FLBB-Damen / Vor dem Spiel gegen die Schweiz: Eine eingeschworene Truppe, in der jede ihre Rolle kennt
Nürenberg, Irthum oder Hetting: Beim überraschend deutlichen Erfolg gegen Montenegro im dritten Spiel der EM-Qualifikation 2025 wurde einmal mehr deutlich, dass die Luxemburger Basketball-Damen eine eingeschworene Truppe sind, in der jede Spielerin ihre Rolle hat. Das Erfolgsrezept, das am Sonntag auch gegen die Schweiz (17 Uhr in der Arena der Coque) fruchten und den Weg zur EM weiter öffnen soll.
Anne Simon, Magaly Meynadier, Ehis Etute und Amanda Cahill, die mit ihren 32 Punkten nicht nur die beste Scorerin im luxemburgischen Team, sondern auch die beste Werferin des dritten Spieltags der laufenden EM-Qualifikation war: Blickt man auf den sensationellen Sieg am Donnerstag gegen Montenegro zurück, dann waren diese vier Spielerinnen zweifelsohne die Leaderinnen im Aufgebot der FLBB-Damen. Doch was an diesem Abend in der Arena der Coque ebenfalls deutlich wurde, ist die Tatsache, dass die Mannschaft von Coach Mariusz Dziurdzia diesen Erfolg vor allem einem starken Kollektiv zu verdanken hat. Die Basketballdamen sind eine eingeschworene Einheit, bereits eine der großen Stärken in den letzten Jahren, die nun immer mehr zum Tragen kommt. Bestes Beispiel hierfür sind Laurie Irthum, Lisy Hetting und Svenia Nürenberg, die gegen Montenegro sicherlich nicht die auffälligsten Spielerinnen waren, jedoch einen bedeutenden Anteil daran hatten, dass Luxemburg zur Hälfte der Qualifikation noch immer ungeschlagen ist.
Zurück in Luxemburg
Wie Anne Simon hat auch Svenia Nürenberg fünf Jahre in den USA hinter sich. Auch wenn die Düdelingerin nicht so im Mittelpunkt stand wie ihre FLBB-Teamkollegin, die in der America East Conference reihenweise Auszeichnungen abräumte, spielte Nürenberg mit der Campbell University ebenfalls an einem College der höchsten Division und hat hier wichtige Erfahrungen gesammelt. Denn in ihrem letzten Jahr stand die Luxemburgerin in allen 31 Partien in der Starting Five und kam dabei im Durchschnitt auf 31 Minuten Einsatzzeit. Vor allem in der Defensive und im Rebound war die 1,80 Meter große Spielerin gefordert, schaffte es in dieser Sparte am Ende ihrer Karriere sogar noch in den 500er-Klub. Es ist auch genau diese Stärke, auf die Mariusz Dziurdzia gegen Montenegro setzte und hier enttäuschte die 24-Jährige ihren Coach keineswegs.
Diese Mannschaft ergänzt sich perfekt, jede hat ihre Rolle. Bei mir ist es die Defensive, das ist auch ein wenig meine Leidenschaft.
„Diese Mannschaft ergänzt sich perfekt, jede hat ihre Rolle. Bei mir ist es die Defensive, das ist auch ein wenig meine Leidenschaft“, gibt sie mit einem Lachen zu und betont, dass die Zeit in den USA ihr in diesem Bereich sehr viel gebracht hat. „Die gesamte Spielweise war einfach viel schneller. Am Anfang war das für mich schon ein wenig ein Schock und ich konnte nicht so mithalten. Mit der Zeit bin ich aber viel schneller geworden, meine Defense hat sich stark verbessert und ich besitze auch mehr Kraft, denn der Basketball am College ist einfach physischer.“ Dass sie die Qualifikationsspiele in den letzten Jahren nicht mit den FLBB-Damen bestritt, weil sie eben nicht aus den USA zurückreisen konnte, hat man Svenia Nürenberg nicht angemerkt. Ohne Abstimmungsschwierigkeiten übernahm sie sofort ihre Rolle im Kollektiv. „Es ist wirklich so, als wäre man nie weg gewesen. Wir sind ja auch stets in Kontakt geblieben und die fantastische Stimmung macht es einem so viel einfacher, zurückzukommen.“
Dabei hat die 24-Jährige auch immer noch mit ihrem Knie zu kämpfen. Drei Operationen musste Svenia Nürenberg bereits über sich ergehen lassen, fiel in einer Saison in den USA sogar sieben Monate aus. „Deswegen habe ich mich auch entschieden, erst einmal wieder in Luxemburg zu spielen. Das Knie ist noch immer nicht zu hundert Prozent in Ordnung und so bin ich froh, es ein wenig ruhiger angehen zu lassen und bei meiner Familie sein zu können. Was die Zukunft bringt, werden wir sehen.“
Ein spätes Comeback
Wie würde sich Luxemburg für die EM qualifizieren?
Für die EM, die im Juni 2025 in Deutschland, Griechenland, Tschechien und Italien ausgetragen wird, qualifizieren sich die Sieger aller acht Gruppen sowie die vier besten Gruppenzweiten. Nach der Hälfte der Spiele belegt Luxemburg den ersten Platz in der Gruppe H und wäre nach jetzigem Stand qualifiziert. Sollten die FLBB-Damen am Sonntag die Schweiz besiegen, dann würde bereits feststehen, dass sie die Qualifikation auf jeden Fall auf dem ersten oder zweiten Platz beenden würden.
Noch ist es zu früh, genaue Aussagen zu machen, denn noch gibt es zu viele Szenarien. Mehr wird sich nach dem vierten Spieltag am Sonntag zeigen. Sollte Luxemburg jedoch gegen die Schweiz gewinnen und Montenegro gleichzeitig gegen Bosnien-Herzegowina verlieren, dann hätten die FLBB-Damen bereits zwei Punkte Vorsprung auf den zweiten Platz und könnten die Gruppe sogar gewinnen, wenn sie im Februar die beiden Auswärtsspiele in Bosnien und Montenegro verlieren würden.
Während Svenia Nürenberg dem Nationalteam in den letzten Jahren wenigstens für Spiele im Sommer zur Verfügung stand, hat Lisy Hetting schon gar nicht mehr daran geglaubt, noch einmal das FLBB-Trikot überstreifen zu dürfen. „2013 bei den JPEE in der Coque war ich noch dabei, meinen letzten Auftritt hatte ich in der danach folgenden EM-Qualifikation in der Bartringer Halle“, erinnert sich die 34-Jährige mit einem Lachen zurück. „Danach musste ich aufgrund gesundheitlicher Probleme aufhören … doch jetzt bin ich wieder zurück.“
In der Zwischenzeit ist die Gréngewald-Spielerin Mutter geworden, hat danach in der Liga und im EuroCup jedoch gezeigt, dass es ihr an Ehrgeiz noch längst nicht mangelt. „Als Mariusz mich gefragt hat, fragte ich ihn, ob er sich sicher ist, dass ich dem Team auch wirklich helfen kann. Als er meinte, dass ich das auf jeden Fall kann, war ich froh, helfen zu dürfen.“ Vor allem weil Sohn Leo inzwischen auch etwas älter ist und das Ganze besser versteht.
Am Ende stand Lisy Hetting gegen Montenegro fast 22 Minuten auf dem Parkett und konnte immer wieder wichtige Nadelstiche setzen. „Natürlich haben sich im Nationalteam einige Sachen verändert, doch es ist noch immer Basketball und es geht darum, den Ball in den Korb zu werfen. Und damals habe ich ja noch gemeinsam mit Magaly gespielt, Anne war ja früher auch beim Gréngewald.“ Dass die Spielerin vom amtierenden luxemburgischen Meister froh ist, zurück im Nationalteam zu sein, merkte man ihr am Donnerstag deutlich an. „Es ist natürlich eine riesengroße Chance und ein Traum, sich für eine EM qualifizieren. Wir dürfen jetzt aber nicht lockerlassen. Das Spiel gegen die Schweiz ist enorm wichtig, wenn wir dieses gewinnen, dann sind wir fast schon mit einem Bein bei der EM.“ Dabei freut sich Lisy Hetting vor allem für die vielen jungen Spielerinnen: „Es ist wie im EuroCup, es ist für sie enorm, auch um sich zu zeigen. Genau wie für unsere Profis, diese Chance muss man einfach nutzen.“
Die Studentin
Den Namen Laurie Irthum hat derweil nicht unbedingt jeder auf dem Zettel, doch die 21-Jährige war die Spielerin, die nach Ehis Etute im ersten Zeitfenster im November 2023 die meiste Einsatzzeit bekam. Kein Wunder, dass die Studentin gegen Montenegro in der Starting Five stand: „Ich kann es noch immer nicht glauben. Ich tue das, was die Mannschaft braucht und wenn Mariusz das in mir sieht, dass ich dem Team so helfen kann, dann mache ich das gerne.“ Bekannt ist Irthum, wie auch Nürenberg, vor allem durch ihre exzellente Arbeit in der Verteidigung. „Ich bin einfach keine, die viele Würfe nimmt.“ Dass die FLBB-Damen vor allem durch ihre Defensive glänzten, das freut die 21-Jährige dann umso mehr. „Wenn man Montenegro, ein Top-Ten-Team in Europa unter 50 Punkte hält, das sagt alles aus.“
Ich tue das, was die Mannschaft braucht und wenn Mariusz das in mir sieht, dass ich dem Team so helfen kann, dann mache ich das gerne
Laurie Irthum hat sich, anders als Simon, Nürenberg oder Etute, zu einem Studium in Europa entschieden. In Heidelberg kombiniert sie dieses mit Basketball bei den BasCats in der zweiten Bundesliga. „Das bringt mir so viel. Wir haben einen neuen Coach, neue Ziele, wollen zurück in die Bundesliga. Ich lerne so viel.“ In Heidelberg hat man nämlich einen neuen Sponsor, der das Ziel hat, neben den Herren auch die Damen in der ersten Bundesliga zu sehen. Und so ist ihr Team in dieser Saison noch immer ungeschlagen. Etwas, wovon Irthum, die von Jahr zu Jahr bei den BasCats mehr Verantwortung übernahm und in den kommenden Monaten ihren Bachelor machen wird, zweifelsohne profitiert.
Auch am Sonntag dürften die drei Spielerinnen gegen die Schweiz wichtige Impulse auf dem Feld setzen. Dabei sind sich alle aber auch einig, dass man weiterhin fokussiert bleiben muss. Denn die FLBB-Damen haben Blut geleckt und so nah war man einer Europameisterschaft bisher noch nie.
Der Luxemburger Kader
Charlie Bidinger, Esmeralda Skrijelj (beide AB Contern), Amanda Cahill, Lisy Hetting (beide Gréngewald Hostert), Ehis Etute (University of Oregon/USA), Isi Etute, Svenia Nürenberg (beide T71 Düdelingen), Mandy Geniets, Isa Hämäläinen (beide Amicale Steinsel), Laurie Irthum (BasCats Heidelberg/D), Lena Mersch, Cathrin Wolff (beide Sparta Bartringen), Magaly Meynadier (Saarlouis Royals/D), Anne Simon (San Martino di Lupari/I); Coach: Mariusz Dziurdzia
Programm
EM-Qualifikation, Gruppe H:
Am Donnerstag:
Am Sonntag:
17.00: Luxemburg – Schweiz (in der Arena der Coque)
18.00: Montenegro – Bosnien-Herzegowina
Donnerstag, 6. Februar 2025:
Schweiz – Montenegro
Bosnien-Herzegowina – Luxemburg
Sonntag, 9. Februar 2025:
Montenegro – Luxemburg
Schweiz – Bosnien-Herzegowina
Bereits gespielt:
Luxemburg – Montenegro 71:49
Bosnien-Herzegowina – Schweiz 62:81
Luxemburg – Bosnien-Herzegowina 77:64
Montenegro – Schweiz 85:61
Schweiz – Luxemburg 48:56
Bosnien-Herzegowina – Montenegro 70:91
Tabelle: 1. Luxemburg 3 Spiele/6 Punkte, 2. Montenegro 3/5, 3. Schweiz 3/4, 4. Bosnien-Herzegowina 3/3
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