Affäre Sarah De Nutte / Die prägnantesten Aussagen der Anhörung des Ehrentribunals von Montag
Am Montagabend fand in den Räumen der FLTT die Sitzung des Ehrentribunals in der Affäre Sarah De Nutte statt. Einerseits vertrat Luc Koehler als Sekretär des DT Düdelingen die Interessen des Klubs, auf der anderen Seite verteidigte Jurist und FLTT-Vizepräsident Charel Muller den nationalen Tischtennisverband. Das Tageblatt war vor Ort und hat das Treffen protokolliert.
Vier Personen haben am Montagabend Luc Koehler, Sekretär des DT Düdelingen, und Charel Muller, Vizepräsident der FLTT, zur Anhörung empfangen. Claude Stebens als Präsident des Berufungsrats und Laurent Engel als Präsident vom Verbandsgericht eröffneten um 19 Uhr die Sitzung. Steve Goedert (Vizepräsident vom DT Ell) und Andy Schoetter („Secrétaire adjoint“ vom DT Linger) wurden per Auslosungsverfahren ins Ehrentribunal berufen, nahmen diese Wahl auch an und waren am Montagabend vor Ort.
Insgesamt dauerte die Anhörung beider Parteien 45 Minuten. Das Tageblatt protokolliert die prägnantesten Aussagen.
Luc Koehler: „Für uns ist ganz klar: Die Wahl war nicht geheim und verstößt damit gegen die Statuten. Deswegen ist sie null und nichtig. Der öffentliche Verweis muss annulliert werden.“
Charel Muller: „Wir sehen die Berufung vom DT Düdelingen als unzulässig an. Nachdem der CD die Entscheidung getroffen hat, Sarah öffentlich zu verweisen, hatte sie 20 Tage Zeit, um Berufung einzulegen. Das hat sie nicht getan.“
L.K.: „Der Klub hat fristgerecht die Berufung eingelegt.“
C.M.: „Das geht nicht. Wenn die betroffene Person eine Entscheidung akzeptiert, dann kann nicht jemand anderes später kommen und einen anderen Appell machen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Ehrentribunal diese Berufung heute akzeptiert. Es ist eine absurde Situation. Der DT Düdelingen ist direkt nicht mal betroffen. Es könnte sogar passieren, dass Sarah noch schlimmer bestraft wird, wenn die Berufung zugelassen wird. Dann haben wir erst recht ein dickes Problem.“
L.K.: „In den Statuten steht, dass entweder die Spielerin oder der Verein Berufung einlegen kann. Das haben wir getan. Außerdem hat Sarah weder dem CD noch der FLTT gesagt, dass sie die Entscheidung annimmt – sie hat das lediglich im Kommuniqué geschrieben. Was ist so eine Pressemitteilung wert? Ist sie rechtlich bindend? Wenn André Hartmann in einem Interview sagt, dass es sein letztes Mandat ist, er aber dann noch mal kandidiert, ist das dann auch anzuzweifeln?“
C.M.: „Es geht um eine Strafe gegen Sarah, nicht gegen den Verein. Sie hat gesagt, dass sie einverstanden ist und eben nicht in Berufung geht. Sie hat das Kommuniqué sicher nicht in fünf Minuten geschrieben. Sie hat das so entschieden und ihr Wille wird nicht akzeptiert.“
L.K.: „Wir sind als Verein ins schlechte Licht gerückt worden. Wir werden oft auf diese Situation angesprochen, außerdem steht überall der Name unseres Vereins in diesem Fall mit drin. Wir sind im Recht. Wir dürfen diese Berufung machen.“
C.M.: „Wenn Sarah nicht auf diese Berufung verzichtet hätte … Ist euch bewusst, dass Sarah eine härtere Strafe bekommen könnte, wenn dieser Berufung zugestimmt wird?“
L.K: „Sarah weiß über alles Bescheid. Wenn sie uns gesagt hätte, dass sie unter keinen Umständen will, dass wir Berufung einlegen, dann hätten wir niemals Berufung eingelegt. Sarah will keine Energie mehr in diesen Fall reinstecken. Es geht hier um einen reinen Formfehler. Wenn wir schlimmere Konsequenzen erhalten, dann ist das so. Aber bei der FLTT werden immer Geldstrafen verhängt – sei es, wenn der Kapitän im Spielbericht nicht eingetragen ist oder wenn ein Resultat zu spät eingetragen wird. Und hier liegt ein klarer Formfehler vor.“
C.M.: „In den Statuten steht außerdem, dass der Beschuldigte vom Ehrentribunal angehört werden muss. Wurde Sarah eingeladen? Da haben wir ja den nächsten Formfehler.“
L.K.: „Der Beschuldigte ist für mich ganz klar das ‚Comité directeur’. Sarah ist nach Rat ihres Anwalts heute Abend nicht dabei.“
C.M.: „Ja, wir hätten die Wahl geheim machen müssen. Die Wahl ist damit aber nicht automatisch hinfällig. Wenn wir die Wahl geheim abgehalten hätten, wäre das Ergebnis das Gleiche. Alle haben damals abgestimmt. Es hätten vier Personen anders wählen müssen, um das Ergebnis zu ändern. Formell haben wir etwas nicht richtig gemacht, aber die Konsequenz ist eine negative für Sarah. Die Entscheidung muss stehen bleiben.“
L.K.: „Für mich ist es ein großer Unterschied, ob eine Wahl geheim oder nicht geheim abläuft. Außerdem steht in den Statuten, dass die Wahl geheim sein muss. Das war sie nicht. Punkt. Eine Obligation wird nicht respektiert. Die Leute von der FLTT setzen andere Leute unter Druck. Das CD hat ein Klima von Angst verbreitet. Es fürchten viele Konsequenzen, das ist nicht von der Hand zu weisen, es passieren komische Sachen. Wenn man sieht, wie der CD handelt, dann ist das kein Zufall, sondern System. Leute werden unter Druck gesetzt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das bei anderen Mitgliedern nicht so ist.“
Zur Erinnerung: Darum geht es
Nachdem Sarah De Nutte die FLTT im Anschluss an die Olympischen Spiele kritisiert hatte, hatte der luxemburgische Tischtennis-Verband ihr einen öffentlichen Verweis ausgesprochen (6. November). Der DT Düdelingen, der Klub von De Nutte, legte daraufhin Einspruch dagegen ein – weil er einen Formfehler gesehen hatte. Der Klub bezieht sich dabei auf Paragraf 6.03 der FLTT-Statuten: Dieser besagt, dass eine Abstimmung über physische Personen immer geheim erfolgen muss. „Trotz sorgfältiger Analyse des Sitzungsprotokolls können wir daraus leider nicht entnehmen, dass die erwähnte Abstimmung im Fall Sarah De Nutte geheim war. Darüber hinaus müssen wir nach der Veröffentlichung des CD-Berichts im BIO vom 29. November 2024 feststellen, dass u.a. auch Heinz Thews, Technischer Sportdirektor der FLTT, bei der Abstimmung im Saal anwesend war“, schrieb der Klub damals. Und: „Aus dem Bericht des CD vom 6. November 2024 (veröffentlicht im BIO 44/2024 vom 29. November 2024) geht weiter hervor, dass folgende Personen anwesend waren: Hartmann André, Cattazzo Andy, Gonderinger Camille, Greis Ralf, Breser Pol, Moulin Philippe, Regener Gilles, Muller Charles, Bremer Corine sowie Noël Jean-Marie, Massen Patrick und Heinz Thews. Während der Beschlussfassung des ,Comité directeur‘ hat jedoch laut dem im BIO 41/2024 vom 8. November 2024 veröffentlichten Bericht nur Andy Cattazzo den Sitzungssaal verlassen … Um diese Formfehler überprüfen zu lassen, möchte der DT Diddeleng den CD offiziell beauftragen, ein Ehrentribunal einzuberufen.“
Wie setzt sich das Ehrentribunal zusammen?
Zur Sitzung des Ehrentribunals kam es nun am Montagabend in den Räumen der FLTT in der „Maison des sports“. Vier Personen sitzen im Ehrentribunal. Doch wie wurden diese berufen? „Da das ‚Comité directeur’ bei diesem Einspruch selbst direkt betroffen ist, wird kein CD-Mitglied Teil der Zusammensetzung des Ehrentribunals sein“, schrieb die FLTT im BIO vom 10. Januar. „Um eine maximale Neutralität zu gewährleisten, entscheidet das CD, die beiden laut den FLTT-Reglementen im Ehrentribunal vorgesehenen Kommissionsmitglieder nicht selbst zu bestimmen, sondern durch eine integrale Verlosung, begreifend die Mitglieder jener den CD gemäß den Bestimmungen von Art. 2.20. b) der Statuten beratenden Kommissionen (CT, CS, CCF, CPSP und CRP) zu ermitteln.“ Folgende Kommissionsmitglieder wurden also ausgeschlossen: Personen, die Mitglied im CD sind oder hauptamtlich Angestellte der FLTT. Auch beim DT Düdelingen lizenzierte Menschen sind ausgeschlossen und Menschen, die auf regelmäßiger Basis als Honorartrainer für die FLTT im Jahr 2024 eingesetzt wurden. Claude Stebens war am Montag als Präsident des Berufungsrats und Laurent Engel als Präsident vom Verbandsgericht vor Ort. Durch ein Auslosungsverfahren ergab sich, dass Steve Goedert (Vizepräsident vom DT Ell) und Andy Schoetter („Secrétaire adjoint“ vom DT Linger) ins Ehrentribunal berufen wurden.
Wie geht es nun weiter?
Einen Monat hat sich das Ehrentribunal am Montagabend Zeit gegeben, um zu einem Resultat zu kommen. Sollte der Berufung stattgegeben werden, geht der Fall erneut vor das „Comité directeur“ der FLTT. Anderenfalls bleibt der öffentliche Tadel bestehen.
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