Epizentrum Godbringen / 105,8 Liter pro Quadratmeter – so viel Regen wie noch nie in Luxemburg
Luxemburger Meteorologen haben die Wasserkatastrophe beziffert: Auf die Messstation im kleinen Örtchen Godbringen nördlich von Junglinster fielen von Mittwoch- bis Donnerstagmorgen 105,7 Liter Regen pro Quadratmeter. Ein solcher Wert wurde noch nie in Luxemburg gemessen. Was hat sich da am Himmel abgespielt? Ein meteorologischer Rückblick auf das potenzielle „Jahrhundertereignis“.
Wie groß die Wassermassen waren, die ab Mittwochmorgen über Luxemburg niedergingen, zeigt ein Messwert des Landwirtschaftsministeriums: In Godbringen bei Junglinster wurde in der Zeit von Mittwoch, 6 Uhr, bis Donnerstagmorgen, 6 Uhr, eine Niederschlagsmenge von insgesamt 105,7 Litern pro Quadratmeter gemessen. „Das ist ein neuer Rekord für einen Tageswert in Luxemburg“, sagt Andrew Ferrone vom meteorologischen Dienst des Landwirtschaftsministeriums am Donnerstag gegenüber dem Tageblatt. Ein Rekord mit Gewicht: Die Aufzeichnungen seiner Behörde gehen bis ins Jahr 1854 zurück.
„Der vorherige Rekord wurde am 31. Mai 2018 in Waldbillig aufgestellt“, erklärt Ferrone. Jener Regen löste die schweren Überschwemmungen im Müllerthal aus. Damals kamen 101,3 Liter pro Quadratmeter runter. Aber: „Meteorologisch ist das Phänomen von dieser Woche ein ganz anderes“, sagt Ferrone. Bei den Überschwemmungen im Jahr 2018 hatte sich eine einzelne Gewitterzelle über dem Osten Luxemburgs festgesetzt – und war dann komplett abgeregnet. Jetzt hatte man es mit einem „richtigen“ Tiefdruckgebiet zu tun. Das sei für den Luxemburger Sommer eher selten. Ferrone: „Das ist ein Phänomen, das wir normalerweise im Winter sehen.“
Das Tief aus dem Nordosten
Das Tief hieß „Bernd“, kam aus Richtung Nordosten und setzte auch weite Teile Westdeutschlands unter Wasser. In Luxemburg traf es – mal wieder – vor allem den Osten des Landes. „Das Tiefdrucksystem war einigermaßen stationär – hinzu kam ein Frontsystem, das sich an der Westflanke im Laufe des Tages aktiviert hat“, erklärt Luca Mathias von Meteolux. Gegen Mittag begannen dann die stärkeren Niederschläge. Und die Regenfront blieb dann „aktiv“ über Luxemburg hängen. Erst in der Nacht machte sie einen Schwenk in Richtung Belgien, sagt Mathias. Davor prasselten Massen und Massen von Wasser auf das Land.
„Es gab einen Hotspot im Raum Müllerthal und Junglinster“, berichtet Mathias. 60 bis 85 Liter pro Quadratmeter kamen dort runter. Mit den entsprechenden Konsequenzen. „Die topografischen Begebenheiten und Böden sind vor allem im Osten sehr speziell, sie sind enorm anfällig für Überschwemmungen“, erklärt Mathias. Generell sei es so, dass die Flüsse mit Verzögerung auf die Wassermassen reagierten. „Es war keine klassische Sturzflutlage wie im Müllerthal oder im Ernztal“, so Mathias. Dort war es 2018 und 2016 zu großen Überschwemmungen gekommen. Die Flut von Donnerstag war dagegen ein „großflächiges Ereignis“, bei dem jeder Bach im Land große Mengen Wasser abbekommt. „Die Konsequenzen machen sich dann erst ein paar Stunden später bemerkbar.“
Ein Jahrhundertereignis?
Der Meteorologe und seine Kollegen vom Findel werden die Wetterereignisse jetzt genauer analysieren. Aber Mathias tippt schon jetzt, dass es die Regenfluten sehr wahrscheinlich als Jahrhundertereignis klassifiziert werden. „Auch unsere Wetterstation am Flughafen hat den Rekord des maximalen Niederschlags im Juli gebrochen“, sagt er. Tatsächlich wurde dort ein Niederschlag von 74,2 Litern pro Quadratmeter verzeichnet – in zwölf Stunden. Der bisherige Höchstwert vom 22. Juli 2016 lag bei 60,4 Litern. „Das hat schon eine gewisse Aussagekraft“, sagt Mathias. Seit 1947 laufen die Statistiken vom Findel. Und durchschnittlich regnet es in Luxemburg 70 Liter pro Quadratmeter – im Monat.
Inwiefern die Katastrophe von Mittwoch und Donnerstag mit der globalen Erwärmung zu tun hat, ist noch unklar. „Ich wäre vorsichtig, diese Phänomene sofort dem Klimawandel zuzuschreiben“, sagt Andrew Ferrone vom Landwirtschaftsministerium. Er und seine Kollegen werden die Ereignisse jetzt ebenfalls analysieren. „Was man aber sagen kann, ist, dass die Zahl der Tage mit Starkniederschlägen zunimmt.“ Und das könne man durchaus mit dem Klimawandel in Verbindung bringen. „Wärmere Luft kann mehr Feuchtigkeit speichern – und deshalb regnet es auch mehr“, sagt Ferrone. Die Feuchtigkeit würde über dem Meer angesammelt. Und die Meere werden durch den Klimawandel eben immer wärmer und es verdunstet mehr Wasser. Gerade jetzt seien in Südeuropa und Nordafrika Temperaturrekorde und Hitzewellen zu verzeichnen. „Das Mittelmeer ist sehr warm und die Tiefdruckgebiete können sich vollsaugen“, sagt Ferrone.
Das erkläre auch die Dürren der vergangenen Jahre hierzulande. „Es ist nicht so sehr die Verschiebung des Niederschlags, sondern die Zunahme der Temperaturen, die definitiv ein Indiz dafür ist, dass der Klimawandel da ist“, sagt Ferrone. „Wir sind jetzt nur in einem anderen extrem, um das plakativ auszudrücken.“
In den kommenden Tagen soll sich die Wetterlage entschärfen. Am Freitag könnte es noch etwas nieseln, gegen Nachmittag soll es aber trockener werden. Dann macht sich von Westen her ein Hochdruckgebiet breit. In der kommenden Woche könnte dann sogar wieder die Sonne über Luxemburg scheinen.
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Die ‚Jahrhundertereignisse‘ treffen so langsam im 6-Monatsrhythmus ein.
Beim Magdalenenhochwasser im Jahr 1342 in Mitteleuropa , fielen zwischen dem 19 und 22 August 175 Liter Regen pro Quadratmeter.
Sowas passiert eben manchmal , es gibt eben kein Wetter „à la carte“ wir können nur versuchen die Schäden in Grenzen zu halten . Verhindern kann man solche Katastrophen nicht .
Lasst uns eine neue Arche bauen.Der Regen kommt wieder, immer wieder!
Et ass ze hoffen datt den Klimagegner, dé sech sougur viirun engem jonke Kand vu 14 Jo’er net halt gemaach hun och elo agesin datt et baal ze spét ass. Datt mer där dooten Fäll, wé lo och nach anormal Hötzten, an Zukunft dann Normalitéten wärte sinn matt ongeahnten Folgen.