Reform der Netzkostenstruktur / „Mouvement écologique“ begrüßt neue Regelung – kritisiert aber mangelhafte Umsetzung
Im Rahmen der Debatten über die Reform der Netzkostentarife hat nun auch das „Mouvement écologique“ Position bezogen. Die Umweltorganisation begrüßt grundsätzlich die eingeschlagene Richtung der Neugestaltung. Kritisch sieht sie jedoch die mangelnde Transparenz im Reformprozess und die dadurch entstehende, vermeidbare Verunsicherung in der Bevölkerung.
„Dieser Tage sorgen Neuerungen betreffend die Gestaltung der Strompreise für Unverständnis“, schreibt das „Mouvement écologique“ am Freitag in einer Pressemeldung. Hintergrund ist die von der Regulierungsbehörde „Institut de régulation luxembourgeois“ (ILR) angekündigte Reform der Berechnung der „Netznutzungsentgelte“.
Auf der monatlichen Stromrechnung, die Verbraucher erhalten, stehen Netzkosten im Schnitt für rund ein Drittel der Summe. Die Höhe dieser Abgabe wird jährlich von den Luxemburger Netzbetreibern (Creos, Sudstroum und den Gemeinden Diekirch und Ettelbrück) vorgeschlagen und von der Aufsichtsbehörde ILR genehmigt. Das Geld wird vom Stromversorger automatisch an die Netzbetreiber weitergeleitet. Diese investieren die Gelder dann in die Strominfrastruktur.
Die verfolgte Absicht der Reform, die ab dem 1. Januar 2025 in Kraft sein soll, ist es, Spitzenverbräuche (vereinfacht ausgedrückt: wenn viele Geräte zur gleichen Zeit Strom aus dem Netz ziehen) teurer zu machen. Damit sollen die Kunden dazu bewegt werden, Energie bewusster zu verbrauchen und somit größere Verbrauchsspitzen zu vermeiden. „Es sind gerade diese, die einen Einfluss auf die Netzgestaltung haben und für den Netzbetreiber besondere Kosten verursachen“, hebt die Umweltorganisation in ihrer Mitteilung hervor.
Unter anderem in Zusammenhang mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien werde es daher in Zukunft in der Tat immer wichtiger sein, dass derartige Belastungsspitzen des Netzes und entsprechend auch Ausbaukosten des Netzes vermieden oder reduziert werden. „Insofern unterstützt das Mouvement écologique grundsätzlich die Richtung der Entscheidung. (…) Die neue Regelung geht in die richtige Richtung.“
Keine Transparenz, unnütze Verunsicherung
Da zusätzlich der staatliche Strompreisdeckel am 1. Januar reduziert wird (jener von Gas- und Heizöl soll integral aufgehoben werden) sei in der Tat jedoch „eine gewisse Preiswahrheit geboten“, so die Organisation. Es brauche mehr Transparenz. Dabei sei jedoch auch klar, dass „der Staat den Energieverbrauch nicht unendlich bezuschussen“ kann.
Das „Mouvement écologique“ beklagt an der Reform unter anderem, dass keine Rechenbeispiele über die Auswirkungen dieser Maßnahmen auf verschiedene Haushaltstypen verfügbar sind, dass nicht nachvollziehbar ist, wie die Tarife zustande kamen, und dass es für den Einzelnen schwer erkennbar ist, was die Neuerungen für die Haushalte bedeuten.
„Reicht die zeitliche Verlegung eines Wasch- oder Spülmaschinenganges?“, fragt die Organisation. „Warum liegen – seitens des ILR oder anderer Akteure – noch keine Modellberechnungen vor, sodass die doch für viele Menschen abstrakte Regelung fassbarer und nachvollziehbarer wird?“
Dabei sei doch gerade dies das Ziel, hebt die Organisation hervor. „Die Preise sollen dazu führen, dass der Kunde weniger Spitzenlasten verursacht. Wenn er aber nicht sachlich und transparent informiert wird, welche Maßnahme was bringt, so führt eine solche Reform nur zu Unverständnis.“ Zudem werde ohne diese Informationen auch das Ziel einer besseren Netzauslastung verfehlt werden.
Das Ziel riskiert verfehlt zu werden
„Ärger beim Kunden, fehlende Akzeptanz und Ziel verfehlt“, so das Fazit der Organisation. Es müsse nun „unbedingt nachgebessert werden, um weiteren Schaden abzuwenden“. Vor allem wolle man auch wissen, was diese Reformen für Kunden bedeutet, die bereits in die Energiewende investiert haben, also die bereits auf die Elektromobilität und vor allem auf eine Wärmepumpe umgestiegen sind. „Groben Berechnungen des Mouvement écologique zufolge werden sie nach wie vor weniger Kosten haben als Haushalte, die auf fossile Energien setzen“, so die Organisation. „Ist dies aber wirklich der Fall?“
Auch mehr Transparenz und Information hätte das „Mouvement écologique“ gerne über die Regeln für große (industrielle) Kunden, die von dieser Reform nicht betroffen sind. „Im Sinne einer Gleichberechtigung aller Akteure soll offen kommuniziert werden, ob auch ähnliche neue Regeln für Kunden des Mittel- und Starkstromnetzes gelten sollen“, so die Forderung. Zudem wünscht man zu erfahren, wie die Zahlen hinter dieser neuen Tarifstruktur zustande kamen. „Scheinbar müssen die Investitionen ins Netz eh ansteigen. Wie hoch sind diese Kosten und werden diese Mehrkosten auf die diversen Stromkunden verteilt?“, fragt das „Mouvement éologique“.
Die Art und Weise der Einführung dürfte schließlich, aufgrund (bis dato) fehlender Informationen, kaum zu wirklichen Verhaltensänderungen führen, befürchtet die Organisation. „Somit riskiert das eigentliche Ziel verfehlt zu werden. (…) So schafft man kein Vertrauen und keine Akzeptanz bei Menschen für eigentlich im Kern gute Anliegen …“
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