FLF-Kongress / Die Schiris übernehmen: Wie sich Alain Hamer und Alex Krüger die Zusammenarbeit vorstellen
Im Fußballverband brechen neue Zeiten an. Die FLF blieb von explodierenden Kosten nicht verschont und auch personell tat sich am Samstag einiges. Wie die beiden ehemaligen Schiedsrichter Alain Hamer und Alex Krüger sich ihre künftige Zusammenarbeit im Verwaltungsrat vorstellen, erzählten sie gleich im Anschluss an eine spannende Wahl.
Die Wechsel: Ein Raunen der Erleichterung ging durch den Saal, als es nach über zweieinhalb Stunden hieß, dass fünf Kandidaten in der ersten Runde – sprich ohne Stichwahl – in den FLF-Verwaltungsrat gewählt worden waren. Damit hatten im Vorfeld nämlich nur die wenigsten gerechnet. Da von den 112 Vereinen immerhin sechs bei der Generalversammlung fehlten, lag die absolute Majorität bei 432 Stimmen (von maximal 863). Umso beeindruckender ist das Ergebnis des Erstgewählten Erny Decker (639). Sein Erfolgsrezept: Er hatte es sich nicht nehmen lassen, in den Wochen vor dem Kongress von Tür zu Tür zu fahren und seine Ideen in den Vereinen vorzustellen.
Die Wahl
1. Erny Decker 639 Stimmen
2. Tun Di Bari 524
3. Leo Hilger 516
4. Alain Hamer 451
5. Alex Krüger 450
6. Corrado Fecchi 416
7. Christian Hess 367
8. Roy Reding 183
9. Jean-Marie Mossong 134
10. Gilbert Goergen 132
Mit einem solch deutlichen Vertrauensvorschuss hatte Decker dann trotzdem nicht gerechnet. „Ich bin gerade unheimlich gerührt und emotional. Ich hatte mir natürlich erhofft, gewählt zu wählen – dass ich dann allerdings auf Platz eins gelandet bin, ist ein unheimlicher Erfolg, den ich mir nicht erwartet hatte. Diese Zahl geht ab jetzt mit viel Verantwortung einher. Ich werde hart arbeiten und versuchen, den Vereinen zu helfen, denen ich Unterstützung zugesagt hatte. Ich hatte während meiner Wahlkampagne aber bewusst keine Wahlversprechen gemacht. Ich kenne das Haus ja schon: Wenn man im Verwaltungsrat sitzt, kommen jede Woche neue Dossiers dazu. Man muss bereit sein, über alles zu reden und zu diskutieren.“
Ein Tisch, drei Schiris: In den Monnericher Versammlungsräumen diskutieren in Zukunft dann insgesamt drei ehemalige Schiedsrichter. Eine Konstellation, die es so noch nicht gab. Denn neben Tun Di Bari und Leo Hilger, die ein weiteres Mandat vom Plenum anvertraut bekommen haben, wurden die eigentlichen Rivalen um den Posten des Präsidenten des „Comité des arbitres fédéraux“ (CAF), den Charles Schaack nach 20 Dienstjahren geräumt hatte, Alain Hamer und Alex Krüger, in den FLF-Vorstand gewählt: Nach Abrechnung sämtlicher Zettel trennte beide Ex-Referees nur eine einzige Stimme (451/450).
Wie die Zusammenarbeit und die Rollenaufteilung in Zukunft aussehen könnten, konnten beide so kurz nach der Auszählung zwar nicht zu Protokoll geben, hatten sich aber gleich noch im Versammlungsaal des „Lycée Nic-Biever“ darauf geeinigt, schon am Nachmittag ein erstes Telefonat zu führen. Krüger erklärte: „Es ist ein überraschendes Ergebnis, denn ich hatte nicht damit gerechnet, dass die Vereine zwei Schiedsrichter in den Vorstand wählen würden. Ich bin aber sehr froh darüber, in den kommenden vier Jahren mitarbeiten zu dürfen. Wir beide gemeinsam 901 Stimmen bekommen, das sind viele.“ Auch Hamer war überrascht: „Ich nehme mal an, dass es ein Zeichen dafür ist, dass sich die Vereine eine Veränderung im Schiedsrichterwesen wünschen. Wir haben ja auch noch einen weiteren Kollegen (Tun Mestre), der bereits seit zwei Jahren im Verwaltungsrat ist, sich aber komplett aus diesem Bereich zurückgezogen hat. Soweit ich weiß, stellt er keine Ansprüche, um wieder beim Schiedsrichterwesen mitzureden.“
Auf die Frage, ob das Arbeitsfeld groß genug für zwei Personen im Verwaltungsrat sei, meinte Alain Hamer: „Es gibt definitiv viel zu tun. Das Schiedsrichterwesen entwickelt sich rasant und wir sind gegenüber unseren Nachbarn im Rückstand. Zu zweit ist es schneller, das wieder aufzuarbeiten. Es ist auch kein Geheimnis, dass ich kein Problem mit Alex habe, umgekehrt genauso. Zudem gehe ich Ende des Jahres in Rente und kann mich voll reinknien. Gemeinsam bekommen wir das hin. Ich kann mir jedenfalls vorstellen, dass die ersten Monate sehr intensiv sein werden.“
Ausgeschieden: Nicht mehr im FLF-Verwaltungsrat sitzt neben dem scheidenden Vizepräsidenten Charles Schaack zudem Christian Hess. Der langjährige Finanzbeauftragte des Fußballverbands hatte am Samstagmorgen nicht ausreichend Stimmen erhalten.
Der Rückblick: Bei seinem sportlichen Rückblick hob FLF-Präsident Paul Philipp noch einmal alle Meister und Pokalsieger hevor, erinnerte gleichzeitig aber an eine doch eher enttäuschende Europapokal-Kampagne, das schmerzhafte Play-off in Georgien sowie den komplizierten Auftakt der laufenden Nations League. „Die Latte liegt höher, das ist aufgrund des Potenzials normal. Im Sport geht es auf und ab. Es geht nur darum, zu erkennen, dass solche Momente kommen und man darauf vorbereitet ist. Man muss die richtigen Entscheidungen treffen. Bei einer Nationalauswahl gibt es nur einen Weg: auszubilden. Das Rad der Ausbildung muss permanent drehen und es ist der Fall. Aber es ist keine Garantie. Nicht jedes Jahr kommt ein Leandro Barreiro dabei heraus. Es ist nicht alles perfekt, aber es wächst etwas nach.“
Zuschauerschwund: Bei diesem Punkt nahm der FLF-Chef dann kein Blatt vor den Mund: „Wir müssen der Realität ins Auge schauen. Die Zahlen sind erschreckend rückläufig.“ Als Ursache dafür könne man nicht nur die Ansetzungen Mitte der Woche nehmen. „Der Trend geht dahin, dass sich Zuschauer ihre Spiele herauspicken. Die gute Nachricht ist aber, dass es in Luxemburg Potenzial gibt: Nicht jeder fährt samstags nach München.“ Er nannte u.a. die Zuschauerzahlen der Relegationsspiele, der Coupe du Prince und Co., bei denen über 1.500 Menschen gezählt werden konnten.
In Richtung 50.000: Innerhalb von zwei Jahren stieg die Zahl der Mitglieder der FLF von 45.021 auf 48.922. Den größten Zuwachs gab es bei den jüngsten Alterskategorien. Bei den Jungs kamen rund 7.000 neue Lizenzen dazu, bei den Mädchen zwischen sechs und 18 Jahren über 1.500. Besonders erfreulich war für Paul Philipp, dass inzwischen über 2.400 Jugendspieler im Alter zwischen 15 und 18 Jahren in den Cadets- und Juniorenmeisterschaften eingeschrieben sind und beim jüngeren Jahrgang 103 Scolaires-Mannschaften am Championat teilnehmen. „Diese werden nicht alle in der BGL Ligue spielen oder ins Ausland wechseln. Aber sie verdienen gerade jetzt die beste Betreuung. Zudem stellen sie vielleicht auch den Weg dar, wie man wieder Zuschauer zurückbringt …“ Dann drehte er sich in Richtung der offiziellen Gäste: „Ich denke, dass der Minister verstanden hat, dass wir in diesen Alterskategorien noch mehr Unterstützung für gute Ausbildung benötigen.“
Das Personal: Die steigenden Mitgliederzahlen haben auch personelle Konsequenzen für den Verband. Im Oktober wurde ein weiterer Mitarbeiter eingestellt. „Wir sind kein Sparverein. Es ist ja auch nicht unser Geld, sondern das Geld des Verbandes.“ Eine Person wird derweil nicht mehr im Verwaltungsrat zur Verfügung stehen: Charles Schaack, den man als Schiedsrichterobmann kannte. Vom Präsidenten gab es nette Abschiedsworte: „Seine sportliche Karriere begann in Weidingen. Das sagt er jedenfalls immer, mit der Hoffnung, dass ihn damals niemals beobachtet hatte. Als Schiedsrichter waren seine Leistungen besser – zum Glück waren die Lauftests aber nicht so, wie man sie heute kennt. Als Führungspersönlichkeit war er klasse. Wir haben ihm viel zu verdanken.“
Ein Defizit: Der Fußballverband schloss das Jahr mit einem Defizit von rund 230.000 Euro ab. Steigende Kosten für die Reisen der Nationalmannschaften, unvorhersehbare Preise bei Charterflügen oder ein Pokalspiel an einem Feiertag inklusive Nachttarif für die Sicherheitsfirma waren Gründe für das Minus, das geschrieben wurde. „Die goldenen Jahre sind vorbei“, mahnte Christian Hess. „Wir müssen sparen. Reserven aufzubauen ist schwer, sie zu haben ist schwer, sie auszugeben ist leicht.“
Ein Referendum: Eigentlich hätte der Saal auch über eine Reglement-Änderung bei Spielabbrüchen abstimmen sollen. Da aber noch zu viele Fragen diesbezüglich offen standen, wird dieser Punkt in Kürze per Referendum nachgeholt. Fast einig waren sich die Vereinsdelegierten bei dem Thema Frauenfußball: Nur drei Klubs zeigten die Rote Karte, als es darum ging, das Mindestalter in der Damen-Meisterschaft auf 16 Jahre anzuheben. Sämtliche Statutenanpassungen der Artikel 1 bis 115 wurden mit einer Enthaltung angenommen.
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