Schwimmen / Warum der neue Landesrekord von Joao Carneiro nicht lange halten wird
FLNS-Schwimmer Joao Carneiro musste in seiner Karriere schon so manche Gewohnheit aufgeben und Pläne umkrempeln. Heute ist der Student neuer Landesrekordhalter und im Dezember sogar gleich zweimal unter einer Minute auf den 100 m Brust geblieben.
Kurz vor den Weihnachtsfeiertagen hatte Joao Carneiro in Lissabon mächtig Stress – aber anders als wohl die meisten Menschen. Am 20. Dezember legte der vielseitige Schwimmer am Nachmittag sein letztes Examen des Jahres an der Universität ab, um dann drei Stunden vor Wettkampfstart mit dem Bus nach Albufeira zum Schwimmbad weiterzueilen. Dort startete er am Abend für seinen Verein Belenenses bei den Interklub-Meisterschaften. In der Halle angekommen knackte er den neun Jahre alten Landesrekord von Raphaël Stacchiotti auf den 100 m Brust im kleinen Becken: Carneiro war in einer Zeit von 59.47 Sekunden gestoppt worden. „Ich habe mich auch schon gefragt, ob es daran lag, dass ich keine Zeit hatte, mir viele Fragen zu stellen und nervös zu sein“, meinte der 21-Jährige lachend.
Ich hatte mir im September dieses Ziel in den Kopf gesetzt und wollte unbedingt unter einer Minute bleiben. Da ich allerdings den Klub gewechselt hatte, bestanden Zweifel, ob ich es schaffen würde.
Es war das zweite Mal innerhalb weniger Tage, dass er unter der Marke der 60 Sekunden geblieben war. Bereits bei der Kurzbahn-Weltmeisterschaft in Budapest eine Woche zuvor hatte Carneiro seine starke Form untermauert (59.82 Sekunden). Leicht enttäuscht, die nationale Bestmarke nicht gleich unterboten zu haben, war der Landesrekord in Portugal eine Erleichterung für den FLNS-Athleten: „Ich hatte mir im September dieses Ziel in den Kopf gesetzt und wollte unbedingt unter einer Minute bleiben. Da ich allerdings den Klub gewechselt hatte, bestanden Zweifel, ob ich es schaffen würde.“ Denn nachdem sein ehemaliger Trainer die Schwimm-Sektion von Benfica verlassen hatte, wollte auch Carneiro weg. Auf der Suche nach einer neuen Heimat wurde er im Herbst bei Belenenses fündig. „Ich suchte jemanden, der auf die Bruststrecken spezialisiert war.“
Wenig Schlaf
Der Neuanfang war schwer – und nicht der erste, den Carneiro machen musste. Das erste Semester an der Uni vor drei Jahren fuhr der Neuling gegen die Wand. Selbst für das Schwimmen blieb keine Zeit mehr. Sechs Monate pausierte er damals. Heute hat er Studien und Sport gut im Griff, doch der Klubwechsel brachte wieder einiges durcheinander. „Ich war es nicht gewohnt, abends zu trainieren. Das hatte zur Folge, dass ich anfangs sehr müde war. Inzwischen habe ich gelernt, wie und wann ich mich tagsüber zwischendurch am besten erhole und schlafe.“
Die eiserne Disziplin, die es für so ein Leben braucht, habe er aufgrund des Schwimmens gelernt. Vorbilder gibt es im Sport einige – etwa Stacchiotti oder Laurent Carnol, die beiden einzigen Luxemburger, die ebenfalls 59er-Zeiten auf der gleichen Strecke geschwommen waren. „Dieser Landesrekord wird sicher keine zehn Jahre Bestand haben“, sagte Carneiro. „Es gibt derzeit eine ganze Reihe an vielversprechenden Brustschwimmern, etwa noch Finn Kemp und Albert Chaussard. Es wird also nicht lange dauern, bis diese Zeit unterboten wird.“
Raphaël Stacchiotti war dann auch der Erste, den Carneiro über die neue Bestzeit informierte: „Es war tatsächlich das Erste, was ich gemacht habe, als ich aus dem Wasser gestiegen bin“, meinte er mit einem Lachen. „Seit über einem Jahr habe ich ihm gesagt, dass es irgendwann so weit sein würde.“ Nicht nur der ehemalige Ettelbrücker gratulierte später für den Eintrag in die FLNS-Bücher. Sportdirektor Christophe Audot zeigte sich von der Leistung beeindruckt.
Auf zum Euro Meet
Für Carneiro, der selbst an den Feiertagen im Schwimmbecken anzutreffen war, beginnt nun schon die Vorbereitung auf den zweiten Teil der Saison im 50-Meter-Becken. Das Euro Meet Ende Januar wird der erste vollwertige Test für viele Athleten sein. Neben den 200 m Schmetterling will Carneiro es auch auf den 100 m Brust wissen. „Ich war nie ein Fan von der Kurzbahn. Ich sehe mich selbst nicht als einen explosiven Schwimmer, sondern eher als jemanden, der über dem Schwimmen an Schnelligkeit zunimmt. Ich habe zwar gelernt, das Tempo besser einzuteilen, aber die große Liebe wird es wohl nie werden.“
Zum Glück bietet das Programm der nächsten sechs Monate dementsprechend viel Abwechslung. Im Juli will Carneiro bei den Weltmeisterschaften auf dem Formhoch sein. Im Mai stehen zuvor schon die Spiele der kleinen Staaten an, inklusive der letzten Examen seines Wissenschaftsstudiums an der Universität in Lissabon. Der größte Traum soll sich aber erst in dreieinhalb Jahren verwirklichen – bei den Olympischen Spielen in Los Angeles. Dass ihm bis dahin Umstellungen keine Sorgen mehr bereiten werden, scheint voraussehbar.
Topstars in der Coque
Das alljährliche Januar-Highlight der Schwimmer steht fast schon vor der Tür. Das Euro Meet 2025 findet vom 31. Januar bis zum 2. Februar in der Coque statt. Ein paar teilnehmende Topstars sind bereits von den Organisatoren vorgestellt worden. Mit dem Deutschen Marco Koch ist ein früherer Weltmeister angemeldet. Der Italiener Federico Poggio, Vizeeuropameister von 2022, ist ebenfalls Brustspezialist. Shona Branton wird für das kanadische Team Ontario starten. Sie stellte bei der vergangenen Auflage einen Meet-Rekord auf den 100 m Brust auf.
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