Ausstellung / Schwarze Striche für den Frieden: „Idee des Friedens“ im Escher Resistenzmuseum
Am 11. Mai wurde die Ausstellung zum Werk des expressionistischen Malers Frans Masereel in dem neu gestalteten Escher „Musée national de la Résistance et des Droits humains“ offiziell eröffnet. Mit dieser Expo liefert das Museum einen durchaus zeitbezogenen Beitrag zum Kulturjahr – denn Krieg ist leider noch – oder immer wieder – aktuell. So sieht sich das Museum als idealen Ort, um einen Dialog zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu führen.
Die zeichnerische Auseinandersetzung mit dem Militarismus und den brutalen Folgen des Massenkrieges ist das Leitmotiv des 1889 in Blankenberg geborenen und 1972 in Avignon gestorbenen Künstlers. Der belgische Holzschnittkünstler und Erfinder des wortlosen „Comic Strip“ war während, zwischen und nach den zwei Weltkriegen, die er hautnah miterlebte, ein bedeutender Grafiker, Zeichner und Maler.
Die menschenwidrige Kriegsverherrlichung – sowie die totalitäre Ideologie und Profitgier, die dahinter stecken – prangert der Pazifist und Humanist Masereel zeitlebens an, wie die über 200 im Escher Resistenzmuseum ausgestellten Werke beindruckend bezeugen. Größtenteils nur mit schwarzer Tusche gemalt, hinterlassen sie alleine durch diese minimalistische Technik, gepaart mit einer unmissverständlichen Aussage, eine tiefe und unmittelbare Wirkung. Bei manchen Bildern wird der Betrachter regelrecht in die dargestellte Szene hineingezogen, als ob Masereel die perfiden Mittel der Kriegspropaganda umkehren und meisterhaft in den Dienst des Friedens setzen würde.
In dem Bild „Danse Macabre“, einem Antikriegszyklus aus 25 Zeichnungen, stellt ein Skelett die Hauptfigur dar. Es ist eine Allegorie auf den Tod, der die Menschheit heimsucht. Er tritt unter anderem als Bombenwerfer, Fallschirmspringer oder Panzerfaust auf. Auf dem Bild ist das Skelett ein Fahnenträger, der eine zum Kampf entschlossene Menschenmasse mit sich in den Abgrund führt. Masereel flüchtete während des Ersten Weltkrieges nach Genf, um dem Fronteinsatz zu entgehen. Hier begegnete er vielen geflüchteten Künstlern und Intellektuellen aus ganz Europa.
Vorläufer der modernen Graphic Novel
Ab August 1917 arbeitete Masereel für die Schweizer pazifistische Tageszeitung La Feuille als „Hauszeichner“. Er entwarf den Kopf der Zeitung und fertigte über 800 großformatige, grafische Kommentare gegen den Krieg und seine Folgen. Ab 1919 produzierte er zahlreiche Bilderserien, die als Vorläufer der modernen Graphic Novel gelten. Unter anderem Thomas Mann, Hermann Hesse und Stefan Zweig schrieben hierzu einleitende Texte.
Die Ausstellung ist grob in zwei Teile gegliedert: Em Erdgeschoss bekommt der Besucher Einblicke in die Gedankenwelt eines Pazifisten, während im Untergeschoss eher die Wandlung, die der Pazifist zum Widerstandskämpfer erfährt, dargestellt wird. In einem Aufruf an seine Freunde, die Künstler, schrieb Masereel 1939: „Wir haben nicht das Recht zu schweigen.“ Damit rief er zum Widerstand auf. Er wurde selbst zum Verfolgten – denn seine Kunst galt bei den Nationalsozialisten als „entartet“, alle seine Bücher wurden verboten und seine Bilder aus den Museen entfernt. 1940 zu Fuß auf der Flucht von Paris in den freien Süden Frankreichs versuchte er die durchlebten Situationen zeichnerisch festzuhalten: „Mit Worten kann ich es nicht beschreiben – mit meinem Zeichenstift versuchte ich es damals zuweilen“, so erklärt Frans Masereel später seine zeichnerischen Darstellungen.
1947 begann Masereel eine Lehrtätigkeit an der Staatlichen Schule für Kunst und Handwerk, Saarbrücken.
Er fertigte unter anderem Bühnenbilder und Dekorationen für unterschiedliche Theater. 1950 erhielt er den Großen Preis der Biennale von Venedig und viele weitere Ehrungen folgten. Es folgen nationale und internationale Ausstellungen, unter anderem eine in der Deutschen Akademie der Künste in Berlin (DDR).
Die Ausstellung
Musée national de la Résistance et des Droits humains
place de la Résistance
4041 Esch/Alzette
Tel.: 54 84 72
Info: info@mnr.lu
Öffnungszeiten:
dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr
montags geschlossen
Frans-Masereel-Stiftung
Saarbrücken
www.frans-masereel.de
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Bei einem Dialog zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft darf die menschenwidrige, kriegsverherrlichende Vergangenheit nicht außer Acht gelassen werden. 60 Millionen Opfer eines Massenkrieges verlangen eine wahrheitsgemäße Geschichtsschreibung. Ein Humanismus, der nicht der Wahrheit entspringt, ist ein unkontrollierbares Risiko, das neue
totalitäre, von Profitgier getriebene Mentalitäten erzeugt.
MfG
Robert Hottua