/ Molinaro kratzt an den Top 500
Eléonora Molinaro startete furios in die Saison 2018: In allen drei Turnieren, bei denen die 17-Jährige an den Start ging, zog sie mindestens ins Finale ein. In Antalya konnte sie sogar ihren ersten Sieg auf der Profitour feiern. Damit machte sie in der Junioren- und vor allem in der WTA-Weltrangliste einen großen Sprung nach vorne. Seit Montag wird die Spielerin der „Schéiss“ an Nummer 509 der Welt geführt.
„Einen solch guten Start in die Saison hatte ich keineswegs erwartet. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, in einer ersten Phase in die Top 750 vorzustoßen und je nach Verlauf der Saison vielleicht an den Top 500 zu kratzen. Dass dies aber nun so schnell gehen würde, ist schon überraschend. Aber je früher mir der Sprung unter die 500 besten Spielerinnen gelingen kann, desto besser“, zeigt sich die Luxemburgerin mit ihrem Saisonstart mehr als zufrieden. Damit wurde die Zielsetzung für dieses Jahr quasi schon erreicht. Es ist somit verständlich, dass sich die FLT-Spielerin jetzt etwas höhere Aufgaben setzt, ohne dabei die Bodenständigkeit zu verlieren. „Ich hoffe, dass ich mich zum Saisonende zwischen Platz 400 und 500 befinden werde.“
Diese Zielsetzung kann man auch als realistisch einstufen. Schließlich konnte die luxemburgische Nummer zwei im Damen-Tennis vor allem durch ihre Konstanz überzeugen. Der Sieg über Jessica Pieri, die Nummer 221 der Welt, entpuppte sich nämlich nicht als Zufallsprodukt.
Auftrieb
„Ich habe mich einfach nur richtig gut gefühlt. Besonders der Sieg gegen Pieri hat mir gezeigt, dass ich das Niveau habe, eine Spielerin dieses Formats zu schlagen. In der Vergangenheit konnte ich zwar stets gegen diese mithalten, aber ein Sieg sollte mir nicht gelingen. Nach diesem Erfolg ging ich sehr entspannt in die nächsten Begegnungen hinein. Jede weitere Runde, die ich schaffen würde, war Bonus für mich“, erzählt der Youngster.
Und in der Tat verlieh dieser Erfolg der jungen Sportlerin deutlich Auftrieb. In den Runden danach konnte Molinaro auch Marie Benoît (WTA 358), Audrey Albie (WTA 297)und Marina Melinikova (WTA 328) aus dem Turnier werfen. Dies waren alles Spielerinnen, die deutlich vor ihr liegen. Am Ende riss die Serie von zwölf Siegen in Folge mit der hart umkämpften Niederlage gegen Fiona Ferro.
Mentale und physische Fortschritte
Weltranglisten
WTA: 1. (1.) Caroline Wozniacki (Dänemark) 8.010 Punkte, 2. (2.) Simona Halep (Rumänien) 7.965, 3. (4.) Garbiñe Muguruza (Spanien) 6.175, 4. (3.) Jelena Switolina (Ukraine) 5.910, 5. (5.) Karolina Pliskova (Tschechien) 5.080, 6. (6.) Jelena Ostapenko (Lettland) 5.000, 7. (7.) Caroline Garcia (Frankreich) 4.625, 8. (8.) Venus Williams (USA) 4.277 … 273. (271.) Mandy Minella (Luxemburg) 197, 509. (673.) Eléonora Molinaro (Luxemburg) 61
ATP: 1. (2.) Roger Federer (Schweiz) 10.105 Punkte, 2. (1.) Rafael Nadal (Spanien) 9.760, 3. (3.) Marin Cilic (Kroatien) 4.960, 4. (5.) Grigor Dimitrow (Bulgarien) 4.635, 5. (4.) Alexander Zverev (Deutschland) 4.450, 6. (6.) Dominic Thiem (Österreich) 4.220, 7. (7.) David Goffin (Belgien) 3.280, 8. (8.) Jack Sock (USA) 2.880 … 28. (28.) Gilles Muller (Luxemburg) 1.535, 1.257. (1.259.) Alex Knaff (Luxemburg) 4, 1.586. (1.592.) Christophe Nickels (Luxemburg) 1
Im Vergleich zum Vorjahr hat die Luxemburgerin laut eigenen Aussagen Fortschritte sowohl im mentalen als auch physischen Bereich gemacht. 2018 waren einige Begegnungen eng und wurden im dritten Satz entschieden. Genau in diesen Entscheidungsphasen stellte Molinaro ihr Können unter Beweis. „Ich musste in einigen Partien in den dritten Satz gehen. Ich verspürte auch in manchen Momenten eine gewisse Müdigkeit. Aber ich hatte diesen unbändigen Willen, das Spiel zu meinen Gunsten zu entscheiden“, spricht Molinaro über ihren Kampfgeist.
Im letzten Jahr hatte die 17-Jährige mit einer Fußverletzung zu kämpfen. Dieser verletzungsbedingte Rückschlag nagte vor allem an ihrem Selbstvertrauen. „Nach meiner Verletzung verspürte ich nicht wirklich die große Lust bei den Turnieren. Ich ging mit einer negativen Einstellung in die Spiele hinein. Es war also gut, auch jetzt, am Anfang der Saison, an Junior-Turnieren teilzunehmen, um mir ein gesundes Selbstvertrauen für den weiteren Jahresverlauf anzueignen. Das war ein guter Schachzug“, schlussfolgert die Spielerin vom Traditionsclub aus dem „Kräizgrënnchen“.
Juniorenturniere
Aus diesem Grund hat die luxemburgische Nachwuchshoffnung nun keine große Veränderung in ihrer Turnierplanung vorgenommen. Die Rechtshänderin wird nach wie vor an Juniorenturnieren teilnehmen, um sich für die drei Highlights (Roland Garros, Wimbledon und US Open bei den Junioren) qualifizieren zu können. „Ich habe noch einige Punkte in diesem Ranking zu verteidigen. Im letzten Jahr hatte ich im Mai nämlich ein Turnier in Italien gewonnen. Wenn ich diese Punkte verlieren würde, würde ich aus den Top 100 fallen. Deshalb werde ich weiterhin bei einigen Junioren-Wettbewerben antreten, um im Ranking nicht weiter abzurutschen“, erklärt die luxemburgische Fed-Cup-Spielerin.
Ansonsten rücken aber vermehrt die Wettbewerbe auf der Profitour in den Fokus. Eines spielt der Nachwuchsspielerin natürlich in die Karten: Als Nummer 509 der Welt muss sie bei Turnieren der Preisklasse von 15.000 Dollar wahrscheinlich nicht mehr den lästigen Weg durch die Qualifikation gehen und steht somit direkt im Hauptfeld.
Einen ihrer bisher größten Erfolge, sprich das Finale in Grenoble, konnte das Talent im Beisein seiner Eltern feiern, die extra am Finaltag nach Grenoble gereist waren. Ihre Trainer Damien Reinartz und Julien Mathieu waren jedoch nicht vor Ort. „Das ist aber generell der Fall. Meine beiden Coaches sind nicht bei den ausländischen Turnieren dabei. Wir stehen im ständigen Kontakt zueinander. Nach den Spielen telefonieren wir miteinander und analysieren gemeinsam, wo ich meine Fehler gemacht habe. Das funktioniert auch alles sehr gut. Es ist nur manchmal nicht so leicht zu erklären, schließlich hat man als Spielerin eine andere Sichtweise als vielleicht ein Außenstehender“, gibt Molinaro Details über ihre Trainersituation. Nun steht erst einmal eine weitere Woche Training in Luxemburg auf dem Programm, ehe das nächste Turnier – nach dem COSL-Test am 24. Februar – in Angriff genommen wird.
Kremer: „Eléonoras Einstellung ist einfach top“
Anne Kremer, Molinaros Teamkollegin bei der „Schéiss“ und luxemburgische Fed-Cup-Kapitänin, war nicht sehr von den jüngsten Erfolgen der 17-Jährigen überrascht. „Dass sie Spielerinnen um die Top 200 schlagen kann, kam für mich nicht unerwartet. Bei den BGL BNP Paribas Luxembourg Open z.B. konnte sie einer ehemaligen Topspielerin wie Yanina Wickmayer auch Paroli bieten. Eléonora hat schon oft gute Partien gegen starke Spielerinnen gezeigt.“
Dass Molinaro zu den größten Talenten im luxemburgischen Damentennis zählt, ist schon seit längerem kein Geheimnis. Die FLT-Spielerin weiß aber nicht nur mit spielerischen Qualitäten zu überzeugen. „Was mir besonders gut an ihr gefällt, ist ihre Einstellung und Konzentration, die sie immer wieder an den Tag legt. Außerdem ist sie extrem aufnahmefähig. Ihre Trainer geben ihr Ratschläge mit auf dem Weg und sie schafft es, diese doch recht zügig umzusetzen“, erklärt Kremer die Stärken des Youngsters.
„Es ist nun wichtig, dass sie in diesem Alter viele Spiele bestreitet und Siege einfährt. Das harte Training gehört dazu, aber in den Begegnungen selbst lernt man am meisten dazu. Deshalb geht sie für mich genau den richtigen Weg, indem sie nicht nur auf der Profitour, sondern auch noch auf dem Juniorencircuit und bei Interklubmeisterschaften unterwegs ist.“
Die ehemalige Profispielerin ist auf jeden Fall vom Potenzial von „Elé“ überzeugt, will sich aber nicht genau festlegen, wie hoch es in der Weltrangliste für sie gehen kann. „Da spielen zu viele Faktoren mit. Eine schwere Verletzung könnte z.B. einen Einfluss auf die spätere Entwicklung haben. Sie muss Step by Step an die Sache herangehen. Aber ich weiß, dass sie noch lange nicht ihren Zenit erreicht hat“, ist sich die ehemalige Nummer 18 der Welt sicher.
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