Editorial / 0,0 Toleranz
Als sich Colin Kaepernick am 14. August 2016 bei einem American-Football-Trainingsspiel während der US-amerikanischen Nationalhymne nicht erhob, war der Aufschrei im Land der unbegrenzten Möglichkeiten groß. Kurz danach erklärte der NFL-Spieler seine Gründe: Er wollte gegen die Polizeigewalt gegen Schwarze protestieren. Um die „Amis“ nicht komplett zu brüskieren, griff er im nächsten Spiel auf eine andere Technik zurück. Diesmal kniete er sich hin. Ein Kniefall wird nämlich weder in westlichen noch in anderen Kulturen als respektlos empfunden. Kaepernick musste in dieser Zeit sehr viel Hass und Häme über sich ergehen lassen. Nicht weil er Rassismus anprangerte, sondern weil er die Nationalhymne für seinen Protest genutzt hatte.
Heute gilt der ehemalige NFL-Profi als Vorbild für viele Sportler auf der ganzen Welt, die vor jedem Spiel niederknien und auf ein weiter bestehendes großes gesellschaftliches Problem aufmerksam machen wollen. Und heutzutage ist Niederknien mehr als je zuvor gefragt. Dies zeigt vor allem ein rezentes Beispiel aus der Fußball-Europa-League.
Glen Kamara von den Glasgow Rangers wurde vergangene Woche von 10.000 jugendlichen Fans von Sparta Prag bei jedem Ballkontakt ausgebuht. Dabei hatten die Tschechen eigentlich eine Platzsperre aufgebrummt bekommen, nachdem ihre Fans Monaco-Spieler Aurélien Tchouameni rassistisch beleidigt hatten. Sparta schlug der Europäischen Fußballunion UEFA jedoch vor, Kinder einzuladen. Die Bitte wurde akzeptiert und der Schuss ging gewaltig nach hinten los.
Die UEFA hat in dieser Sache Milde walten lassen, dabei müsste sie mittlerweile mit 0,0 Toleranz vorgehen. So wie es auf ihren Flaggen in den internationalen Stadien steht und so wie es in den Videobotschaften vor den Spielen mitgeteilt wird. „Die UEFA verfolgt im Kampf gegen Rassismus die Null-Toleranz-Politik. Dieser neue Film demonstriert unsere Entschlossenheit bei diesem Thema“, hatte der mittlerweile verstorbene UEFA-Generalsekretär David Taylor damals bei der Veröffentlichung gesagt. Es folgten nur wenige Taten und nur kleine Strafen für die Menschen, die diskriminierten.
Rassismus ist ein Problem, das der Fußball eigentlich nicht lösen kann. Der Fußball, die UEFA, die FIFA, die Vereine und die Spieler können jedoch ein Wegbereiter sein für eine bessere Gesellschaft, in der weniger Menschen ausgeschlossen werden. Sport und insbesondere der Fußball haben die Macht, aufzuzeigen, wie falsch Rassismus ist. Fußball hat die Möglichkeit, Rassisten an den Pranger zu stellen und sie von Veranstaltungen auszuschließen. Und von dieser Möglichkeit sollte insbesondere die UEFA Gebrauch machen. Denn wohin die falsche Toleranz für die menschenverachtende Seite führt, haben die Szenen in Prag vergangene Woche noch einmal verdeutlicht.
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Wer erinnert sich noch an die erhobenen Fäuste der schwarzen Athleten bei Olympia? Wann war das? Vor 50 Jahren? Was hat sich geändert? Weisse Polizisten töten farbige Bürger nach Lust und Laune.Da ist man wegen der Respektlosigkeit vor einem Liedchen schon eher „brüskiert“. Dabei würde ich sagen die amerikanische Nationalhymne sollte überhaupt erst wieder abgespielt werden,wenn ALLE Amerikaner sie singen wollen.
Fussball, dei enzeg Platz
wou e Menschen nach legal handelen kann.
Dieser Kniefall sollte mittlerweile eine Selbstverständlichkeit in allen Fussballstadien oder-feldern sein.