/ Milliardenübernahmen in Sicht
In der Versicherungsbranche rollt eine neue Fusionswelle an. Konzerne aus den Niederlanden und Japan gaben am Mittwoch Übernahmeofferten über insgesamt acht Milliarden Euro bekannt. Sie reagieren damit auf das schwierige Marktumfeld: Die anhaltend niedrigen Zinsen drücken auf die Erträge vieler Assekuranzen. Außerdem müssen die Unternehmen mit neuen Kapitalvorschriften und wackligen Kapitalmärkten zurechtkommen. Von den Zusammenschlüssen erhoffen sie sich nennenswerte Kostensenkungen.
In den Niederlanden soll ein neuer Branchenführer entstehen. 2,4 Milliarden Euro will die NN Group für den kleineren Rivalen Delta Lloyd zahlen. Der prüft die Offerte nach eigener Auskunft allerdings noch. Feindliche Übernahmen sind in den Niederlanden extrem selten, da Firmen ein beträchtliches Verteidigungsarsenal zur Verfügung steht. Analysten erwarten, dass die NN Group am Ende mehr Geld auf den Tisch legen muss. Darauf deutete auch der Delta-Aktienkurs hin, der über dem offerierten Preis von 5,30 Euro je Anteilsschein notierte. Die NN Group ist ein Ableger des Finanzkonzerns ING und gemessen am Börsenwert der größte Versicherer des Landes vor Aegon.
Konsolidierungswelle
In Japan stemmt mit Sompo Holdings ein weiterer Konzern der Branche einen Großzukauf in den USA. 6,3 Milliarden Dollar lässt Sompo sich den Unfallversicherer Endurance Specialty kosten. In den vergangenen Jahren hatten bereits zahlreiche japanische Rivalen Milliarden-Deals auf dem amerikanischen Markt gewagt. Ziel ist es, sich dort neue Geschäftschancen zu sichern, da die Überalterung in der Heimat das Wachstum bremst. Am teuersten war die Akquisition von HCC Insurance durch Tokio Marine Holdings für 7,5 Milliarden Dollar im vorigen Jahr.
Zuletzt hatten Branchenvertreter die Einschätzung geäußert, dass auf dem europäischen Versicherungsmarkt eine weitere Konsolidierung ansteht. Der deutsche Branchenverband GDV erwartet im Inland allerdings keine Flut von Zusammenschlüssen. Der französische Axa -Konzern erteilte Fusionen mit großen Konkurrenten wie Generali oder Zurich jüngst eine Absage. Als künftige Konkurrenten sieht Axa Technologie-Giganten wie Google, Apple und Facebook, die im Zuge der Digitalisierung auch in andere Geschäftsfelder drängen.
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