Ausblick / Was 2025 in Esch von der Gemeindepolitik zu erwarten ist
Was ist 2025 von der Escher Gemeindepolitik zu erwarten? Wo liegen die Prioritäten und zu welchen personellen Veränderungen könnte es innerhalb der Fraktionen kommen? Das Tageblatt hat bei den sechs im Gemeinderat vertretenen Parteien nachgefragt.
CSV: Bildung und Wohnung
Die Haushaltsvorstellung von Bürgermeister Christian Weis hat die Prioritäten in den Investitionen der Stadt Esch aufgezeigt: Schulwesen und Wohnungsbau. Dafür wurde auch hinter den Kulissen gearbeitet, wie Weis unterstreicht: „In diesem Jahr werden die Schlussfolgerungen des Audits umgesetzt und der zuständige Gemeindedienst auf die Verdopplung des gemeindeeigenen Wohnparks vorbereitet“, sagt Weis und meint damit v.a. ein neues Organigramm und zusätzliches Personal. Die CSV will in Esch zudem ein Garant für Stabilität sein, weshalb das Dossier Resilienzstrategie vorangetrieben werden soll. Ende des Jahres soll zudem eine erste Bilanz des lokalen Sicherheitsplans gezogen werden. Beim Zusammenleben steht das Jahr im Zeichen der Senioren und auch der Sozialdialog wird mit den Verhandlungen für einen neuen Kollektivvertrag der Südgemeinden in den Mittelpunkt rücken. Die Lallinger Trainingshallen werden ab April/Mai phasenweise eröffnet, während die Sportarena in den nächsten zehn Jahren sicher nicht gebaut wird, sagt Weis. Innerhalb der CSV-Fraktion im Gemeinderat sind derweil für 2025 keine Änderungen geplant. „Es ist nicht vorgesehen, dass jemand geht“, sagt Weis. Auch Schöffe André Zwally nicht, dem in Esch eine gewisse Amtsmüdigkeit nachgesagt wurde.
DP: Ruhe in der Kultur
Ruhe soll in der Escher Kulturpolitik einkehren. Da keine Biennale stattfindet, liegt die Konzentration auf den Kulturhäusern. Und hier hat frEsch-Direktor Loïc Clairet die Aufgabe, das Bâtiment4 lebendiger zu gestalten, wie es Schöffe Pim Knaff ausdrückt. Und natürlich müsse man schauen, welche Vision der Kulturpolitik die neue Leiterin des Kulturdienstes der Gemeinde, Josée Hansen, habe, so Knaff weiter. 2025 wird es ein zweites LOA-Festival in Esch geben, und zwar im September auf der Metzeschmelz. Dazu werden wieder die Francofolies und eine Kulturnacht organisiert. „Allgemein betrachtet ist für mich 2025 in der Escher Politik eher ein Übergangsjahr. 2024 war eins der Entscheidungen, das bestimmte, in welche Richtung wir gehen und wie wir das Koalitionsprogramm umsetzen“, resümiert Pim Knaff. Priorität habe für die Escher DP in diesem Jahr der Tourismus mit der Modernisierung des Camping Galgenberg und die Weiterführung des Claire-Konzepts zur Revitalisierung des Escher Stadtkerns. „Es ist vielleicht an der Zeit, eine Offensive im Horeca-Bereich zu starten, denn es fängt an, im Zentrum etwas mager zu werden“, so Knaff mit Blick auf die Schließung populärer Restaurants und Cafés Ende des letzten Jahres. Personell bleibt bei der DP im Gemeinderat auch 2025 alles beim Alten. Was bedeutet, dass Knaff nach den Turbulenzen rund um seine Verurteilung wegen schweren Steuerbetrugs im vergangenen Jahr weiterhin nicht vorhat, seinen Stuhl zu räumen.
„déi gréng“: Dossiers vorantreiben
Schöffe Meris Sehovic will 2025 die laufenden Dossiers vorantreiben. Für das Schulwesen bedeutet das: Abschluss der ersten Phase der Modernisierung der Bruchschule im April und erster Spatenstich für die Schule im neuen Viertel „Rout Lëns“. Die ist laut Sehovic insofern relevant, als sie nach Fertigstellung noch nicht ausgelastet sein wird. So bietet sie Spielraum für Arbeiten in der Brillschule. „Im Bereich Hochbau ist noch die Renovierung und Erweiterung der Kulturfabrik zu erwähnen. Dort beginnt 2025 die Ausschreibung. In Sachen Umwelt- und Naturschutz gilt es, die Goldzertifizierung des Klimapaktes zu bestätigen, zudem nehmen wir momentan alle Klima- und Umweltschutzprämien unter die Lupe“, so Sehovic. Kommen soll eine Begrünungsprämie für die Umwandlung von Stein- in Naturgärten. Nach dem Wechsel von Tammy Broers von den Piraten zu den Grünen hat die Partei wieder drei Sitze im Escher Gemeinderat. An dem 2026 vorgesehenen Splitting des Schöffenratspostens zwischen Sehovic und Mandy Ragni ändert das laut ersterem nichts. „Dank Tammy haben wir nun einen besseren Zugang zu sozialen Fragen“, sagt Sehovic, „jedenfalls funktionieren wir gut als Dreierteam. 2025 steht personell bei den Grünen demnach im Zeichen der Stabilität“.
LSAP: Resultate sehen
Bei der LSAP Esch harrt man zunächst einmal der Dinge, die da kommen. „Bürgermeister Weis hat ja angekündigt, dass der Prozentsatz der im Budget angekündigten und dann auch tatsächlich realisierten Projekte nach oben gehen soll. Die LSAP wird darauf achten, dass dies auch geschieht“, kündigt Fraktionssprecher Steve Faltz an. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Schulpolitik und hier in der Diskrepanz zwischen Neu und Alt. „Die Bruchschule wird momentan opulent umgebaut, doch deswegen fehlen an anderen Schulen die Mittel für Verbesserungen. Auf der ‚Rout Lëns‘ wird eine neue Grundschule gebaut, aber in kaum hundert Metern Luftlinie gibt es zwei Container-Strukturen der Brillschule“, so Faltz. „Des Weiteren wurde viel Wohnungsbau versprochen, also wollen wir den auch sehen. Spannend wird ebenfalls sein, ob die neue Direktorin Josée Hansen endlich Ruhe in den Escher Kulturbetrieb bringt.“ Personell könnte sich ein Wechsel bei der LSAP anbahnen. So kursieren Gerüchte, dass Jean Tonnar in diesem Jahr sein Mandat zurückgeben wird. Nächstgewählter auf der LSAP-Liste wäre der frühere Rat Mike Hansen. Steve Faltz kann und will das momentan nicht bestätigen: „Das ist Zukunftsmusik. Es liegt an Jean Tonnar, diese Entscheidung zu treffen. Jedenfalls befasst sich die LSAP Esch erst damit, wenn es wirklich so weit ist.“
„déi Lénk“: Schwerpunkt Wohnungspolitik
„Ich denke, dass die Frage des ‚Logement‘ für die Escher Gemeinde Priorität haben muss und auch haben wird. Und hier vor allem die Frage des Leerstands“, sagt Marc Baum von den Linken, die seit geraumer Zeit schon die Wohnungspolitik als Hauptthema besetzen. „Seit zehn Jahren gibt es hier eine Leerstandstaxe, die aber noch nie erhoben wurde.“ „déi Lénk“ werde an dieser Sache dranbleiben, so Baum. Genau wie an den im Haushaltsentwurf vorgestellten neuen Projekten. „Da sind viele gute Sachen dabei. Das Problem ist, dass sie oft viel zu langsam bzw. gar nicht realisiert werden. Wichtig ist, dass die internen Prozesse effektiver gestaltet werden“, so Baum. Für 2026 steht bei den Linken das in den Parteistatuten vorgesehene Splitting des Ratspostens an. Nicht sicher ist, dass Line Wies für Marc Baum übernehmen wird. Die frühere Rätin wohnt momentan nämlich nicht in Esch. Die Alternative könnte Samuel Baum heißen. Das aber ist momentan noch Zukunftsmusik: „Wir werden das alles im Laufe dieses Jahres intern diskutieren“, so Marc Baum abschließend.
ADR: Finger in die Wunde legen
„Wir wollen auch 2025 den Finger in die Wunde legen“, sagt Bernard Schmit. Für den ADR-Gemeinderat war 2024 das Jahr der Vertrauenskrise in die Escher Politik, ausgelöst durch die Steueraffäre des Ersten Schöffen der Gemeinde, Pim Knaff (DP). Besser gesagt, dessen von den Koalitionspartnern gedeckte Weigerung, zurückzutreten. „Wir bleiben dahinter und verlangen auch weiterhin ein Audit des gesamten Kulturbereichs“, so Schmit. Immerhin sei die Haushaltsvorlage vernünftiger aufgestellt als noch im Vorjahr, sodass er, auch in Anbetracht der 78-Mio.-Euro-Anleihe, „eine anständige Realisierungsquote verlange“. Kein Verständnis hat Schmit dafür, dass die Alzettestraße nicht renoviert werde, oder für „das viele Geld, das in das Francofolies-Festival oder in die Luxembourg Pride investiert wird“. Esch müsse 2025 Kriminalität, Drogenprobleme und Sicherheit in den Griff kriegen, um keine „Stater“ Verhältnisse zu bekommen.
- Neue Spielplätze sind nicht öffentlich zugänglich – Fragen zu Auslandsreisen und frEsch - 10. Januar 2025.
- Einstweilen nicht weit her mit der neuen Transparenz in Esch - 10. Januar 2025.
- Parkplatzsperrung erregt Gemüter im Bruch-Viertel, Gemeinde beschwichtigt - 9. Januar 2025.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos