Australien / Zoo schickt Bürger auf Jagd nach giftigster Spinne der Welt
„Wanted“: Ein Zoo in Australien ist auf der Suche nach Trichternetzspinnen, oder besser gesagt nach Spinnenmamas mit Hunderten Eiern. Der Tierpark sammelt das Gift der Spinnen, um damit Gegengift herzustellen. So wurden in den vergangenen Jahrzehnten unzählige Leben gerettet.
Auf die Jagd nach potenziell tödlichen Achtbeinern zu gehen, gehört für die meisten vermutlich nicht zu den Lieblingsplänen fürs Wochenende. Doch das Programm rettet seit Jahrzehnten unzählige Menschenleben. Deswegen führt der Australian Reptile Park, ein beliebter Zoo rund eine Autostunde nördlich von Sydney, derzeit in einem Video auf Instagram vor, wie man die giftigste Spinne der Welt auf sichere Art und Weise einfängt.
Auf Facebook hat der Tierpark zudem ein „Wanted“-Poster veröffentlicht, um Aufmerksamkeit zu erregen. Denn aktuell ist Brutsaison für die Trichternetzspinne, deren männliches Exemplar die giftigste Spinne der Welt ist. In diesem Jahr herrschen ideale Bedingungen – warmes und zugleich feuchtes Wetter, das die Männchen dazu verleitet, ihre röhren- oder trichterförmigen Netze in Spalten oder Löchern in Bodennähe zu verlassen und auf die Suche nach Weibchen zu gehen.
Männchen sechsmal giftiger als Weibchen
Das Verbreitungsgebiet der giftigsten Art ist die am dichtesten besiedelte Gegend Australiens: die gesamte Region um Sydney und noch bis 160 Kilometer ins Hinterland. Andere, etwas weniger gefährliche Arten der Spinne lassen sich auch in anderen Regionen Australiens finden. Die Tiere können dabei in jedem Vorgarten vorkommen, auch in Poolfiltern werden sie häufiger mal eingesogen, wo sie etliche Stunden unter Wasser überleben können. Obwohl auch schon mal ein fast acht Zentimeter großes Exemplar gefunden wurde, ist die durchschnittliche Trichternetzspinne mit nur zweieinhalb bis drei Zentimetern relativ klein. Dank ihres potenten Gifts kann sie jedoch sogar Tiere bis zur Größe von Hausmäusen überwältigen.
Laut dem Australian Museum werden rund 30 bis 40 Menschen pro Jahr von Trichternetzspinnen gebissen. Den Biss der männlichen Sydney-Trichternetzspinne hat dabei vor der Einführung von Seren kaum ein Mensch überlebt. Denn das Gift des Männchens ist sechsmal stärker als das des Weibchens. Im Australian Reptile Park werden deshalb nur die Männchen für ihr Gift gemolken. Das gesammelte Gift wird im Anschluss in ein Labor geschickt, wo dann das lebensrettende Gegengift hergestellt wird. Seit das Gegengift 1981 auf den Markt kam, ist kein Mensch mehr am Biss einer Trichternetzspinne gestorben. Zuvor waren 13 Menschen ums Leben gekommen.
Spinnen können nicht springen
Obwohl Vorsicht geboten ist, da ein Biss der Tiere hochgiftig ist, ist es nicht besonders schwierig, sie „sicher“ einzufangen. In einem Video demonstriert eine Zooangestellte, wie sie mit einem langen Löffel eine der Spinnen und ihren Eiersack aufhebt und beide dann vorsichtig in einen Plastikcontainer umbettet. Da die Spinnen weder springen noch glatte Oberflächen hochklettern können, besteht keine Gefahr mehr, sobald sie in einem Plastikcontainer sind.
Die Spinnenpflegerin des Parks, Emma Teni, erklärte, dass die Mithilfe der Bevölkerung deswegen so wichtig sei, da männliche Trichternetzspinnen eine kurze Lebensdauer hätten und für die Herstellung nur einer Ampulle Gegengift etwa 150 Spinnen benötigt werden. Deswegen bräuchten sie „die Hilfe der Öffentlichkeit, um sicherzustellen, dass wir genug Gift haben, um den Bedarf zu decken“, so Teni.
Spinne im Schuh
Nicole Webber ist eine derjenigen, denen das Gegengiftprogramm das Leben gerettet hat. Sie wurde 1994 in Gosford, einer Kleinstadt etwa eine Stunde nördlich von Sydney, von einer Trichternetzspinne gebissen, die sich in ihren Schuh geschlichen hatte. Webber kommentierte den Social-Media-Post des Zoos mit einem Aufruf, dass die Leute das Programm unterstützen und Spinnen einfangen sollten.
Karen Wright, die ebenfalls einen Kommentar zum Post hinterließ, schrieb, dass das Programm das Leben ihres Sohnes Matthew gerettet habe. Er sei 1995 von einer Trichternetzspinne gebissen worden, und sie habe danach immer Spinnen gesammelt und an den Tierpark geschickt. Sie sei froh, dass dies immer noch geschehe. „Mehr Leben werden auf diese Weise gerettet werden.“
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