Radsport / Luc Wirtgen wird 2025 als „Capitaine de route“ für Alaphilippe und Hirschi fahren
Luc Wirtgen geht 2025 in seine sechste Profi-Saison und in sein drittes Jahr beim Schweizer Team Tudor Pro Cycling. Der 26-Jährige wird dabei in diesem Jahr ambitionierte Aufgaben bekommen. Unter anderem soll er als „Capitaine de route“ dem zweifachen Weltmeister Julian Alaphilippe zu weiteren Siegen verhelfen. Im Gespräch mit dem Tageblatt blickt der Luxemburger auf die kommende Saison.
Tageblatt: Luc Wirtgen, welches Fazit haben Sie aus der Saison 2024 gezogen?
Luc Wirtgen: Ein positives. Ich war sehr zufrieden und das Team auch. Ich konnte mich physisch verbessern und habe mich gut weiterentwickelt. Insgesamt war 2024 sehr positiv.
Welche Lehren aus 2024 nehmen Sie in das neue Jahr mit?
Das Team und ich möchten, dass ich mich dieses Jahr als „Capitaine de route“ etabliere. In diesem Bereich möchte ich mich verbessern. Dann möchte ich einer der letzten Fahrer sein, die für unsere Kapitäne noch da sind. Das sind die zwei Aspekte, in denen ich mich dieses Jahr zeigen will.
Was macht für Sie einen guten „Capitaine de route“ aus?
„Capitaine de route“ wird man nicht nur, weil man älter ist oder erfahrener als die anderen. Ich werde auch Rennen mit Jungs fahren, die 34 sind – und trotzdem werde ich „Capitaine de route“ sein. Es sollte kein Neo-Profi sein, aber ich bin im sechsten Jahr Profi. Es gehört also viel dazu: Man muss die Strecken von A bis Z kennen, das ist viel Arbeit. Man darf sich auch nicht scheuen, Entscheidungen zu treffen. Die Entscheidungen können sehr konsequent sein und müssen manchmal innerhalb von drei oder vier Sekunden gefällt werden. Man sollte Rennen lesen können und mit einer ruhigen Art und Weise auf seine Teamkollegen einwirken. Es gehören viele Faktoren dazu. Es ist ein komplexer Job, den ich sehr mag. Man muss der Kopf sein und trotzdem ins Pedal treten. Vor, während und nach dem Rennen sollte man für den Leader mitdenken, damit er so wenig Energie wie möglich verbraucht.
Im nächsten Jahr werden Sie also auch „Capitaine de route“ für große Namen wie Julian Alaphilippe oder Marc Hirschi sein. Erhöht das den Druck?
Nein, das erhöht eher die Vorfreude. Man sollte als Radsportler immer ein bisschen Stress haben, aber positiven. Wenn ich als Road Captain anfange zu stressen, ist das schon kein gutes Zeichen (lacht). Für mich ist es sehr positiv, dass wir uns so verstärkt haben. Ich habe aber dadurch nicht mehr Druck als im letzten Jahr. Für das Team und mich ändern diese Neuzugänge aber viel. Dadurch machen wir den nächsten Schritt. Wir werden alle von ihnen profitieren. Jeder Einzelne wird von den Neuzugängen hochgezogen und noch motivierter bei den Rennen sein. Wenn alle also noch ein kleines Stück motivierter sind und auch von ihnen lernen, kann das nur positive Auswirkungen haben.
Capitaine de route für große Namen und einen Vertrag, der erst Ende 2026 abläuft – die Verantwortlichen Ihres Teams scheinen Vertrauen in Sie zu haben.
Ja, und das weiß ich auch zu schätzen. Das sind zwei Punkte, die einen großen Vertrauensbeweis darstellen. Ich kann mich nicht beklagen. Wir sind alle bereit für die Saison.
Wie sieht Ihr Rennprogramm für 2025 aus?
Ich kann bis jetzt nur sagen, dass ich beim Gran Premio Castellón – Ruta de la Cerámica am 25. Januar und einen Tag später beim Gran Premi Valencia (beides 1.1) starten werde. Den Rest müssen wir noch besprechen. Ich denke aber, dass ich viele Rennen an der Seite von Julian Alaphilippe oder Marc Hirschi fahren werde, weil sie derselbe Fahrertyp wie ich sind. Es wird ein ausgeglichenes Programm zwischen Etappenrennen und Klassikern sein.
Stellen Sie Ihre persönlichen Ambitionen komplett in den Hintergrund?
Ja und Nein. Es wird immer Rennen geben, bei denen ich für mich fahren kann. Ich glaube, dass ich meine Chancen bekommen werde. Ob das zwei, drei oder fünf Mal in diesem Jahr der Fall sein wird, weiß ich nicht und das Team auch nicht. Es hängt immer auch vom Rennen und von der Situation ab.
Noch ist Ihr Team Teil der zweitklassigen ProTour. Um an den größten Rennen teilzunehmen, brauchen Sie Wildcards. Ist es ein Ziel, schnellstmöglich in die WorldTour aufzusteigen?
Wir sind für die größten Rennen in diesem Jahr auf Wildcards angewiesen. Wir haben aber Ambitionen und wollen beweisen, dass wir bei den größten Rennen vorne mitfahren können. Dann sehen die Organisatoren der anderen großen Rennen das und wir bekommen vielleicht dann andere Einladungen. Wir wollen aber jetzt erst mal in die Top 2 der ProConti-Teams, damit wir nächstes Jahr die Wildcards schon mal für die größten Rennen sicher haben (Anm. d. Red.: die besten 18 Teams Ende 2025 werden im nächsten Jahr in der WorldTour fahren. Tudor Pro Cycling war Ende 2024 auf dem 22. Platz). Unser Motto im Team ist „Born to dare“ (Geboren, um zu wagen). Wir haben letztes Jahr schon bewiesen, dass wir in der ProSeries vorne mitfahren können. Und das ist in diesem Jahr auch das Ziel bei WorldTour-Rennen. Wir müssen die Füße auf dem Boden behalten, aber dürfen uns nicht kleiner machen, als wir sind. Diese „Born to dare“-Mentalität gefällt mir.
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