Cyclocross / Teil der absoluten Weltspitze: Diese Erkenntnisse bringen Schreibers Silbermedaille

Marie Schreiber fuhr am Sonntag in Liévin bei den Espoirs zur WM-Silbermedaille
Marie Schreiber hat eine herausragende Cyclocross-Saison mit WM-Silber bei den Espoirs gekrönt. Die 21-Jährige hat in dieser Saison mit konstanten Leistungen gezeigt, dass sie zur absoluten Weltspitze gehört. Das Tageblatt liefert fünf Erkenntnisse von dieser Saison.
Lehren aus der Vergangenheit:
Es waren bittere Tränen, die in Hoogerheide 2023 flossen. Als Medaillenkandidatin ging Schreiber ins WM-Rennen der Espoirs, stürzte aber in Runde drei und verlor alle Chancen auf Edelmetall. In den Niederlanden wurde sie Fünfte und auch ein Jahr später gab es für die Radsportlerin ein ähnliches Szenario. Als Favoritin auf eine Medaille ging sie ins WM-Rennen von Tabor, wurde erneut Fünfte und war nicht weniger enttäuscht als in Hoogerheide. „Ich habe das Gefühl, dass immer, wenn es gut gehen soll, es nicht geht“, sagte die junge Luxemburgerin nach dem Rennen in Tschechien. Doch der Durchbruch ist ihr in diesem Jahr in Liévin gelungen – endlich. Die Silbermedaille aus Frankreich ist hochverdient, agierte Schreiber am Sonntag doch extrem ruhig und fokussiert. Weder ihr Patzer am Start, noch technische Fehler auf der Strecke brachten sie aus der Ruhe. Die FSCL-Athletin hat aus den bitteren Niederlagen gelernt und es am Sonntag besser gemacht. Seinen Anteil an dem Erfolg hat auch FSCL-Nationaltrainer Jempy Drucker, der stets Ruhe und Positivität ausstrahlte. „Vielleicht ist dieses frustrierende Szenario sogar gut für Marie“, sagte er nach dem Rennen in Hoogerheide. Nach Tabor sagte er: „Sie muss daraus lernen, mit dem Druck klarzukommen. Das ist ein Prozess. Sie wird wiederkommen, sie ist stark im Kopf.“ Drucker sollte Recht behalten.
Die FSCL bringt die nächste Weltklasse-Athletin hervor:
Der luxemburgische Radsport-Verband hat es mal wieder geschafft, eine Weltklasse-Athletin hervorzubringen. Dass Schreiber ein großes Talent ist, war schon länger gewusst. Die neue Erkenntnis nach dieser Saison ist aber, dass sie sich in der Weltspitze etabliert hat. Nach der Ära von Christine Majerus hat die FSCL nun die nächste Top-Radsportlerin in ihren Reihen. Die Zukunft des Damen-Radsports in der Weltspitze ist damit vorerst gesichert.
Der Durchbruch in dieser Saison:
Der Name Marie Schreiber war zu Beginn dieser Saison sicher nicht unbekannt. Schon in der Saison 2023/24 fuhr sie im Weltcup regelmäßig in die Top Ten. Aber der wirkliche Durchbruch zur Weltspitze ist ihr in dieser Saison gelungen. Nach der Silbermedaille von Liévin wird fast vergessen, was Schreiber 2024/25 noch geleistet hat: In Benidorm holte sie ihre zweite EM-Silbermedaille bei den Espoirs, gewann dann ein Weltcup-Rennen in Hulst und beendete den Weltcup als Sechste. Beeindruckend ist dabei aber vor allem, mit welcher Regelmäßigkeit und mit welcher Konstanz Schreiber die Rennen fuhr. Über die ganze Saison fuhr die erst 21-Jährige bei den besten der Welt mit und ließ keine Patzer zu. Lediglich eine kurze Krankheitsphase lässt sie in Besançon mit Platz 18 und in Dendermonde mit Platz 12 etwas schwächeln. Die Krönung ihrer Saison folgte mit der WM-Silbermedaille von Liévin. Champions werden am Ende an ihren Leistungen bei großen Terminen gemessen – und Schreiber war zum Höhepunkt da.
Luxemburg rückt im Medaillenspiegel vor:
Nach der Bronzemedaille von Claude Michely in München 1985 und der Silbermedaille von Marie Schreiber in Liévin hat Luxemburg nun zwei WM-Medaillen im Cyclocross. Damit steht man im Medaillenspiegel nun auf Platz 16 – bei insgesamt nur 18 Ländern, die es in den Medaillenspiegel geschafft haben. Luxemburg teilt sich mit Ungarn den Platz, das ebenfalls einmal Silber und einmal Bronze gewann. Hinter Luxemburg liegt noch Österreich mit einer Bronzemedaille. In Führung liegt wenig verwunderlich Belgien (62 Gold, 57 Silber, 49 Bronze) vor den Niederlanden (53 Gold, 42 Silber, 46 Bronze) und Frankreich (24 Gold, 18 Silber, 33 Bronze).
Die Zukunft scheint gesichert:
Mit Marie Schreiber werden die luxemburgischen Radsport-Fans noch viel Freude haben. Schreiber wird sich wohl weiterhin auf Cyclocross fokussieren. Die Straßenrennen für ihr Team SD Worx Protime werden ihr in ihrer Entwicklung aber weiterhelfen. Die großen Ergebnisse auf der Straße blieben zwar bis jetzt noch aus, doch als Helferin hat sie ihre Arbeit bereits getan. Im kommenden Jahr wird Schreiber außerdem in der Elite-Klasse im Cyclocross starten. Ihr Leistungszenit ist noch nicht erreicht, weswegen die 21-Jährige auch im nächsten Winter mit den Besten mitfahren wird. Ihr Trainer Misch Wolter sagte bereits vor dem WM-Rennen in Tabor 2024: „Im Cyclocross sehe ich sie als Konkurrentin um den Gewinn von Weltcup-Rennen, vielleicht sogar um einen Podestplatz und den Weltmeistertitel in der Eliteklasse.“ Zumindest was den Gewinn von Weltcup-Rennen anging, hat er recht behalten. Und wenn man nun schaut, wo die nächste WM stattfindet, könnte der ein oder andere schon ins Träumen geraten: 2026 ist Hulst Austragungsort der WM – der Ort, an dem Schreiber im vergangenen Dezember ihr erstes Weltcup-Rennen gewann …
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