Rote Liste / Zahl der Igel geht zurück – auch in Luxemburg geht es dem „Kéiseker“ schlecht
Wann haben Sie zuletzt einen Igel gesehen? Bei mir war es im Juli vergangenen Jahres: Er war tot, totgefahren von einem Auto.
Erinaceus europaeus lautet der wissenschaftliche Name des kleinen Stachelpakets, das früher ein regelmäßiger Gast in unseren Gärten war. Und mit den Gärten verschwindet auch der Igel. Vergangenen Montag veröffentlichte die Weltnaturschutzunion IUCN am Rande der Weltklimatagung COP, ihre aktualisierte Liste bedrohter Tierarten. Dabei wanderte der Igel, um es mal salopp zu sagen, erstmals vom Status „nicht gefährdet“, auf Englisch, „least concern“, zu „potenziell gefährdet“. „Wir gehen davon aus, dass die Zahl der Igel in mehr als der Hälfte der Länder, in denen der Igel lebt, zurückgegangen ist“, so die IUCN in ihrer Pressemitteilung. Schätzungen zufolge sei die Zahl der Exemplare in den einzelnen Ländern um bis zu einem Drittel gesunken, so die IUCN; regionale Studien in Bayern und im belgischen Flandern hätten den Nachweis erbracht, dass sie sich quasi halbiert habe.
Schuld am Niedergang des Igels, des ebenso nützlichen wie auch sympathischen Artgenossen, der einst für eine Comicfigur Pate stand, ist der Mensch: Die IUCN verweist insbesondere auf die Zerstörung seiner natürlichen Lebensräume auf dem Land, durch Flächenversiegelung und Intensivierung der Landwirtschaft, durch die der Igel nicht nur seine Rückzugsorte, sondern auch seine Hauptnahrungsquelle, die Insekten, verliert.
Intensivierung der Landwirtschaft als Hauptgrund
Wie steht es mit dem Igel in Luxemburg? „Genaues über die Populationsgröße des Igels in Luxemburg ist nicht bekannt. Er dürfte aber im ganzen Land vorkommen“: So steht es in „Säugetiere in Luxemburg“, einer Bestandsaufnahme heimischer Säugetiere, die 2018 erschienen ist. Angesichts der schwachen Datenlage startete das „Mouvement écologique“, das den „Kéiseker“ einst zum Maskottchen erkor, 2019 eine Datensammlung über inaturalist.lu. Zwei Jahre später meldete das „Méco“, dass im Beobachtungszeitraum von zwei Jahren jeweils 165 und 103 Igel gemeldet wurden, darunter einige im Ösling. Dennoch sähe es so aus, als ob die Bestände nördlich der Linie Rambrouch-Diekirch weitgehend eingebrochen seien, was das „Méco“ unter anderem auf die mangelnde Vernetzung ihrer Lebensräume zurückführt.
Doch auch insgesamt stellt das „Méco“ fest, dass sich die meisten Meldungen auf den urbanen Raum beziehen. Dies könne zwar darauf zurückzuführen sein, dass die meisten Menschen zu Hause seien, wenn der Igel aktiv wird. Allerdings sei auch bekannt, dass der ländliche Lebensraum durch die Intensivierung der Landwirtschaft, den Einsatz von Insektenvernichtungsmitteln und der Fragmentierung der Landschaft an Attraktivität für Igel eingebüßt habe.
Aktuell findet man auf inaturalist.lu 325 Einträge für den Braunbrustigel, wie er korrekt heißt, davon 42 in diesem Jahr. 2023 waren es noch weniger, nämlich nur 38. Natürlich hat die Auswertung solcher Zufallsbeobachtungen ihre Grenzen und natürlich hätte unser „Kéiseker“ eine wissenschaftliche Langzeitbeobachtung verdient, zumal jetzt, wo er auf der Roten Liste steht. Eines jedenfalls ist klar: Auch bei uns geht es dem Igel schlecht.
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