Orange Week / Hunderte Demonstrant*innen setzen ein Zeichen für eine gewaltfreie Zukunft
Im Rahmen der internationalen „Orange Week“ versammelten sich Hunderte Demonstrierende in Luxemburg, um gegen Gewalt an Frauen zu protestieren und mit einem Solidaritätsmarsch Bewusstsein für eines der drängendsten globalen Probleme zu schaffen.
Am vergangenen Samstag färbte sich die Hauptstadt Luxemburgs wieder mal orange. Eine beeindruckende Menschenmenge – Jung und Alt, Frauen und Männer, bekannte Persönlichkeiten und stille Unterstützer – versammelte sich im Rahmen der international stattfindenden „Orange Week“ auf dem Hamilius-Platz, um an der alljährlichen „Marche de solidarité“ teilzunehmen.
Organisiert vom „Conseil national des femmes du Luxembourg“ (CNFL), in Partnerschaft mit der Stadt Luxemburg, führte der Marsch durch die Notre-Dame-Straße bis zum Clairefontaine-Platz. Angeführt wurde die Menge von Premierminister Luc Frieden, der Ministerin für Gleichstellung und Diversität, Yuriko Backes, Claudine Speltz, Präsidentin des CNFL, sowie Großherzogin Maria Teresa.
„Your body, but my choice“
Am Clairefontaine-Platz angekommen erwartete die Teilnehmer eine Bühne, von der aus Reden gehalten wurden – Worte, die die Realität schonungslos benannten. „Solange Männer aufstehen und denken ‚Your body, but my choice‘, bleiben wir auf dem Holzweg!“, erklärte Yuriko Backes.
Im Jahr 2023 haben laut den Vereinten Nationen 736 Millionen Frauen, also fast jede dritte, mindestens einmal körperliche oder sexuelle Gewalt erlebt. In Konfliktzonen liegt diese Zahl bei alarmierenden 70 Prozent, erklärte Claudine Speltz vom CNFL. Im kleinen Luxemburg sind die Zahlen nicht minder beunruhigend: 20 Prozent der Frauen im Alter von 16 bis 74 Jahren berichteten, in den letzten zwölf Monaten Gewalt erfahren zu haben. Besonders erschreckend: 80 Prozent dieser Opfer suchen weder Hilfe, noch wenden sie sich an die Polizei.
Doch warum nicht? Die Gründe dafür sind vielfältig: Die meisten Opfer halten die erlittene Gewalt für „nicht schwerwiegend genug“, während andere sich in einer Abhängigkeitsbeziehung gefangen fühlen. Weitere Hindernisse sind Unwissenheit über bestehende Unterstützungsangebote, Schamgefühle und die Angst vor möglichen Konsequenzen. Dieses Schweigen zeigt, wie tief das Problem gesellschaftlich verwurzelt ist und dass es nicht nur mehr Anlaufstellen, sondern auch eine Kultur braucht, die Opfern Mut macht, ihre Erfahrungen zu teilen.
Großherzogin Maria Teresa erinnerte an dieser Stelle daran, dass Gewalt gegen Frauen das „am weitesten verbreitete Menschenrechtsverbrechen weltweit“ sei. Sie betonte die internationale Dimension dieses Problems und erinnerte an den Zusammenhang zwischen häuslicher Gewalt und der Gewalt in Kriegsgebieten. „Es ist dasselbe Verlangen, Frauen zu unterwerfen, zu demütigen und zu zerstören.“ Ihre Worte trugen Gewicht, nicht nur durch ihren Titel, sondern durch ihre tiefe persönliche Überzeugung: „Der Kampf gegen diese Gewalt ist nicht nur ein Kampf für Frauen. Es ist ein Kampf für die Menschlichkeit.“
Hauptstadtschöffe Maurice Bauer, sichtlich bewegt, sprach mit Nachdruck über die Verantwortung der Gesellschaft, Gewalt und Ungerechtigkeit nicht nur zu erkennen, sondern aktiv dagegen anzugehen. „Es reicht nicht, hier zu stehen und zu sagen, dass wir dagegen sind. Es braucht strengere Gesetze und Engagement dort, wo es wehtut.“ CNFL-Präsidentin Claudine Speltz ergänzte: „Wir brauchen umfassende Statistiken, härtere Gesetze und vor allem: mehr Bildung. Es beginnt in den Schulen, bei den Kleinsten. Dort legen wir den Grundstein für eine bessere Zukunft.“
Gewalt gegen Frauen und Kinder – sie existiert überall, sei es in Afrika, in Neapel oder hier in Luxemburg. Es ist ein globales Problem, und es braucht globale LösungenVertreter der International Union
In diesem Sinne wurden die Worte von Ministerin Yuriko Backes mit starkem Applaus quittiert, als sie betonte, dass Luxemburg bald einen nationalen Aktionsplan gegen geschlechtsspezifische Gewalt einführen werde – ein längst überfälliger Schritt. Außerdem rief sie zur Unterstützung der Petition 3409 auf, die einen strukturellen Wandel anstrebt.
Die Präsenz des Premierministers Luc Frieden wurde von den Anwesenden durchaus geschätzt, auch wenn er sich in der Sache nicht äußerte.
„Wir haben keine Lust mehr, zu marschieren“
Fabio Paolucci, ein italienischer Vertreter der International Union, war eigentlich aus einem anderen Grund in Luxemburg: „Ich hatte ein Treffen mit Missionaren und Pastoren in der Nähe“, erklärte er. Doch als er am Hamilius-Platz die orange gekleidete Menge bemerkte, spürte er, dass er hier richtig war. „Das ist genau das, was ich in Afrika gesehen habe. Gewalt gegen Frauen und Kinder – sie existiert überall, sei es in Afrika, in Neapel oder hier in Luxemburg. Es ist ein globales Problem, und es braucht globale Lösungen.“
Auch Esperanza, eine energische gebürtige Spanierin, kam aus einem ähnlichen Beweggrund zur Veranstaltung. Doch ihr Fokus lag auf den Herausforderungen, die oft innerhalb nationaler Grenzen übersehen werden: „Es ist wichtig, dass wir uns international solidarisieren, aber jedes Land muss sich auch ehrlich fragen: Was tun wir selbst gegen Gewalt? Haben wir den Mut, genau hinzusehen?“ Esperanza hob hervor, wie wichtig es sei, sich nicht nur auf extreme Fälle von Gewalt zu konzentrieren, sondern auch strukturelle Probleme anzugehen, die Frauenrechte in vielen Gesellschaften gefährden.
Auch Yuriko Backes griff diesen Gedanken auf: „Simone de Beauvoir sagte einst, dass Frauenrechte niemals endgültig gesichert sind. Es genügt eine einzige politische, wirtschaftliche oder religiöse Krise, um die Rechte der Frauen infrage zu stellen. Unsere Aufgabe ist es, wachsam zu bleiben – ein Leben lang.“ Dem fügte sie hinzu: „Wir haben keine Lust mehr zu marschieren. Doch aufzuhören würde bedeuten, dass wir eine Welt ohne Gewalt erreicht haben. Und davon sind wir weit entfernt.“
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