/ Bessere Zeiten für Schwerindustrie
Das Jahr 2017 war von einer Entspannung auf dem Stahlmarkt geprägt. Die Weltmarktpreise und der Stahlverbrauch in Europa zogen an.
Der Stahlverbrauch ist eng an das Wirtschaftswachstum gekoppelt. In den Jahren nach der Krise waren nicht nur die Börsenkurse gefallen, auch die Stahlnachfrage ließ nach. Dies ist nun nicht mehr der Fall.
Stahlimporte nach Europa
Der europäische Stahl-Verband Eurofer schreibt, dass im vergangenen Jahr der Stahlverbrauch in Europa um 4,2 Prozent angestiegen ist. Die Importe aus Drittstaaten haben in der ersten Jahreshälfte 2017 um acht Prozent zugelegt, um dann im dritten Quartal stark zu fallen. Insgesamt wurden im Jahr 2017 rund 14 Prozent weniger Stahl nach Europa importiert.
Die Europäische Kommission hatte mehrere Anti-Dumping Gesetze erlassen, die dazu führten, dass die Importe – vor allem aus China – zurückgingen. Gleichzeitig sind die Exporte in Drittstaaten gestiegen. Das Handelsbilanzdefizit hat sich also verkleinert. In den kommenden zwei Jahren soll sich dieser Trend fortsetzen, meint Eurofer.
Laut Berechnungen soll das BIP in Europa in diesem Jahr um 2,2 Prozent und im darauf folgenden Jahr um 1,9 Prozent steigen. „Das Wachstum wird durch robuste Investitionen, einen soliden Konsum der Haushalte und starke Exporte getrieben“, schreibt Eurofer in Stahlausblick für das Jahr 2018.
Dieses Wachstum braucht Stahl. Die Auftragsbücher der europäischen Stahlindustrie seien gut gefüllt und die Werke laufen auf Hochtouren, meint Eurofer. Der Stahl-Verband erwartet, dass sich das „Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage zugunsten der Produzenten verändert und dies positive Auswirkungen auf die Verkaufspreise und die Gewinnmargen hat“.
Haushaltsgeräte
Das hohe Verbrauchervertrauen der EU-Bürger und niedrige Zinsen haben die Nachfrage nach Elektrogeräten gefördert. Auch der Boom auf dem Bau führt zu einer verstärkten Nachfrage nach Waschmaschinen und anderen Elektrogeräten. Eurofer nennt die Zahl von
+3,7 Prozent für diesen Bereich im Jahr 2017. Dennoch sei der Markt in Europa schon fortgeschritten und von langen Wiederbeschaffungszyklen geprägt.
Der Wettbewerb sei auf diesem Gebiet auch besonders ausgeprägt. Die europäischen Hersteller (die europäischen Stahl einkaufen) seien von Wettbewerbern aus Asien und Osteuropa zunehmend unter Druck. Eurofer erwartet, dass neue Player auf diesen Markt eintreten und Preiskämpfe ausbrechen könnten. Aus diesem Grund glaubt der Verband nicht, dass hier in den kommenden Jahren mit einer verstärkten Stahlnachfrage zu rechnen ist.
Automobilbranche
Im Jahr 2017 wurden in Europa 3,4 Prozent mehr Autos angemeldet als im Jahr davor. Vor allem in osteuropäischen Staaten sei die Bevölkerung verrückt nach neuen Autos.
Auch die Exporte aus der EU heraus seien um 2,3 Prozent gestiegen. Die Hersteller aus Europa hätten ganze 4,2 Millionen Autos in Drittstaaten verkauft. Stahl ist immer noch der meist genutzte Rohstoff für den Bau von Autos, das Wachstum auf dem Automobilmarkt bekommt also auch die Stahlindustrie zu spüren.
Doch dieses Wachstum soll sich in den kommenden zwei Jahren abschwächen. Sättigungseffekte seien der Grund, meint Eurofer.
Bausektor
„In den Jahren nach der Finanzkrise hat der europäische Bausektor eine langanhaltende Abschwungphase durchlebt“, so Eurofer. Die Eurokrise hätte diese Phase der Flaute auf dem Bau noch verlängert. Der Sektor sei nun aus diesem Tief heraus und die Nachfrage nach Gebäuden und Infrastrukturen sei sprunghaft angestiegen. Im Jahr 2017 sei 4,3 Prozent mehr gebaut worden, so viel wie seit dem Jahr 2007 nicht mehr. Die gute Verbraucherstimmung und das niedrige Zinsniveau hätten dazu geführt, dass mehr Immobilien für Wohnzwecke gebaut wurden. Die Nachfrage nach Wohnraum würde sich zusätzlich durch die Migrantenströme nach Europa erhöhen. Die angestaute Bau-nachfrage von Unternehmen würde den Bausektor zusätzlich stärken.
Laut Eurofer soll quer durch Europa so viel gebaut werden, dass sich die Bauindustrie zu einem Flaschenhals entwickeln könnte. Es gibt nicht genügend Unternehmen, die das ganze Beton und den ganzen Stahl verbauen können.
Maschinenbau
Wenn Unternehmen investieren, bedeutet dies oft ein Auftragsplus für den Maschinenbau. Eurofer geht davon aus, dass 2017 Investitionen in Maschinen und Werkzeuge um 3,6 Prozent zugenommen haben. Dies gilt auch für Investitionen in schweres Gerät für Minenbetreiber, Zwischenprodukte und Ausrüstungen für die Energie-Wirtschaft. Diese Entwicklung soll sich, laut Eurofer, auch in den kommenden zwei Jahren fortsetzen.
Die europäische Produktion von Stahlrohren, etwa für den Bau von Pipelines, ist im Jahr 2017 um 8,4 Prozent gestiegen. Auch in diesem Sektor werden nun die Investitions-Rückstände der vergangenen Jahre aufgeholt.
Im Laufe dieses Jahres sollen sich die Auftragsbücher wieder etwas leeren. Zusätzlich gibt es noch Unsicherheiten, wie die Anti-Monopol-Gesetze der EU aussehen werden. Die EU könnte Russlands Pläne für den weiteren Bau von Gaspipelines nach Europa durchkreuzen und so die Nachfrage nach den Stahlrohren bremsen.
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