/ Tennis-Coach Torben Beltz: "Man wächst in den Trainerjob irgendwie hinein"
Das Leben als Tenniscoach ist nicht immer einfach. Viele Reisen, ständig von Turnier zu Turnier unterwegs, und manchmal ist es gar nicht so leicht, einen Trainingsplatz zu finden. Wenn man dann noch erfolglos bleibt, dann ergeht es Tennistrainern aber nicht anders als anderen. Dennoch gibt es viele, die es aus Leidenschaft und Überzeugung machen. Einer von ihnen ist Torben Beltz.
Von Laurent Neiertz und Pascal Gillen
Beim Punktgewinn zum 3:0 im zweiten Satz sieht man ein gewohntes Bild. Donna Vekic ballt die Faust in Richtung ihrer Players Box, in der sich unter anderem ihr Coach Torben Beltz befindet. Es sind immer wieder diese kurzen Interaktionen zwischen Spieler auf dem Court und Trainer in der Box, die den beiden Parteien Vertrauen geben sollen.
Für Vekic und Beltz war die gestrige Begegnung gegen die an eins gesetzte Julia Görges aber die erwartet schwere Partie. Für die erst 22-Jährige ist das Viertelfinal-Aus in Luxemburg aber kein Beinbruch. Gerade in dieser Saison, in der sie von Torben Beltz trainiert wird, geht es weiter für die Kroatin bergauf. Neben ihrem ersten WTA-Titel machte sie in der Weltrangliste einen Sprung auf Platz 35. Ein Verdienst, das auch ihrem deutschen Coach zuzuschreiben ist. Der 41-Jährige ist seit 2013 auf der WTA-Tour unterwegs und ein erfahrener Trainer. Erfahren, nicht weil er schon seit geraumer Zeit dabei ist, sondern eher, weil er über sechs Jahre die frühere Nummer eins der Welt Angelique Kerber auf der Tour begleitete.
„Man wächst irgendwie hinein“
Beltz war früher als Semiprofi aktiv, bis die Schulter nicht mehr mitmachte. Er studierte in Amerika, spielte Preisgeld- oder Future-Turniere. „Man wächst in den Trainerjob irgendwie hinein. Nachdem ich meine Karriere als Aktiver beenden musste, habe ich einen Club trainiert“, so Beltz. Um in Deutschland offiziell als Trainer im Tennis tätig zu sein, muss der C-, B- oder A- Schein absolviert werden. „Die Kontakte kommen dann mit der Zeit. Ich war später Co-Verbandstrainer und dann habe ich eine Bundesliga-Mannschaft in Schleswig-Holstein trainiert. Das geht peu à peu nach oben.“
Als Kerber 16 Jahre alt war, übernahm er sie erstmals. Der damals 26-jährige Deutsche begleitete die spätere Australian-Open- Siegerin bei ihren ersten Schritten auf der WTA-Tour. In der Saison 2003/04 sowie von 2011 bis 2013 arbeitete das deutsch-deutsche Duo zusammen. Bis zur Trennung am Ende der Saison 2013 machte Beltz Kerber zu einer ambitionierten Spielerin. Nach zahlreichen ITF-Erfolgen folgten unter Beltz WTA-Turniersiege in Paris, Kopenhagen und Linz.
Erfolglosigkeit führt zu Entlassung
Das Trainer-Dasein auf der Tour ist nicht immer einfach. Ähnlich wie die Spieler reist man das ganze Jahr um die Welt, verspürt dabei manchmal mehr Druck als die Schützlinge selbst. „Der Druck ist manchmal wirklich groß. Man möchte eben als Trainer auch erfolgreich sein. Wenn man es nicht ist, weiß man, dass es schnell gehen kann.“ Nicht anders als in vielen anderen Sportarten führt Erfolglosigkeit zu einer Trainerentlassung. Nach der Trennung 2013 setzte das Duo Kerber-Beltz 2015 die Zusammenarbeit fort. 2016 feierten die beiden nicht nur die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen von Rio, sondern auch den Titel bei den Australian und US Open. Das mäßig erfolgreiche nächste Jahr war dann aber Grund genug, um Beltz zu entlassen. Für den Coach war diese Entscheidung durchaus „nachvollziehbar, da die Erfolge nicht wie ein Jahr zuvor da waren“.
Eine Saison dauerte es an, bis Beltz eine neue Zusammenarbeit gefunden hatte. Donna Vekic, damals 21 Jahre jung und hoch talentiert. „In den nächsten Jahren hat sie alle Möglichkeiten. Spielerisch als auch in der Rangliste hat sie sich in diesem Jahr sehr verbessert. Gerade im Damentennis kann alles passieren. Nach oben ist viel drin, deswegen ist unser primäres Ziel, gut zu trainieren und jedes Turnier so gut wie möglich zu spielen.“
Emotionen anpassen
Eine Umstellung, die nicht nur auf spielerisch-taktischer Hinsicht vollzogen werden muss. Während Kerber eher defensiv orientiert agiert, hat Vekic einen eher angriffslustigen Stil. „Es ist mehr als nur das. Du musst zum Beispiel deine Emotionen anpassen. Manche Spielerinnen brauchen öfter mal die Faust, andere weniger. Donna ist eine gute Mischung, sie muss auf jeden Fall gepusht werden. Am Anfang ist es nicht ganz einfach, das richtige Maß zu finden.“
Ein anderer Punkt, der Trainer beschäftigt, ist die Beziehung zur Spielerin. Beltz betont, dass einige ein rein professionelles Verhalten vom Trainer verlangen, er aber eher eine freundschaftliche Basis bevorzugt. „Ich halte es für wichtig, dass man sich gut versteht. Ich komme sehr gut mit Donna klar, das war auch mit Angie so. Wie eng das Verhältnis zwischen Trainer und Spieler sein sollte, wird vor der Zusammenarbeit abgeklärt.“
Gelassen und ruhig
Trotz des anstrengenden Jobs wirkt Beltz immer gelassen und ruhig. Ein Typ, mit dem man gerne Zeit verbringt und gute Gespräche führen kann. Der Vater zweier Töchter macht seinen Beruf aus Leidenschaft. „Das Tolle an dem Job ist, dass du jeden Tag mit einer Spitzenathletin arbeitest. Du kannst sie besser machen, du kannst ihre Entwicklung sehen. Wir arbeiten auf dem höchsten Niveau und das reizt mich sehr.“
Beltz ist es gewohnt, von Frauen umgeben zu sein. Nicht nur, weil er bis dato lediglich auf der WTA-Tour unterwegs ist. „Ich habe in Deutschland schon gute Jungs trainiert. Aber momentan gefällt mir die Arbeit so gut, dass ich keine Ambitionen habe, etwas anderes zu machen. Mal in den Männerbereich zu wechseln, kann ich mir aber schon vorstellen.“
Seine beiden Töchter hat Beltz in Luxemburg dabei. Die Nähe zum Nachbarland sowie die Herbstferien ermöglichen dieses besondere Ereignis. „Es ist sehr schön, wenn ich die beiden bei einem Turnier dabeihaben kann. Die Familie hat sich daran gewöhnt, dass ich viel weg bin. Wenn ich zu Hause in Deutschland bin, nehme ich mir viel Zeit für meine Kinder. Das ist mir sehr wichtig, dass das immer klappt.“
Seine Töchter sitzen in Luxemburg bei den Begegnungen von Donna Vekic neben ihm in der „Players’ Box“. Die Mädchen waren gestern wohl einerseits enttäuscht, dass ihre Freundin Donna Vekic verlor, andererseits froh, dass der Papa endlich in den lang ersehnten Urlaub gehen kann.
Bekannte Trainer bei den BGL BNP paribas Luxembourg Open
Michael Joyce (Bouchard)
Erst seit Anfang dieser Woche gehört Michael Joyce dem Trainerstab von Eugenie Bouchard an. Der frühere Profispieler, der sein bestes Ranking mit dem 64. Platz im Jahr 1996 innehatte, erlangte einen größeren Bekanntheitsgrad, als er jahrelang Maria Scharapowa betreute. Der 45-Jährige führte die Russin an die Spitze der Tenniswelt. Ihre Zusammenarbeit hielt insgesamt neun Jahre. Nach fünfjähriger Tätigkeit bei der US-Amerikanerin Jessica Pegula übernahm er 2017 das Zepter bei der ehemaligen Weltranglisten-Ersten Viktoria Asarenka. Nach acht Monaten gingen beide wieder getrennte Weg. Seine letzte Trainerstation vor Bouchard hatte er bei der ehemaligen Weltranglisten-Vierten Johanna Konta.
Thomas Johansson (Sakkari)
Thomas Johansson, der als Spieler seinen größten Erfolg mit dem Titel bei den Australian Open 2002 feiern konnte, hat bisher sowohl Profispieler auf der WTA- als auch auf der ATP-Tour betreut. 2012 arbeitete er während einer kurzen Zeit mit der Weltklasse-Spielerin Caroline Wozniacki als Teilzeit-Trainer zusammen. Danach nahm er Borna Coric (ATP-Ranking: 13) 2015 unter seine Fittiche. Nach der Entlassung aus dem Coric-Lager schlüpfte Johansson 2016 für knapp neun Monate in die Beraterrolle für den letztjährigen ATP-Finals-Finalisten David Goffin. Seit dem Sommer 2017 arbeitet der ehemalige Weltranglisten-Siebte mit der Griechin. „Wir haben einen guten Draht zueinander“, so Sakkari.
Sam Sumyk (Muguruza)
Die Liste an Top-Spielerinnen, die Sam Sumyk schon gecoacht hat, ist lang: Der aktuelle Trainer der ehemaligen Weltranglisten-Ersten Garbiñe Muguruza hat sich wahrlich dem Tennissport verschrieben. Der Franzose, der mit der ehemaligen Tennisspielerin Meilen Tu verheiratet ist, hat um die Jahrtausendwende einige Spielerinnen gleichzeitig betreut. Neben Gisela Dulko und Elena Likhovtseva gab Sumyk Tipps an die Luxemburgerin Anne Kremer weiter. Danach verpflichtete Vera Zvonareva (Bestes Ranking: 2) ihn für zwei Jahre als Head-Coach. Von 2010 bis 2015 führte der Franzose Viktoria Asarenka u.a zu zwei Grand-Slam-Titeln und ganz nach oben im Ranking. 2015 war er kurz im Bouchard-Team aktiv.
Robert Orlik (Vögele)
Robert Orlik, der Coach der Schweizerin Stephanie Voegele, leitet in Deutschland eine Tennisakademie für Profis. Der Deutsche stand vor allem bei vielen deutschen Tennisspielerinnen bereits in der Verantwortung. Die deutschen Tennisprofis Andrea Petkovic, Sabine Lisicki, Annika Beck, Mona Barthel und Antonia Lottner haben allesamt bereits mit dem Orlik zusammengearbeitet. Aber auch die momentane Weltranglisten-107. Viktorija Golubic (Schweiz) nahm sich bereits Ratschläge vom Deutschen.
Iain Hughes (Siniakova)
Katerinas Siniakovas Coach Iain Hughes hat auch schon einige Erfahrungen in den letzten Jahren als Coach auf dem Frauen-Circuit gesammelt. Hughes machte sich vor allem einen Namen, als er der Ukrainerin Elina Switolina zur Weltspitze verhalf. Nach mehr als zweieinhalb Jahren trennte sich die aktuelle Nummer sechs der Welt aber Ende 2016 vom Briten. Im Sommer 2017 unterschrieb Hugues einen neuen Vertrag bei Belinda Bencic. Nach den diesjährigen French Open trennte sich sein damaliger Schützling jedoch von ihm. Meinungsverschiedenheiten hätten dazu geführt, die Partnerschaft nach knapp zehn Monaten zu beenden. Seit ein paar Monaten ist Hugues nun für Siniakova zuständig.
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