/ „De wichtegsten Dag fir eis Stad“: Blick hinter die Kulissen der „Sprangpressessioun“
An Pfingstdienstag findet in der Abteistadt mit der „Sprangpressessioun“ stets eine mehr als 1.000 Jahre alte Tradition statt. Es geht dabei um Glauben, Identität, Kommerz und auch um eine Legende. Am Dienstag war es wieder so weit.
„Als Kind haben wir über dem Geschäft gewohnt. Ich habe dann immer aus dem Fenster gelugt, wenn die Pilger bereits um 7.00 Uhr vor unserem Laden Schlange standen. Davon können wir heute nur noch träumen“, sagt Liliane Faber. Es ist kurz nach 9.00 Uhr. Und soeben ging das erste Paar Schuhe über die Theke. Seit 63 Jahren gehört der Schuhladen schon zum Inventar der lokalen Geschäftswelt. Einst war es eine echte Tradition bei den Pilgern, an Pfingstdienstag bei „Chaussures Marcel Faber“ in der rue de la Gare Nummer 17 in Echternach Schuhe zu kaufen.
Mittlerweile ist die 59-Jährige eine der treibenden Kräfte der „Union commerciale de la Ville d’Echternach“, die gegenwärtig rund 150 Mitglieder zählt. Im Veranstaltungskalender der Abteistadt komme der Springprozession eine immens wichtige Rolle zu, auch wenn das „mit dem Andrang und der Frömmigkeit in den letzten Jahren etwas abgenommen hat“, wie es die Geschäftsfrau formuliert. Bei manchen Braderien seien die Umsätze gar höher, was aber auch am Wetter liege. „Ist aber das Wetter gut am Pfingstdienstag, dann stimmt auch der Umsatz“, so Liliane Faber weiter. Und am Dienstag waren die äußeren Bedingungen so, wie es sich Geschäftsleute wünschen.
Die Zeiten, wo die Springprozession indes die Menschen von nah und fern „en masse“ anzog, sind in ihren Augen jedoch vorbei. Die Ursachen liegen auf der Hand: „Es gibt einfach zu viel Entertainment. Zudem kommen die Menschen heute gezielt zur Prozession. Danach geht es per Bus zu Restaurants, die außerhalb von Echternach liegen. Wir haben in der lokalen Gastronomie und Hotellerie leider ohnehin nicht mehr ausreichend Potenzial, um alle zu verköstigen“, ergänzt Liliane Faber. Und dennoch: „Die Springprozession ist und bleibt aber Teil unserer Kultur und unserer Identität. Und es wäre schade, wenn es sie irgendwann nicht mehr geben würde.“
Davon kann keine Rede sein. Ganz im Gegenteil. Am 16. November 2010 wurde die Echternacher Springprozession nämlich in die Unesco-Liste der immateriellen Kulturgüter der Menschheit aufgenommen. Durch diese Entscheidung ist der Fortbestand dieser jahrhundertealten Tradition durch die Satzung der Unesco-Konvention, die damals einstimmig von den Mitgliedern aller Parteien in der Chamber angenommen wurde, gesichert. Die Aufnahme in die Unesco-Liste ist denn auch gleichbedeutend mit der Verpflichtung, diese Tradition als Ausdruck der kulturellen Identität Echternachs zu wahren.
Großer logistischer Aufwand
Die Mitglieder des Willibrordus-Bauvereins spielen in dem Zusammenhang eine wichtige Rolle, wie Präsident Marc Diederich unterstreicht. Der Verein, der 1862 gegründet wurde und etwa 100 Mitglieder zählt, hatte als erste Mission, die Basilika wieder aufzubauen, die damals in Trümmern lag. „Erst später, im 20. Jahrhundert, bekam der Bauverein dann vom Dechanten die Aufgabe, die Springprozession, die es ja seit Jahrhunderten gibt, zu organisieren“, so Marc Diederich. Was die alljährlichen Vorbereitungen auf das Event betrifft, gilt die bekannte Logik „nach der Springprozession ist vor der Springprozession“. Und bereits heute und Donnerstagabend wird Bilanz gezogen und über erste Verbesserungsvorschläge diskutiert.
Der logistische Aufwand ist groß. Es geht zunächst darum, einen Überblick zu bekommen, welche Musikgesellschaften sich anmelden und welche Pilgergruppen fürs Springen kommen. „Dann gibt es die Einzelpilger, die wir stets spontan zu integrieren versuchen“, so Marc Diederich. Angemeldet waren für die diesjährige Ausgabe 39 Musikvereine und Springergruppen aus dem Inland und dem benachbarten Ausland.
Und was ist mit der Tatsache, dass die Regierung erstmals in diesem Jahr kein schulfrei erlassen hat für Pfingstdienstag? „Wir schätzen, dass es in diesem Jahr dadurch gar mehr Teilnehmer sind als im letzten Jahr. Es gab eine Art Unesco-Woche in den Schulen, was die Lehrer aber daraus gemacht haben, entzieht sich meiner Kenntnis.“ In den letzten zwei Wochen meldete sich jedenfalls eine ganze Reihe von Schulklassen an. Die Grundschüler aus Echternach und das Lyzeum waren am Dienstag ohnehin vom Unterricht befreit.
Das mit dem „nicht schulfrei“ interessierte auch Bürgermeister Yves Wengler, für den die Springprozession, „de wichtegsten Dag fir eis Stad“ ist. „Wir dachten, dass durch diese Maßnahmen weniger Menschen teilnehmen würden. Das ist aber nicht der Fall, denn diese Entscheidung wurde gut kommuniziert seitens des Ministeriums“, so jedenfalls Yves Wengler. Er muss es wissen, ist er doch selbst im Unterrichtswesen tätig. „Früher war an Pfingstdienstag landesweit schulfrei. Vorausgesetzt, Pfingstdienstag fiel nicht in die Ferien.
Heute haben lediglich die Staatsbeamten noch einen halben Tag frei“, so Wengler weiter, für den dies eine etwas „cocasse“ Situation darstellt. Dennoch ging er davon aus, dass es in Sachen Beteiligung ein Rekordjahr werden würde. Er sollte recht behalten. Glaubt man den offiziellen Angaben, nahmen 10.243 Menschen an der gestrigen Springprozession teil, darunter 8.411 Springer und 1.174 Musikanten. Im vergangenen Jahr waren es insgesamt 8.913 Teilnehmer. Die Statistiken werden im Übrigen u.a. von vier „Zählern“ zusammengestellt, die im Eingangsbereich der Basilika postiert sind.
Immer auch ein Konveniat
„Für uns als Gemeinde spielt das Weltliche eine wichtigere Rolle als das Religiöse“, so der CSV-Politiker. Es seien schließlich die Echternacher Bürger, die die Springprozession alljährlich auf die Beine stellen. Und das habe deshalb weniger mit Glauben und Katholizismus zu tun. „Für mich ist es eine Art Mix, der über die Religion hinausgeht, aber zu einem entscheidenden Anteil zur weltweiten Popularität Echternachs beiträgt. Ganz zu schweigen davon, dass bei der hiesigen Geschäftswelt die Kasse klingelt.“ Die Springprozession sei immer auch ein großes Konveniat, ein Wiedersehen von Freuden und Bekannten, die allesamt der Stadt verbunden sind und just an dem Tag nach Echternach kommen.
Dass die Springprozession für die Echternacher Geschäftswelt einen warmen Segen bedeutet, davon können Cafetiers wie Marc Wohl ein Lied singen. Bereits am frühen Morgen waren „Wohli“, wie Marc Wohl genannt wird, und sein Team auf den Beinen. Tische und Stühle wurden aufgestellt und mit Lappen gesäubert. Die Fritteuse, der Gasgrill und die Bieranlage wurden ebenfalls installiert. Ähnlich sah es einen Steinwurf weit entfernt bei Abbes Richard, dem Eigentümer der Cafe-Brasserie „Beim Laange Veit“, aus. „Wir sind seit mehr als 25 Jahren hier im Rennen und sind eingespielt. Wir wissen, was auf uns zukommt, und sind darauf vorbereitet.“
Hunderte Pilger und Besucher stillen alljährlich ihren Durst und Hunger bei ihm. Doch nur die wenigsten wissen wohl, was es mit der Legende des „Laange Veit“ auf sich hat. Laut der besagten Fabel brach der lange Veit, der sich in Echternach einen Namen als Geigenspieler gemacht hatte, gemeinsam mit seiner Ehefrau zur Wallfahrt ins Heilige Land auf. In seine Heimat kam er indes alleine zurück. Seine Ehefrau sei unterwegs verstorben. Verwandte, die sich in seiner Abwesenheit seinen Besitz unter den Nagel gerissen hatten, erzählten jedoch das Gerücht, Veit habe seine Frau umgebracht. Daraufhin wurde Veit zum Tod durch den Galgen verurteilt. Auf der Leiter zum Galgen äußerte er den letzten Wunsch, noch einmal auf seiner Geige spielen zu dürfen. Während er spielte, begann die Menge wie in Trance und gegen ihren Willen zu tanzen. Veit nutzte diese Chance, befreite sich und flüchtete. Der heilige Willibrord musste schließlich eingreifen, um die Menge vom sogenannten „Veitstanz“ zu befreien. Da war Veit schon längst über alle Berge. So viel zur Legende vom „Laange Veit“. All das ist lange her, aber aktuell wie eh und je.
Lesen Sie dazu auch den Kommentar von Laurent Graaff.
- Das einzigartige Felsenschloss – Die Heringerburg bei Waldbillig - 20. August 2019.
- Mehr Transparenz! Zur Informationspolitik der Polizei in Luxemburg - 19. August 2019.
- „Netter junger Mann“: Der mutmaßliche Mafioso Rumbo führte in Differdingen die „Brasserie du Stade“ - 13. August 2019.
Richteg, de wichtegsten Dag fir Iechternoach, e grousst Volleksfest! Awer da sollen se och erëm richteg sprange léieren: 2 Schrëtt no vir an 1 Schratt zeréck, w.e.g. a nët wéi dat Gehopps vu riets no lénks op der Foto .
An ech hat geméngt ëtt wieren Zwee Schrëtt no hannen an een no viir.!??
Daat mecht t’katoulesch Kierch dach schon daat ganzt Joer !!!!
Probieren Sie es aus…am besten am Ufer des Echternachers Sees, natürlich mit dem Rücken zum Ufer…
Do woren mol eng Kéier ërem Leit zou Echternoch,
soss ass ëtt ëmmer tote Hose.
An wien ass fir dëse Dornröscheschlof verantwortlech? Virwat ass Iechternoch trotz all sengen touristeschen Attraktivitéiten wéi d’Stad selwer, d’Basilika, de Séi, d’Promenade laanscht d’Sauer eng doudeg Stad? Wat machen déi Gemengeverantwortlech oder de Geschäftsverband resp. de Syndicat du Tourisme, wann ët dann sou een do gëtt, fir dësen Zoustand ze änneren? Wat ass dann ausser der Sprangprozessioun an dem Heemelmausball am Abteistiedchen lass? Fréier goufen ët eng Partie Sportsévénementer, wéi de Marathon, Laafcoursen ëm de Séi, den Triathlon resp. Duathlon oder den Tour de Lëtzebuerg déi ëmmer vill Leit ugezunn hunn. Wat ass aus dëse Veranstaltungen ginn? Virwat fanne si nët méi statt?
…war auf keinem Bild zu sehen.
Wer oder was ?
Ech fannen et eng Sauerei (fir emol e Gefliggelwuert ze gebrauchen, dat Schoulpersonal, wat laïzistesch an neutral ze sin huet, MAT den hinnen uvertraute Schüler un daer Inszenéierung vun engem recupéréierten heednesche Brauch ouni disziplinaresch Konsequenze matmécht.
Entschëllegt, ech hunn de Rock um Séi vergiess ze erwähnen, dee jo éischter fir déi méi jong Leit geduecht ass .
…Fuesdensdeg!