Der Wolf in Luxemburg / Zoologe Dr. Laurent Schley: „Angriffe auf Nutztiere stellen eher die Ausnahme dar“
Ist die Koexistenz zwischen Wolf und Mensch möglich? Damit beschäftigte sich der Zoologe Dr. Laurent Schley von der Natur- und Forstverwaltung (ANF) am Dienstag bei einem Informationsabend in Dahl. Dadurch, dass Angriffe auf Nutztiere stets in den Medien erschienen, gebe es ein verzerrtes Bild der Wolfssituation.
Immer wenn in einer Gemeinde eine Wolfspräsenz bestätigt worden sei, organisiere die Natur- und Forstverwaltung eine Informationsversammlung in der jeweiligen Gemeinde, erklärt Dr. Laurent Schley, Leiter der Abteilung für Wildtiere und Jagd.
Mitte Dezember waren im Raum Dahl Schafe gerissen worden; die Resultate der Laboranalysen beweisen einwandfrei, dass sie einem Wolf zum Opfer gefallen sind. Dem Besitzer der Schafe wird der Verlust in diesem Fall zu hundert Prozent zurückerstattet.
Die Informationsabende stoßen stets auf reges Interesse, sagt Schley. „Es kommen sowohl Bauern als auch Jäger, und andere Bürger. Die dabei gestellten Fragen sind sehr unterschiedlicher Natur: Die Menschen wollen wissen, ob sie noch in den Wald gehen dürfen, ob sie ihren Hund noch laufen lassen können. Das Interesse an solchen Veranstaltungen ist stets sehr groß. Wir hatten schon mal 200 im Saal.“
Unsere erste Frage an den Experten bezieht sich auf den Titel seiner Konferenz: Ist eine Koexistenz möglich?
„Meine Antwort ist weder schwarz oder noch weiß: Eine Koexistenz zwischen Mensch und Wolf ist unter gewissen Voraussetzungen möglich. Dazu bedarf es u.a. Präventivmaßnahmen, um die Übergriffe auf Nutztiere zu verhindern.“ Zu diesen gehören Herdenschutzhunde, Zäune und – für den Laien erstaunlich – auch Esel, die sich als sehr wirksam erwiesen haben. „Allein sein großes Erscheinen, seine Aggressivität sowie seine Furchtlosigkeit bewirken, dass sich in den meisten Fällen der Wolf zurückzieht“, heißt es über den Esel in einem Informationsblatt der ANF. Die Maßnahmen können bis zu 75 Prozent subventioniert werden.
0,02 Prozent der Nutztiere
Übergriffe auf Nutztiere kämen zwar regelmäßig vor, doch sie seien doch eher die Ausnahme. „Die Anzahl der europäischen Wölfe wird auf 22.000 geschätzt, sie reißen jedes Jahr etwa 56.000 Nutztiere“, weiß Schley. „Das sind pro Wolf drei im Jahr. Luxemburgs Bauern halten rund 185.000 Rinder und 9.000 Schafe; jedes Jahr sterben z.B. rund 10.000 Kälber oder Rinder eines natürlichen Todes auf den Bauernhöfen.“ Gemessen an den 279 Millionen Nutztieren, die es in Europa gibt, fallen davon dem Wolf lediglich 0,02 Prozent zum Opfer.
Von den anderen Wildtieren – Rehe, Rothirsche, Wildschweine, u.a. – die der Wolf erlegt, sieht man nichts, „aber nur die Schafe schaffen es in die Zeitung, sie sind aber nur die Spitze des Eisbergs; sie geben ein verzerrtes Bild wieder. Die Öffentlichkeit könnte glauben, der Wolf fresse nur Schafe oder gelegentlich auch Rinder.“
Für den einzeln Bauern, der ein Tier verliert, sei das natürlich tragisch. „Bauern sind in dieser Frage allerdings eher zwiegespalten; einerseits regen sich oft auf, dass es zu viele Wildschweine gibt, die großen Schaden anrichten, andererseits stehen sie dem Wolf skeptisch gegenüber, für den Wildschweine einen Großteil der Beute ausmachen.“
Mythos Wald
Ein Wolfsrevier ist durchschnittlich etwa 200 Quadratkilometer groß. Gibt es genügend Waldfläche dieses Ausmaßes, dass sich ein Rudel in Luxemburg niederlassen könnte? „Es ist ein Mythos, dass der Wolf nur im Wald lebt. Obwohl ausgedehnte Waldflächen optimal sind, kann er eigentlich überall leben“, erklärt Schley. „Das Problem in unseren Gegenden sind eher die zahlreichen Straßen, damit erhöht sich das Risiko, dass er von einem Auto angefahren wird, was in Belgien z.B. regelmäßig vorkommt. Aber ja, es ist durchaus möglich, dass sich irgendwann auch in Luxemburg ein Rudel niederlässt, oder eines, das grenzüberschreitend agiert.“
„Die am nächsten zu Luxemburg lebenden Rudel findet man in der belgischen Hohen Venn, wo es drei gibt, und es wurde kürzlich eines im Saarland, in der Nähe der Ortschaft Madern, entdeckt, nur rund 50 Kilometer von Luxemburg entfernt.“
Der Aktionsplan „Wolf“ sowie die Broschüre zu Verhaltensregeln sind online gratis verfügbar und im Print erhältlich bei der Naturverwaltung unter der Nummer (+352) 247-56652, sowie in den fünf Naturschutzzentren der Verwaltung. Sie ist auch im Internet unter www.emwelt.lu zu finden.
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