Ausstellung / Kisten, die Generationen bewegen: Im „Schëfflenger Konschthaus“ steht der Karton im Fokus
Mischtechnikmalerei trifft auf urbanen Siebdruck – und umgekehrt: Im „Schëfflenger Konschthaus“ steht während vier Wochen der Karton im Fokus. Jean-Claude Salvi stellt erstmals gemeinsam mit seinem Sohn Gauthier aus.
Generationsübergreifende Kunstprojekte und Ausstellungen sind rar gesät. Meist steht die Vergangenheit einer erfolgreichen Kooperation im Weg, wie Jean-Claude Salvi es ausdrückte: „Die junge Generation könnte der älteren vorwerfen, veraltet zu sein, umgekehrt droht es, mangelndes Verständnis für die Ausdrucksformen der Jüngeren zu geben.“ Der Kunstlehrer, Bildhauer, Maler und begeisterte Fotograf, der in der nationalen Kulturszene beileibe kein unbeschriebenes Blatt ist, profitierte in den vergangenen Monaten daher von einer gewissen logistischen Distanz: „Ich war es, der ihm die Idee einer gemeinsamen Ausstellung unterbreitet hat. Dass es funktionieren könnte, lag einerseits daran, dass Gauthier inzwischen ausgezogen ist und wir uns eben nicht mehr jeden Tag sehen. Gleichzeitig fertigen wir beide artistische Produktionen an, die wir zu etwas Interessantem zusammenfügen konnten.“
Entstanden ist eine Kollektion an Kunstwerken, die zwei Stile verbindet: klassische Malerei auf Leinwänden und modernen Siebdruck – auf Holz, Papier und weiteren eher ungewöhnlichen Untergründen. „Wir haben zwei Ausdrucksweisen der Kunst kombiniert und zusammengefügt“, sagte Salvi. Und auch die Wahl der Motive für die erste gemeinsame Ausstellung war kein Produkt des Zufalls, sondern eine Vielzahl an Ecken und Kanten, mit denen sich beide gleichermaßen im Alltag beschäftigen: Kisten, Umzugskartons und Co. „Gauthier betreibt eine Druckerei, weshalb uns zu Hause immer wieder Pappkartons zugestellt werden, die sich stapeln. Manchmal sind wir hier regelrecht umzingelt von Kisten. Deshalb die Thematik. Zudem brauchen wir dauernd Umzugskartons, denn unsere Söhne ziehen ständig um, ihr Lebensmittelpunkt pendelt zwischen Straßburg, Luxemburg und Paris.“
Diese Kisten sind ein Spiegelbild unserer Konsumgesellschaft
Gleichzeitig vermitteln stapelweise Kisten auch soziale Komponenten, die für Jean-Claude Salvi eine tragende Rolle in der Wahl der Thematik spielte: „Diese Kisten sind ein Spiegelbild unserer Konsumgesellschaft. Sie sollen vermitteln, dass es gleich nichts mehr gibt, was noch nicht konsumiert worden ist. Zudem kann man sie optimal einsetzen, um dieses Spiel zwischen Innenraum, Leere und verstecktem Inhalt zu unterstreichen.“
Der Schifflinger Karton
Eine offene Kiste kann mit der nötigen Interpretationssorgfalt aber auch für den Wandel der Zeit stehen: Die Schifflinger Gemeinde, die für diese Ausstellung ihr Kunsthaus öffnet, hat sich bei Jean-Claude Salvi nach der Möglichkeit einer persönlicheren Komponente erkundigt: So wird der Schatten einer der besagten Kisten die demografische Entwicklung der Kleinstadt widerspiegeln. „Es war interessant zu sehen, wie sich die Zahlen in all diesen Jahren verändert haben. Schifflingen ist also auch eine Art Karton, in dem Menschen leben. Die Frage ist: Warum sind diese Zahlen so, wie sie sind? Der Schatten steht für die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft.“
Ein Teil der Werke entstand von beiden, andere wiederum sind individuelle Schöpfungen. Bei überdimensionalen Leinwänden oder Skulpturen hat der Vater zunächst seine Malerei-Techniken einfließen lassen, bevor Gauthier Salvi dem Ganzen den moderneren, urbanen Touch verliehen hat. „Das können Markenzeichen, Graffitis und eigene bildnerische Kreationen sein. Er arbeitet zudem viel mit floralen Motiven“, erklärte Jean-Claude Salvi. „Die Herausforderung war es, diese artistische Ader des Siebdrucks in die Kunstwelt zu bringen.“
Denn Gauthier Salvi hat gemeinsam mit seinem Bruder Thibeau im Alltag eine andere Art von Klientel zu bedienen: Beide lancierten bereits gemeinsam eine junge Kleidermarke namens „Gauto & Bro“, die für Einzigartigkeit und „street culture“ steht. Ein paar dieser Einzelstücke werden bei der Ausstellung zu entdecken sein. Für den Vater ist es eigentlich nicht wirklich verwunderlich, dass beide Söhne diese Verbindung zur Kunst für sich entdeckt haben: „Unsere erste Ausstellung trägt den Titel „Echo“. Es sind unter anderem die Dinge, die ich ihm gezeigt habe – seien es Graffitis im Hausflur, Porträts oder eben Bilder von Kisten: Er hat das alles für seine moderne Transkription genutzt. Ich habe ihm einiges beigebracht, umgekehrt ist es genauso. Daher auch das Echo.“
Im Überblick
Was: Kunstausstellung „Echo“ (Bilder und Siebdruck)
Wer: Vater und Sohn – Jean-Claude und Gauthier Salvi
Wo: Schëfflenger Konschthaus Asbl
Wann: Vom 23. November bis zum 21. Dezember 2024 (von mittwochs bis sonntags, 14.00 bis 18.00 Uhr)
Vernissage: Am 22. November ab 18.30 Uhr
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