Domaine Tageblatt (2) / Ein erstes Herantasten: Die Redaktion muss sich in Geduld und Organisation üben
Die Tageblatt-Redaktion wird in den kommenden anderthalb Jahren versuchen, ihren eigenen Wein herzustellen. In unserer wöchentlichen Serie berichten wir über Erfolg und Misserfolg. In Teil zwei geht es um organisatorische Herausforderungen und eine gute Vorbereitung.
Versucht man sich neben der Arbeit noch als Winzer oder Landwirt, bringt das große Herausforderungen mit sich. Lars Reckermann, der Chefredakteur der Ostfriesen-Zeitung, kennt dieses Spannungsfeld nur zu gut. Während seiner Zeit bei der Nordwest-Zeitung in Oldenburg initiierte er mit seinem Team ein ähnliches Projekt, nur ging es bei ihnen um den Kartoffelanbau. Im sogenannten „Duell der Felder“ stellten sie sich dem Wettbewerb gegen junge Landwirte. Das Tageblatt tritt zwar nicht gegen die Jungwinzer an – jedenfalls noch nicht –, aber mit der Hilfe von Corinne Kox vom Domaine L&R Kox wagen wir uns in die Welt des Weinbaus.
Reckermann teilte uns seine Erfahrungen mit und betonte vor allem die Bedeutung einer gründlichen Vorbereitung – eine Lektion, die er über zeitaufwändige Samstage mit der Familie auf dem Feld lernte. Die Organisation, so Reckermann, sei dabei der Schlüssel. „Der erste Tipp, den ich euch geben kann: Bereitet das Ganze besser vor als wir damals.“
Peinlich berührt
Das Gespräch mit Lars Reckermann erwies sich jedenfalls als sehr motivierend, auch wenn wir noch nicht so ganz genau wissen, wie wir unsere Arbeit in der Redaktion mit der im Weinberg vereinbaren werden. Wenn die Motivation innerhalb der Redaktion so groß bleibt, sollte das aber klappen. Auf Reckermanns Angebot, uns im Weinberg zu unterstützen, kommen wir ganz sicher zurück. Bis zum ersten Einsatz im Weinberg bleiben uns also noch ein paar Wochen, um uns in die Grundlagen des Winzerberufs einzuarbeiten.
Unser kürzlicher Ausflug ins „Institut viti-vinicole“ (IVV) in Remich war so etwas wie ein Weckruf – allerdings so einer, bei dem man den Wecker erst noch programmieren muss. Bei unserer Ankunft kannten wir weder die Größe unserer Parzelle, noch ob sie für den ökologischen Anbau geeignet ist, vom verwendeten Werkzeug ganz zu schweigen. Wird hoch technisiert oder mit Muskelkraft gearbeitet? Da Winzerin Corinne fest dazu entschlossen scheint, uns das Leben nicht zu einfach zu machen, hat sich wohl zumindest die letzte Frage geklärt.
Traumjob für Wein-Aficionados
Trotz unseres offensichtlichen Mangels an grundlegenden Informationen, der uns leicht peinlich war, nahmen sich IVV-Direktor Serge Fischer und sein Team viel Zeit für uns. „Es klingt nach einem tollen Projekt. Wir freuen uns darüber, dass sich jemand für den Weinbau interessiert“, sagt Fischer. Das IVV hat seine Gründung übrigens der amerikanischen Reblaus zu verdanken, die sich im 19. Jahrhundert in Europa breit gemacht hatte. Seit 1925 steht das Institut den lokalen Winzern zur Seite, hilft bei der Umstellung auf resistente Rebsorten und bei der effektiveren Parzellierung der Weinberge, wie uns Fischer aufklärte. Über die Jahre wandelten sich die Aufgaben des Instituts.
Heute unterstützt es die Winzer nicht nur bei der Beantragung von Finanzhilfen, sondern betreibt auch ein hauseigenes Labor zur Analyse der Moste und Weine, verwaltet das fünf Hektar große Staatsweingut und ist für die Qualitätssicherung der edlen Tropfen zuständig. Luxemburg scheint eines der wenigen Länder zu sein, wenn nicht sogar das einzige, wo alle Weine einer staatlichen Verkostung unterzogen werden. Klingt wie ein absoluter Traumjob für alle Wein-Aficionados.
Mit der Natur arbeiten
In den kommenden Monaten werden sich noch Möglichkeiten bieten, genauer auf die einzelnen Abteilungen des „Institut viti-vinicole“ einzugehen. Aber eines haben wir schon gelernt: Unsere Parzelle misst stolze 30 Ar. Der Besuch beim IVV hat uns jedenfalls spannende Einblicke in den Luxemburger Weinbau gegeben und uns auf die kommenden Aufgaben vorbereitet.
Der wohl wichtigste Tipp der Experten und gleichzeitig die wohl größte Herausforderung für uns: flexibel bleiben. „Man muss ja nicht unbedingt die Reben zurückschneiden, wenn es schneit“, sagt Paul Thill vom IVV und rät uns, das Wetter stets im Blick zu halten und uns anzupassen. Notgedrungen müssen wir uns vor allem an den redaktionellen Alltag anpassen. So nahmen wir die Ratschläge zur richtigen warmen Kleidung gerne an. „Mit der Natur arbeiten ist nicht einfach, man muss die nötige Geduld mitbringen. Aber ich bin optimistisch, dass ihr das hinbekommt“, gibt sich Fischer zuversichtlich. Weitere wertvolle Tipps erhielten wir für die Philosophie unseres Weines. Ein Thema, das wir laut Corinne recht schnell angehen sollten und mit dem wir uns in der kommenden Woche beschäftigen werden.
Tipps und Feedback
Wollen Sie uns bei unserem Projekt unterstützen, uns Tipps und Feedback geben, dann kontaktieren Sie uns über unsere Facebook-Seite oder per Mail an wein@tageblatt.lu.
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