Domaine Tageblatt (1) / Wie der Ochse vorm Weinberg: Die Tageblatt-Redaktion versucht sich als Winzer
Das Projekt ist ambitioniert und soll Einblicke in die Welt der Winzer verschaffen. Die Tageblatt-Redaktion wird in den kommenden anderthalb Jahren versuchen, ihren eigenen Wein herzustellen, in einer wöchentlichen Serie über Erfolg und Misserfolg berichten und dabei tiefere Einblicke in die Welt des Weinbaus geben.
Da stehen wir nun, wie der sprichwörtliche Ochse – allerdings nicht vorm Berg, sondern vor einem Weinberg. Wir, das sind Mitglieder der Tageblatt-Redaktion, Journalisten, Grafikerinnen, Marketing-Spezialistinnen, die aufmerksam zuhören, worauf es beim Zurückschneiden von Rebstöcken wirklich ankommt. Wirklich Ahnung von der Materie haben wir nicht, zumindest die meisten von uns. Und so blickt die Winzerin Corinne Kox während ihrer Ausführungen mehr als einmal in fragende Gesichter. Sie lächelt dann und fängt noch weiter vorne an. Uns fehlt offensichtlich auch das elementarste Basiswissen. Dennoch haben wir uns als Tageblatt-Redaktion vorgenommen, unseren eigenen Wein zu produzieren. Angefangen mit dem Zurückschneiden der Reben, bis hin zur Kommerzialisierung des Weines – sollten wir denn tatsächlich erfolgreich sein.
Die Idee gärte schon länger in einigen Köpfen aus der Redaktion. Jedes Jahr interessieren sich die Medien, auch das Tageblatt, vor allem während der Traubenlese für die Winzer und ihren Wein. Jedes Jahr die gleichen Fragen, immer ähnliche Antworten. Der Jahrgang? Natürlich hervorragend, zumindest was die Qualität betrifft. Was sollen Winzer auch sonst antworten? Etwa, dass es ein katastrophaler Jahrgang wird und die Kunden bloß keinen Wein kaufen sollen? Wir sind jedenfalls der Überzeugung, dass es da mehr zu erzählen gibt. Über die nächsten anderthalb Jahre hoffen wir, einen tieferen Einblick in die Arbeit der Weinbauern zu bekommen. Deshalb werden wir unseren Arbeitsplatz in der Redaktion immer mal wieder mit dem im „Wéngert“ oder im Weinkeller tauschen.
Robuste Reben, steile Hänge
Um unser Vorhaben umzusetzen, brauchen wir Unterstützung, schließlich verfügt das Tageblatt noch nicht über einen eigenen Weinberg. Hilfe erhalten wir von Corinne Kox und ihrem Team vom Domaine L&R Kox aus Remich. Corinne zögerte keine Sekunde, als wir ihr von unserer Idee berichteten. „Allein die Tatsache, dass Außenstehende sich die gleichen Fragen stellen müssen wie wir als Winzer, finde ich ein interessantes Experiment.“ Sie stellt uns eine ihrer Parzellen zur Verfügung. „Eine Parzelle mit alten Reben, die sind robuster“, meint die Winzerin. Der Vertrauensvorschuss hält sich offensichtlich in Grenzen. Doch da sie ihre Parzelle auch in den darauffolgenden Jahren noch nutzen will, ist ihre Vorsicht nachvollziehbar.
Nun stehen wir an einem kühlen Novembermorgen am Remicher Galgenberg und laufen erstmals durch unseren Weinberg. Corinne hat nicht nur darauf geachtet, dass die Rebstöcke möglichst robust sind, sondern auch darauf, dass sie schön im Hang liegen. „Es wird nicht die einfachste Parzelle“, hatte sie bereits im Vorfeld gewarnt. Es wird wohl kein Spaziergang.
Gemeinsam mit unseren Lesern
Neben der eigentlichen Arbeit des Winzers werden wir in unserer Serie auf Themen wie Nachhaltigkeit, Finanzhilfen, Ausbildung, Bürokratie oder einen gewissenhaften und maßvollen Umgang mit Alkohol eingehen.
Es wird einiges auf uns zukommen. Die Arbeit im Weinberg beginnt im Januar. Bis dahin sollten wir uns zumindest auf die Philosophie für unseren Wein geeinigt haben, meint Corinne. Einfacher gesagt als getan. Die erste Verkostung hat gleich gezeigt, dass es nicht so einfach wird, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Und dabei ist das nur die erste von vielen Entscheidungen, die wir in den kommenden Monaten treffen müssen. In die ganzen Entscheidungsprozesse, von der Rebe zur Traube bis zum Wein, werden wir auch unsere Leser mit einbeziehen.
Bevor wir aber über unsere Philosophie reden, wollen wir erst einmal bei Experten nachfragen, worauf wir bei unserem Vorhaben achten sollen und ob überhaupt eine Chance auf Erfolg besteht. Darum geht es am kommenden Mittwoch in Teil zwei unserer Serie „Domaine Tageblatt“.
Tipps und Feedback
Wollen Sie uns bei unserem Projekt unterstützen, uns Tipps und Feedback geben, dann kontaktieren Sie uns über unsere Facebook-Seite oder per Mail auf redaktion@tageblatt.lu
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