/ Geldautomat in Heiderscheid gesprengt – Parallelen zu Tat in Niederanven
Der Knall muss heftig gewesen sein: Als am frühen Samstagmorgen gegen 3.30 Uhr in Heiderscheid ein Geldautomat aus der Seitenwand eines Lebensmittelgeschäfts gesprengt wird, fliegt das Gerät 30 Meter weit auf eine angrenzende Wiese. Dort finden die Ermittler später nur noch das Gerippe der Verankerung des Automaten – das Gerät selbst haben die unbekannten Täter mitgenommen.
Von Frank Goebel (Text) und Roger Infalt (Text und Fotos)
Immerhin kann die Spurensicherung („Police technique“) am Morgen noch etwa 40 Spuren aufnehmen, die später hilfreich sein könnten: Schuhabdrücke, Reifenspuren, herumliegende Gegenstände.
Zudem kommt auch echtes Hightech-Gerät zum Einsatz: Die Kriminaltechniker vermessen den Tatort mit einem Laserscanner. Der erzeugt ein dreidimensionales Abbild, das später am Computer aus beliebigen Winkeln betrachtet werden kann. „Man kann damit auch eventuelle Spuren erkennen, die man mit dem bloßen Auge gar nicht sieht”, erklärt ein Polizist.
Was das bloße Auge in Heiderscheid an diesem Samstagmorgen zu sehen bekommt, wirkt bekannt: Schließlich wurde hier schon einmal ein Geldautomat aus der Mauer gerissen. Damals hatten die Diebe dazu eine Baumaschine benutzt.
Automat weit abgelegen
Dieses Mal bedienten sich die Diebe allem Anschein nach aber eines explosiven Gasgemischs – eine mittlerweile bekannte Methode: Dabei wird mit einem Schlauch das Gas in den Ausgabeschlitz des Automaten gepumpt. Wird dann aus sicherer Entfernung ein Funke erzeugt, kommt es zur Explosion. Obwohl der Sprengdruck ganz offensichtlich enorm war, bekam wohl zunächst kaum jemand etwas von dem Geschehen mit: „Hier haben Diebe die beste Zeit ihres Lebens, wenn sie nachts ihren Plan verwirklichen“, sagt jedenfalls ein Einwohner der kleinen Ortschaft mit rund 580 Einwohnern.
Der Laden liegt weit außerhalb des Dorfes, direkt herum befinden sich lediglich weitere Geschäfte sowie ein medizinisches Labor und etwas weiter davon entfernt noch ein Freizeit-Zentrum. „Um die Nachtzeit ist hier weit und breit keine Menschenseele“, so der Einwohner weiter.
Die Polizei kann am Samstagmorgen so nur mit wenigen Informationen dienen. Weder zur Zahl der Täter, der genauen Vorgehensweise oder dem benutzten Fluchtfahrzeug kann oder will sie sich äußern. Gleiches gilt für die Summe, die sich in dem Geldautomaten befand. Man kann nur vermuten, dass es sich um einen höheren Betrag handelte: Schließlich wird dieser Geldscheinautomat, der einzige der betroffenen Bank weit und breit, doch freitags für das gesamte Wochenende aufgefüllt.
Gegenüber der deutschen Wirtschaftswoche hat ein Sicherheitsexperte die typische Geldmenge in einem Automaten zwischen 50.000 und 100.000 Euro geschätzt. Nach einer Sprengung in Thüringen berichtete der MDR, dass die Täter „mehr als 200.000 Euro erbeutet haben“.
In der weiteren Region sind solche brachialen Geldautomat-Diebstähle nichts Neues: In Rheinland-Pfalz kam es Anfang des Monats zur 15. Sprengung eines Automaten. Landesweit wurden dort im vorigen Jahr 23 Fälle registriert.
Gleiche Täter wie in Niederanven?
In Luxemburg ist die Masche zwar eher selten, aber auch nicht mehr unbekannt: Eine Tat, die auffällige Ähnlichkeiten zum heutigen Geschehen aufweist, ereignete sich erst vor einigen Monaten: Im März ist in Niederanven ein Automat per Gasmethode aus einer Wand gesprengt worden (Foto). Dabei wurde auch ein angrenzendes Postbüro komplett verwüstet.
Mittlerweile versuchen die Hersteller von Bankautomaten, den Dieben das Leben schwerer zu machen: etwa über Farbpatronen, die das Geld einfärben und damit unbrauchbar machen – oder einen automatischen Druckausgleich, der das Einlassen eines Gasgemisches registriert und es dann ableitet.
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