/ Die Logistik setzt auf die Zukunft
Die Logistik ist einer der Sektoren, die mithelfen sollen, die Luxemburger Wirtschaft zu diversifizieren. Der Sektor steht wegen der technologischen Entwicklungen jedoch vor einem Wandel.
Um auf die Zukunft vorbereitet zu sein, befasste sich der Sektor am Dienstag im Rahmen einer Konferenz mit den Themen Robotisierung und Künstliche Intelligenz. „Im Automobilsektor wird bereits viel mit Robotern gearbeitet“, so Malik Zeniti, Manager des Netzwerks „Cluster for Logistics“ gegenüber dem Tageblatt. „In der Logistik beginnt der Trend.“
Mit der allgemeinen Entwicklung des Sektors in Luxemburg ist Malik Zeniti zufrieden. „Es ist ein gutes Jahr. Die Wirtschaft läuft rund – und mit ihr auch die Logistik.“ So wachse der Luxemburger Frachtflughafen derzeit deutlich schneller als der weltweite Durchschnitt. Auch Cargolux profitiere von dem Trend und könne gute Zahlen verbuchen.
„Zudem haben wir seit Juli unseren neuen Logistik-Hub in Bettemburg“, sagte Zeniti weiter. Es sei nun möglich, hier ganze Züge zusammenzustellen. „Nun sind wir gut aufgestellt, um den multimodalen Hub in der Welt zu vermarkten.“ Das „Cluster for Logistics“ sei dieses Jahr beispielsweise in Litauen gewesen. „Das sind die Trucker von Europa“, so der Logistiker. „Die haben etwa 45.000 Lastwagen.“
Auf Nachhaltigkeit wird viel Wert gelegt
Und man habe ihnen erklärt, wie viel Wert Luxemburg auf Nachhaltigkeit lege. Man setze sich dafür ein, dass lange Strecken mit dem Zug bedient werden und die Laster erst später bei der Zustellung in den Regionen aktiv werden sollten. Dabei habe Litauen ein Problem, erklärte er weiter. „Auch hier gibt es nicht genügend Fahrer. Sie suchen nun bereits in Weißrussland.“ Ein Zug jedoch könne 41 Container transportieren – das sind 41 Lastwagen weniger auf den Straßen.
Insgesamt schätzt Zeniti, dass 20.000 Menschen in Luxemburg im Logistikbereich arbeiten. Genaue Zahlen gebe es nicht, da beispielsweise viele Dienstleister (statistisch) nicht mitgerechnet würden.
Und der Sektor schafft es regelmäßig, einen Mehrwert zu erwirtschaften, so der Manager weiter. Den Anteil der Logistik an der gesamten Wirtschaftsleistung des Landes schätzt er auf drei Prozent.
„Keine Angst vor dem Wandel“
Das „Cluster for Logistics“ organisiert alle sechs Monate eine große Logistik-Konferenz in Luxemburg. Rund 150 Zuhörer waren gestern in die Handelskammer gekommen. Unter anderem erläuterte der japanische Roboter-Bauer Fanuc, warum er sich für Contern in Luxemburg als zentrale Basis für den Vertrieb von Robotern quer durch Europa entschieden habe. Dies werde auch bei der kommenden Wirtschaftsmission nach Japan thematisiert werden, unterstrich Cluster-Präsident Carlo Thelen.
Weiter warnte er gestern, dass man keine Angst vor dem Wandel haben solle. „Wir müssen uns vorbereiten.“ Dann werde die Künstliche Intelligenz zur Schaffung neuer Jobs beitragen. Und vor allem in einer immer älter werdenden Gesellschaft werde man in Zukunft nicht mehr ohne Roboter auskommen können.
Auch für die nächste Konferenz habe man sich Zukunftsthemen ausgesucht, sagte Zeniti gestern weiter. Dann werden „Smart Logistics“ und „Start-ups“, von denen es immer mehr im Sektor gebe, thematisiert.
Ein Zeichen, dass sich der Luxemburger Logistiksektor wirklich gut entwickelt, ist dabei der alle zwei Jahre von der Weltbank erstellte „Logistics Performance Index“. Luxemburg landet hier auf einem überaus guten zweiten Platz. In dem Ranking von 2014 hatte Luxemburg den 8. Platz ergattert – noch zwei Jahre vorher war es der 15. Platz. In der ersten Ausgabe (2007) befand sich Luxemburg nur auf Platz 23. Nur Deutschland ist noch besser.
Nicolas Schmit: „Ein strategisch wichtiger Sektor“
„Die Logistik hat sich zu einem der dynamischsten Sektoren unserer Wirtschaft entwickelt“, so Arbeitsminister Nicolas Schmit am Dienstag in den Räumlichkeiten der Handelskammer. Er sei ein wichtiger Bestandteil der Diversifizierungspolitik des Landes. Dabei denkt er nicht nur an neue Arbeitsplätze und an mehr Wertschöpfung im Lande. „Er ist auch strategisch wichtig, um Luxemburg mit dem Rest der Welt zu verbinden.“
Was nun die Zukunftsvision von selbstfahrenden Lastwagen, voll robotisierten Warenhäusern und Drohnen als Lieferdienste angeht, so ist der Minister eher skeptisch. „Diese Vision könnte noch von der Realität verwässert werden“, unterstrich der Minister.
„Auf einer Reise in den USA habe ich erkannt, dass selbstfahrende Laster wohl kommen werden. Höchstwahrscheinlich wird trotzdem ein Mensch im Laster präsent sein – auch wenn er dann etwas anderes tut als fahren.“ Dabei weist der Minister darauf hin, dass der Logistik-Sektor (in Luxemburg und Europa) derzeit Probleme hat, qualifizierte Fahrer zu finden. Vielleicht bringt die Zukunft eine Lösung?
Es sei klar, dass wohl viele Jobs langfristig verschwinden werden, so Schmit weiter. Das sei aber eine normale wirtschaftliche Entwicklung. „Die Arbeit an sich wird sich verändern. Und das nicht nur in der Logistik – alle Wirtschaftssektoren sind betroffen.“ Schlussendlich jedoch würden neue, andere Jobs entstehen.
Eine neue Initiative
Und „es lohnt sich aber nicht, sich gegen den Wandel zu stellen oder zu versuchen, ihn zu verlangsamen. Dann nämlich wird man zu den Verlierern zählen“, warnt der Minister. Man müsse sich den Veränderungen stellen, denn sie würden so oder so passieren. „Wir müssen jedoch darauf vorbereitet sein“ und den Wandel mitgestalten.
Vor allem die Schulen seien nun gefordert, so der Minister weiter. „Sie müssen die heutigen Schüler auf Jobs vorbereiten, von denen heute noch niemand weiß, wie sie aussehen werden.“ In Großbritannien gebe es beispielsweise Kindergärten, in denen die Kinder bereits im sehr frühen Alter programmieren lernen.
Da der Wandel also unaufhaltsam voranschreitet, kündigte Nicolas Schmit gestern eine neue, bald kommende Initiative der Regierung an: „The digital skills bridge“. Dieses Programm wird Mitarbeitern aus unterschiedlichen, vom Wandel erfassten Sektoren Um- und Weiterbildungsmöglichkeiten anbieten.
Zudem weist der Minister darauf hin, dass die Robotisierung wohl auch ihre positiven Seiten haben werde. Einerseits könnte sie mithelfen, die Effizienz und die Produktivität zu steigern, und andererseits, die Arbeitsbedingungen zu verbessern. „Roboter können schwere Arbeiten von Menschen übernehmen.“
Lernende Roboter
Mit Robotern und künstlicher Intelligenz sei es wie mit Fahrradfahren, erläuterte Paul Ribus von Fanuc Benelux am Dienstag. „Man macht Fehler, man fällt – und man lernt aus den Fehlern.“ So hätten die ersten Roboter nur Waren von A nach B bringen können. Dann habe man ihnen „Augen“ gegeben, was die Bewegungsmöglichkeiten deutlich vergrößert habe. „Und heute geben wir ihnen Gehirne. So können die Roboter selber aus ihren Fehlern lernen.“ Schlussendlich gehe es aber noch weiter. Ein Roboter müsse nicht mehr unbedingt individuell programmiert werden. Er könne auch digital mit anderen Robotern verbunden werden, „und die trainieren sich dann gegenseitig“, so Ribus weiter. Dann dauert der Lernprozess nur einige Stunden.“ Das alles erhöhe die Produktivität.
Infogram
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