Lasel / Warum die Bogenschützinnen Kenza Pop und Lea Tonus in der Vorbereitung für die Gymnasiade extra schwitzten
Mit den beiden Bogenschützinnen Kenza Pop und Lea Tonus wird der Schulsportverband Lasel ab Freitag bei der Gymnasiade in Bahrain dabei sein. Zwei ehrgeizige Athletinnen, die sich intensiv auf dieses Highlight vorbereitet haben und am liebsten mit einer Medaille zurückkehren möchten.
Intensive Wochen liegen hinter Kenza Pop und Lea Tonus. Wenn die beiden jungen Bogeschützinnen am Freitag bei der Gymnasiade in Bahrain ihre Qualifikation bestreiten werden, dann dürften sie auf den Punkt genau vorbereitet sein. Denn für den Höhepunkt im internationalen Schulsportkalender absolvierten die beiden Compoundschützinnen ein spezielles fünfwöchiges Vorbereitunsprogramm. Da die beiden jungen Athletinnen seit Anfang 2023 dem Promotionskader des COSL angehören, können sie von den Infrastrukturen des LIHPS (Luxembourg Institute for High Performance in Sports) profitieren und hier haben sie sich dann auch ganz speziell auf das Klima in Bahrain eingestellt, nämlich in der Hitzekammer. „Als wir zuhause über den Temperaturunterschied gesprochen haben, kamen mein Bruder und Vater mit der Idee, ob es nicht möglich wäre, in der Coque in der Hitzekammer zu trainieren und dort auch eine Scheibe aufzustellen“, erklärt Pop mit einem Lachen. Gemeinsam mit den Spezialisten des LIHPS und Nationaltrainer Filippo Clini wurde so ein Programm entworfen, bei dem die jungen Sportlerinnen je fünf Minuten Training auf dem Fahrrad absolvierten und anschließend während fünf Minuten auf die Scheibe schießen mussten. In den letzten Wochen wurden die Einheiten in der Hitzekammer und auch die Temperatur allmählich nach oben geschraubt. In den Tagen vor der Abreise waren Tonus und Pop so bei vier Sitzungen und einer Maximaltemperatur von 38 Grad. „Das einzige, auf das wir uns nicht vorbereiten konnten, war der Wind“, fügt Lea Tonus hinzu, als sie auf die große Unbekannte im Bogensport angesprochen wird.
Zwei gute Freundinnen
Ehrgeizig, das sind die beiden Bogenschützinnen bereits seit Jahren. Tonus beispielsweise, die in diesem Schuljahr ihre Abschlussexamen schreiben wird, kommt derzeit auf fünf bis sechs Basistrainingseinheiten pro Woche. Damit sind nur die gemeint, in der sie mit ihrem Bogen auf die Scheiben schießt, hinzu kommen weitere, wie etwas Krafttraining in der Coque. „Dass ich auf das Angebot des LIHPS zurückgreifen kann, macht für mich alles einfacher. Sie erstellen mir ein Programm, das speziell auf das Bogenschießen zugeschnitten ist, mit Übungen, die vor allem den Oberkörper betreffen“, erklärt die 17-Jährige und fügt hinzu: „Wie soll ich auch in meinem Alter wissen, wie ich mich beim Krafttraining am besten anstellen soll.“
Erfolgreich, das war die Nachwuchsschützin, die die Europaschule besucht, bisher allemal. Im vergangenen Jahr etwa qualifizierte sie sich für das Finale der „Indoor World Series“ in Las Vegas, holte sich im gleichen Jahr auch den Gesamtsieg beim European Youth Circuit. Ende 2023 gab es mit dem Sieg in der Jugendkategorie der GT Open in Strassen, die ebenfalls zur World Series gehören, dann noch den Turniersieg. Podiumsplätze gab es für die junge Sportlerin in den vergangenen Jahren somit einige. „2023 war meine bisher beste Saison“, erklärt sie dann auch. Resultate, die ihr inzwischen einige Sponsoren eingebracht haben. Besonders stolz ist das Compound-Talent darauf, dass sie mit „Hoyt“, der aktuell wohl größten Marke im Bogensport, unterschreiben konnte und auf ihr Material zurückgreifen kann. In den letzten Monaten musste Tonus lernen, mit dem größer werdenden Druck umzugehen. Dass der mentale Aspekt im Bogenschießen eine wesentliche Rolle spielt, das weiß sie trotz ihres jungen Alters ganz genau und so arbeitete sie in den letzten Wochen, in ihrer Vorbereitung für die Gymnasiade, auch mit einem Mental-Coach zusammen.
Ich hätte mir zwar gewünscht, dass zum Beispiel die starken Türkinnen dabei gewesen wären, doch damit steigen auch unsere Chancen
Dass es oftmals einfacher ist, zu zweit unterwegs zu sein, das ist Lea Tonus dann besonders 2023 aufgefallen. Denn so erfolgreich ihr Jahr verlief, umso schwieriger war dieses für ihre Freundin Kenza Pop. Die 16-Jährige wurde verletzungsbedingt lange zurückgeworfen, litt an einer Schulterbeutelentzündung, durch die sie zeitweise überhaupt nicht mehr schießen, nicht einmal mehr ihren Bogen heben konnte. „Teilweise konnte ich nach einem Training überhaupt nichts mehr mit meiner linken Hand machen.“ Inzwischen ist die junge Schützin zurück, musste jedoch lernen, es erst einmal etwas ruhiger angehen zu lassen und besonders auf das Zuggewicht aufzupassen. Pop ist dankbar dafür, dass sie es durch ihre Leistungen vor der längeren Verletzungspause noch in den Promotionskader des COSL geschafft hat, und dadurch die Chance hatte, mit den Ärzten und Physiotherapeuten des LIHPS zusammenzuarbeiten. „Auch wenn ich noch immer merke, dass ein Turnier von einer Woche für die Schulter anstrengend ist, ist es inzwischen viel besser geworden.“ Dass der Weg zurück zu einem gewissen Niveau besonders mental herausfordernd war, das hebt Kenza Pop dann auch hervor. „Ich habe mir am Anfang zum Beispiel beim Physio überhaupt nicht viel zugetraut, dachte nicht, dass ich all diese Übungen schaffen würde.“ Auch Bruder Noah, selbst Bogenschütze, der ebenfalls verletzungsbedingt länger passen musste, hat ihr bei ihrer Rückkehr zurück zum Leistungssport weitergeholfen. „Er meinte, dass ich froh sein soll, dabei sein zu dürfen und jeden Moment genießen soll. Das sei das beste Mindset.“ Mit einem dritten Platz in der Jugendkategorie bei den GT Open in Strassen meldete sich die junge Compound-Schützin dann Ende 2023 richtig zurück. Seither zeigt die Formkurve bei der Schülerin des Lycée classique d’Echternach langsam aber sicher nach oben.
Eine einmalige Chance
Die Teilnahme an der Gymnasiade in Manama, der Hauptstadt Bahrains, ist für beide Athletinnen nun eine einmalige Chance. Das Duo rechnet sich nämlich Chancen auf eine Medaille aus. „Ich hätte mir zwar gewünscht, dass zum Beispiel die starken Türkinnen dabei gewesen wären, doch damit steigen auch unsere Chancen“, erklärt Kenza Pop. Ihre Konkurrenz in den kommenden Tagen stammt nämlich vor allem aus Asien – Gegnerinnen, denen man bisher noch nicht gegenüberstand. Dass in Bahrain nicht alle Nationen mit einer großen Delegation dabei sind, wird auch an der luxemburgischen deutlich, denn die beiden Bogenschützinnen sind die einzigen Lasel-Vertreter in Bahrain. „Natürlich ist es schade, dass nicht auch Athleten aus anderen Sportarten dabei sind, das macht ein Multisportevent nämlich aus. Doch man kann es verstehen, denn Bahrain liegt nicht vor der Haustür und der finanzielle Aspekt dürfte da mitgespielt haben“, meint Lea Tonus. Etwas, das ihre Teamkollegin genauso sieht: „Es wäre schön gewesen, wenn einen noch mehr Luxemburger hätten anfeuern können, doch wir werden unsere Teilnahme auch so genießen.“ Somit bleiben die beiden Sportlerinnen auch bei der Gymnasiade in ihrer Routine, denn als Trainerin begleitet sie die luxemburgische Top-Schützin Mariya Shkolna, die sich in den letzten Jahren bei internationalen Turnieren häufig um das Duo kümmerte. „Lea und ich sehen uns halt vor allem bei Turnieren, somit haben wir in den kommenden Tagen genug zu erzählen, was alles so passiert ist“, meint Pop schmunzelnd. Beide Athletinnen sind nämlich auf einer Wellenlänge und verstehen sich hervorragend.
Es wäre schön gewesen, wenn einen noch mehr Luxemburger hätten anfeuern können, doch wir werden unsere Teilnahme auch so genießen
Und andere Athleten werden beide auch kennenlernen. Im Bogenschießen ist am Samstag nämlich auch ein Mixed-Wettbewerb vorgesehen, bei dem jede Compound-Schützin mit einem männlichen Kollegen einer anderen Nation gemeinsam antreten muss. Der interkulturelle Aspekt kommt bei dieser Gymnasiade somit auch nicht zu kurz. „Das ist eine hervorragende Idee und gleichzeitig auch eine Herausforderung, wenn man nur 15 Minuten hat, um seinen Teamkollegen kennenzulernen“, meint Lea Tonus, die nach ihrem Abi Studium und Hochleistungssport weiter intensiv kombinieren möchte.
Nun steht aber erst einmal die Gymnasiade auf dem Programm und auch Trainerin Shkolna hat ihre Hoffnungen für dieses Turnier: „Natürlich wäre es ein Traum, wenn beide im Finale gegeneinander antreten würden.“ Ob dieser Realität wird, werden die kommenden Tage zeigen.
- Vorletzter Spieltag der Hinrunde in der Novotel League: Gleich zwei Topspiele angesagt - 21. November 2024.
- Clowns, Wahnsinn – und großer Sport: Die Formel 1 zurück in Las Vegas - 21. November 2024.
- Bauernhofpädagogik: Projekt „Landwirtschaft erliewen“ führt Schüler in den Alltag der Landwirte ein - 21. November 2024.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos