Ski Alpin / Ein luxemburgisches Quintett will nach oben
Mit dem Weltcup in Sölden fiel am vergangenen Wochenende der Startschuss der neuen Alpin-Saison. Auf dem Stubaigletscher bereiten sich derzeit auch die luxemburgischen Athleten mit Nationaltrainer Patrick Emptaz auf den Winter vor. Ihr Saisonhöhepunkt wird die Weltmeisterschaft im Februar im österreichischen Saalbach sein, auch die Olympischen Spiele 2026 in Cortina d’Ampezzo werfen bereits ihre Schatten voraus. Das Tageblatt sprach mit den fünf besten FLS-Fahrern über ihre Saisonziele.
Joachim Keghian
Slalom-Weltranglistenposition: 2.097 (94,40 Punkte), Riesenslalom-WR: 1.729 (79,20), SuperG-WR: 1.573 (161,38)
Joachim Keghian hat vor allem wegen Rückenproblemen eine weitere schwierige Saison hinter sich, mit vielen Ausfällen und den Platzierungen 46 und 56 bei der Junioren-WM. Erst bei den abschließenden belgisch-luxemburgisch-dänischen Rennen in Val d’Isère an Ostern erreichte er einige gute Ergebnisse. Keghian meint: „Ich will jetzt wieder so gut Ski fahren wie am Ende der vergangenen Saison und so nah wie möglich an eine Olympiaqualifikation heranfahren. Am Montag stand ich das erste Mal wieder auf Skiern und hatte gleich ein sehr gutes Gefühl.“ Den Sommer über hat er täglich an seiner physischen Verfassung gearbeitet und vor allem den Rücken gestärkt. Nach einem Lehrgang mit dem Verband geht es jetzt für den Studenten der Universität Calgary (CAN) erst einmal zurück zu den nordamerikanischen Wettbewerben. Für die Jugend-WM ist er mittlerweile zu alt, seine Saisonziele sind jetzt die Universiade Mitte Januar in Turin sowie die WM in Österreich, weshalb er zum Jahresanfang wieder nach Europa zurückkehrt. Keghian will sich weiterhin auf die technischen Disziplinen konzentrieren, bei passender Möglichkeit auch den einen oder anderen SuperG bestreiten und sich vor allem in den Punkten verbessern: „Im Riesenslalom habe ich in Val d’Isère 60 Punkte geschafft, ich will aber unter die 50“, sagt er. Das Gleiche gilt für den Slalom. In seinem dritten Jahr im COSL-Promotionskader ist diese Resultatsverbesserung auch nötig.
Matthieu Osch
SL: 564 (38,93), RS: 1.572 (73,44)
Matthieu Osch war am Wochenende beim Weltcup in Sölden dabei, auf Skiern stand er da jedoch noch nicht. „Meine Vorbereitung ist diesmal kürzer, da ich mich einer Hüft-OP unterziehen musste. Sonst wäre es in zehn Jahren eine künstliche Hüfte geworden“, so der Sportsoldat. Die OP fand im Juni statt, Ende November ist erstmals Skifahren geplant. Ab Mitte Januar sollte Osch dann wieder topfit sein. Während er letzte Saison im Slalom eine kleine, aber wichtige Verbesserung erreichte, verlor er durch seine Hüfte im Riesenslalom massiv Punkte. Die Motivation für seine Saisonhöhepunkte, die Militärspiele und die WM, ist aber aktuell riesig: „Für die WM will ich unbedingt in Topform sein und mich direkt für die Rennen im Slalom und Riesenslalom qualifizieren. Bei einer WM in Österreich herrscht immer unglaubliche Stimmung und es ist meine alte Heimat: Ab 2016 ging ich eine halbe Stunde von Saalbach entfernt zur Schule. Im Ziel werden sicher etliche Freunde stehen.“ In der Regeneration und Karriereplanung will sich der Sportsoldat keinen unnötigen Stress machen: „Natürlich sind die Spiele 2026 ein großes Ziel. Aber ich nehme alles step by step. Falls diese Saison gut klappt, starte ich danach sogleich mit meiner Vorbereitung auf die nächsten Spiele.“
Gwyneth ten Raa
SL: 205 (29,06), RS: 151 (27,06), SG: 219 (64,48)
Die 19-Jährige startet bereits in ihre vierte Saison bei den „Großen“. Im Sommer stand für sie die Grundausbildung bei der Armee an, sodass sie erstmals nicht im Sommer in Neuseeland trainierte. Sie findet: „Ich stand erst Anfang September wieder auf Skiern. Aber ich freue mich, weil ich mich gleich wieder gut fühlte. Vielleicht fuhr ich im letzten Sommer sogar zu viel Ski. Jedenfalls läuft es jetzt besser als gedacht und zu meinen ersten Rennen in einem Monat werde ich bereit sein.“ Auf die viermonatige Grundausbildung hatte sie sich gut eingestellt, es gab keine größeren Probleme und an den freien Wochenenden, wie auch den ganzen Sommer, arbeitete sie mit dem eigenen Trainer im Fitnessraum. „Mit den vier Monaten Grundausbildung habe ich mich nicht verbessert, aber meine Beine sind auch nicht schlechter geworden. Allerdings ist meine Ausdauer viel besser und ich bin auch stärker im Oberkörper“, resümiert sie den Ist-Zustand und verrät ihre diesjährige Strategie: „Ich will dieses Jahr von Anfang an alles gut machen und erst im Europacup starten, wenn ich bereit bin. Meine Saisonziele sind die Juniorenweltmeisterschaft, die Weltmeisterschaft und die Militärolympiade in Luzern.“ Nach einem etwas holprigen Saisonbeginn 2023, wo sie in ihrer Lieblingsdisziplin, dem Slalom, auf hohem Niveau stagnierte, kämpfte sie sich am Ende im Riesenslalom weit nach vorne. Diese Saison will die COSL-Elitesportlerin ein Rennen nach dem anderen nehmen und sehen, wie es mental und physisch läuft.
Joyce ten Raa
SL 794: (62,73), RS: 746 (58,29), SG: 571 (111,04)
Die ältere Schwester von Gwyneth wurde vor der letzten Saison in den COSL-Promotionskader aufgenommen. Wie ihre Schwester stagnierte sie im Slalom, schob sich aber nach zwei schweren Verletzungen in ihrer „Angstdisziplin“ Riesenslalom auf einen besseren Platz als im Slalom nach vorne. Die Saisonvorbereitung in Luxemburg und nun auf Schnee mit dem Nationaltrainer respektive ihrem persönlichen Trainer Yves La Roche absolvieren die beiden Schwestern zusammen. Auch die FLS-Rennen werden sie gemeinsam bestreiten. Allerdings gibt es einen Unterschied: „Gwyneth bleibt bei der Marke Atomic, aber ich werde jetzt wie Matthieu und Joachim Rossignol fahren. Das passt für mich besser, ich habe ein gutes Gefühl.“ Mit der WM und der Universiade hat Joyce ten Raa nicht die gleichen Saisonhöhepunkte wie ihre Schwester: „Mein Ziel ist es, die Qualifikation zu überstehen und unter den Top 60 dann auch den zweiten Lauf fahren zu dürfen. Wenn ich den Hang kenne, werde ich vielleicht auch mit Gwyneth den einen oder anderen Europacup probieren.“ Der große Traum bleiben dann die nächsten Spiele zusammen mit der kleinen Schwester.
Nicolaj Lindfors
SL: 2.669 (124,59), RS: 2.266 (100,86), SG: 700 (92,39), Downhill: 491 (98,03)
Nicolaj Lindfors ist zwar in keinem COSL-Kader, mit genau 50 Rennen in allen vier Disziplinen war er letzte Saison jedoch der Vielstarter des luxemburgischen Verbandes. Seine Welt sind die Speeddisziplinen und er sagt: „Ich fokussiere mich 100 Prozent auf die beiden Speeddisziplinen und werde dort an allen Rennen des Europapokals teilnehmen. Mein Ziel ist es, mich im SuperG und der Abfahrt für die WM in Saalbach zu qualifizieren.“ Durch die nötigen Sicherungsmaßnahmen sind die Speeddisziplinen im Training viel aufwändiger zu organisieren, sodass er aktuell auch nicht beim Lehrgang der FLS weilt, sondern sich mit seinem Team „White Rush“ auf dem Kitzsteinhorngletscher vorbereitet. Wenn es die Arbeit bei einem Finanzinstitut erlaubt, begleitet ihn sein drei Jahre älterer Bruder William zu einigen Rennen, doch verzichtet dieser mit deutlich weniger Training auf die nicht ungefährlichen Abfahrtsrennen.
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