatte als Mentor Emilio Ferrera, den man aus Düdelingen kennt. Er hat ihn in Seraing, bei La Gantoise und beim Standard Liège begleitet. Bei mir war es bekanntlich Carlos Fangueiro.“ Der 47-jährige Portugiese hatte nach dem unschönen Ende bei Swift Hesperingen ein Angebot aus Portugal erhalten und sitzt seit Januar 2024 in Leixos auf der Bank. Nach viereinhalb Jahren bedeutete dieser Schritt eine Trennung. Fangueiro hätte seinen Wegbegleiter gerne mit in die zweite Liga genommen: „Es war für mich aber auch verständlich, dass er mich nicht nach Portugal begleitete. Er hat einen guten Job in Luxemburg“, meinte Fangueiro.
Als guter Mentor hatte der Portugiese dann auch die richtigen Worte gefunden: „Endlich hat er die Chance bekommen, auf die er wartet, seit ich weg bin. Ich habe ihm geraten, diesen Trainerposten anzunehmen, da er die Kompetenzen dafür hat. Wenn man ihn in Ruhe arbeiten lässt, kann er die Ziele des Vereins erreichen. Ich wünsche es ihm.“
Denn El Alaoui wird in Luxemburg erstmals aus dem Schatten Fangueiros heraustreten müssen. Bislang kannte man den emotionalen Assistenten nur in einer anderen Rolle. Als Co-Trainer war er sowohl für das Wohlbefinden als auch für die Videoanalyse und taktische Elemente zuständig „Er hat alles getan, um eine gesunde Stimmung im Team zu haben. Er war dafür verantwortlich, während der Spiele Bewegungen des Gegners zu beobachten und mir mitzuteilen, wenn beim Gegner Systeme umgestellt wurden. Er hat große Ziele und will sich weiterentwickeln“, berichtete Fangueiro. „Ich kann mir vorstellen, dass er vieles übernimmt, was wir früher gemeinsam gemacht haben und gleichzeitig eigene Ideen hat.“
Die Umstellung
Viel Zeit, etwas umzukrempeln, hatte er in den vergangenen zehn Tagen in Rodange noch nicht. „In den Gesprächen mit dem Vorstand wurde schnell klar, dass es ja nicht wirklich der Wunsch war, einen neuen Trainer zu engagieren. Vieles, was von meinem Vorgänger umgesetzt worden war, ist gut. Andere Dinge kann man noch verbessern. Für mich ging es bisher eher darum, alle kennenzulernen und zu beobachten, wo die Stärken und Schwächen der Spieler liegen.“ Große Schwierigkeiten, vom Assistenten auf den Trainerstuhl zu rücken, gebe es nicht. „Vielmehr ist es die Tatsache, dass es kompliziert ist, wenn man mitten in einer Saison neu ankommt. Das Einzige, was für mich anders ist als vorher, ist, dass ich jetzt die finalen Entscheidungen treffe.“
Auch vor der Tatsache, nicht mehr mit Titelkampf, sondern mit Abstiegssorgen konfrontiert zu sein, macht ihm keine Angst. „Man muss das richtig einordnen und mit beiden Füßen auf dem Boden bleiben. Ich sehe diese Aufgabe als eine Chance, die man mir anvertraut hat.“ Während der jüngere Bruder Hicham schon am Freitagabend gegen den RFC Liège seine Feuertaufe bestehen wollte, geht es für Mehdi El Alaoui am Sonntag dann auf der Escher „Grenz“ so richtig los.
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