Deutschland / Messerattacke in Aschaffenburg: Zweijähriges Kind und Passant getötet – drei Menschen verletzt
In Aschaffenburg hat ein 28-Jähriger eine Kindergartengruppe mit einem Messer angegriffen. Ein zweijähriges Kind und ein Passant starben. Der mutmaßliche Täter war in psychiatrischer Behandlung.
Ein mutmaßlich psychisch kranker 28-Jähriger hat bei einer Messerattacke auf eine Kindergartengruppe in einem Park im bayerischen Aschaffenburg am Mittwoch zwei Menschen getötet. Bei den Opfern handelt es sich um einen Jungen im Alter von zwei Jahren und einen 41-jährigen Passanten, wie der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) in Aschaffenburg sagte. Drei Menschen seien verletzt worden, darunter auch ein zweijähriges Mädchen.
Nach Herrmanns Angaben stach der afghanische Tatverdächtige ersten Erkenntnissen zufolge „unvermittelt und gezielt“ mit einem Küchenmesser auf ein Kind aus der Kindergartengruppe ein. Der 41-Jährige versuchte demnach mutmaßlich, weitere Angriffe auf Kinder zu verhindern und wurde dabei getötet. Weitere Passanten verfolgten den laut Polizei zu Fuß flüchtenden Täter. Wenige Minuten nach der Attacke wurde der Mann von Einsatzkräften der Polizei gefasst. Das bei der Tat verwendete Küchenmesser wurde beschlagnahmt.
Wie Herrmann unter Berufung auf erste Ermittlungsergebnisse mitteilte, befand sich der Verdächtige in psychiatrischer Behandlung und sollte aus Deutschland ausreisen. Er sei in der Vergangenheit mindestens drei Mal wegen Gewalttaten aufgefallen, jeweils in psychiatrische Behandlung gekommen und wieder entlassen worden, sagte der Minister. Im Dezember habe das Amtsgericht in Aschaffenburg eine Betreuung für ihn angeordnet.
„Keinerlei Hinweise auf eine radikale islamistische Gesinnung“
Laut Herrmann war der Mann im November 2022 eingereist. Vor rund anderthalb Monaten kündigte er den Ausländerbehörden dann schriftlich seine freiwillige Rückkehr nach Afghanistan an. Sein Asylverfahren sei daraufhin am 11. Dezember eingestellt worden, und er sei zur Ausreise aufgefordert worden. Der Verdächtige habe sich aber danach offenbar weiter in psychiatrischer Behandlung befunden, sagte Herrmann weiter.
Das Motiv für den Angriff war unklar, die Ermittler gingen nach Angaben des bayerischen Innenministers aber von einem Zusammenhang mit den psychischen Erkrankungen des 28-Jährigen aus. Bei einer Durchsuchung seiner Wohnräume in einer Flüchtlingsunterkunft seien „keinerlei Hinweise auf eine radikale islamistische Gesinnung“ gefunden worden, sagte Herrmann. Dagegen seien Medikamente gefunden worden, die zu seiner Erkrankung passten.
Polizei und Staatsanwaltschaft erklärten am Abend, die Durchsuchung habe weitere Erkenntnisse zu der psychischen Erkrankung des Mannes gebracht.
Deren Angaben zufolge handelte es sich bei dem getöteten zweijährigen Kind um einen marokkanischen Jungen. Die drei Verletzten, ein zweijähriges syrisches Mädchen, ein 72-jähriger Deutscher und eine 59-jährige Erzieherin mit deutscher Staatsangehörigkeit, waren am Abend außer Lebensgefahr.
Nach Angaben von Landesgesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) wurden die drei Verletzten in einem Aschaffenburger Krankenhaus behandelt. Das zweijährige Mädchen erlitt demnach Stichverletzungen im Halsbereich, der verletzte Erwachsene Stichverletzungen im Oberkörper und die Erzieherin der Kindergartengruppe brach sich bei einem Sturz den Unterarm.
Attacke löst Entsetzen aus
Die Attacke löste in Bayern und darüber hinaus Entsetzen aus. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sprach von einem „entsetzlichen Tag für ganz Bayern“. Der Vizeministerpräsident und Chef der in Bayern mit der CSU regierenden Freien Wähler, Hubert Aiwanger, sprach von „tiefem Schmerz angesichts des Dramas“. „Aber Trauer reicht nicht mehr – wir müssen noch konsequenter vorgehen gegen Straftäter und Gefährder unserer Sicherheit“, erklärte er.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bezeichnete das Geschehen als „unfassbar“ und versicherte den Opfern und Angehörigen das Mitgefühl der Bundesregierung. Die Behörden müssten nun „mit Hochdruck aufklären“, warum „der Attentäter“ überhaupt noch im Land sei, erklärte er in Berlin.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) zeigte sich von dem Verbrechen „zutiefst erschüttert“. Von einem „fürchterlichen Mordanschlag“ sprach Bundeswirtschaftsminister und Grünen-Spitzenkandidat Robert Habeck. Er wünsche den Betroffenen und ihren Familien „alle Kraft der Welt“, sagte Habeck am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos.
Auch der CDU-Vorsitzende und Unionsspitzenkandidat Friedrich Merz zeigte sich „zutiefst erschüttert“. „So kann es nicht weitergehen“, erklärte er. „Wir müssen und werden Recht und Ordnung wiederherstellen.“ Die AfD-Chefin und -Spitzenkandidatin Alice Weidel erklärte, ihre Gedanken seien „bei den Angehörigen und Verletzten“. „Remigration jetzt“, forderte sie.
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