Sidec / 140.000 Bürger müssen bei der Müllentsorgung tiefer in die Tasche greifen
Zu diesem Moment, wo die Rede von einer bevorstehenden Erhöhung der Preise für Strom, Gas, Trinkwasser und was nicht noch alles geht, kündigte das Abfallsyndikat Sidec vor wenigen Tagen seine Anpassung der Tarife für die grauen Mülltonnen sowie für das Abliefern der einzelnen Materialien in den Recyclinghöfen an. Diese um bis zu 60 Prozent teureren Tarife kamen nun in den 45 angeschlossenen Gemeinden zur Abstimmung und sorgten zum Teil für heftige Diskussionen.
Das „Syndicat intercommunal pour la gestion des déchets“, kurz Sidec genannt, wurde 1972 von sechs Gemeinden aus der Region Diekirch, Ettelbrück und Colmar-Berg ins Leben gerufen. Heute sind ganze 45 Gemeinden aus den Kantonen Diekirch, Mersch, Redingen-Attert, Wiltz, Clerf und Vianden Mitglied dieses Syndikats, das über Annahmestellen und Recyclinghöfe in Diekirch (Fridhaff), Mersch, Angelsberg, Redingen-Attert und Lentzweiler verfügt.
Über 140.000 Bürger sind somit von der Sidec abhängig, wenn es um die Müllentsorgung geht. Seit 2015 blieben die Tarife, die sie (halb)jährlich über ihre jeweilige Gemeinde an das Sidec bezahlen müssen, unverändert. Was bei den genannten Bürgern noch nicht so richtig angekommen ist, ist die Tatsache, dass sie aber nun seit dem 1. Juli viel tiefer in die Tasche greifen müssen.
Dank Reserven überlebt
„Das Syndikat verbuchte die vergangenen Jahre Defizite“, so die seit dem 8. Januar dieses Jahres amtierende Präsidentin des Syndikatkomitees, Christiane Eicher-Karier, dem Tageblatt gegenüber. Aus welchen Gründen auch immer wurden zwischen 2015 und 2020 keine Tarifanpassungen gemacht. „Dann kamen die Covid-Jahre, wo meine Vorgänger im Amt von einer Erhöhung der Preise aus verständlichen Gründen absahen. Nun ist es so, dass wir die vergangenen fünf Jahre überaus hohe Defizite notierten. Auch für uns stiegen alle Preise, so mussten wir zum Beispiel im vergangenen Jahr rund 1 Million Euro mehr für den Strom zahlen, den wir auf unserer Anlage auf ‚Fridhaff‘ brauchen. Wir haben die letzten fünf Jahre dank unserer finanziellen Reserven überlebt, doch nun war die Zeit gekommen, wo wir handeln mussten“, so Christiane Eicher-Karier.
Handeln heißt in diesem Fall, dass seit dem 1. Juli die jährlichen Tarife für die verschiedenen grauen Mülltonnen um sage und schreibe 60 Prozent gestiegen sind. Dazu kommt dann noch eine ebenso hohe Anpassung der Entleerungstaxe (siehe nebenstehende Tabelle). Für eine 60-Liter-Mülltonne mussten bis dato 86 Euro bezahlt werden, ab jetzt sind es 137,60 Euro. Für jede Entleerung dieser Tonne stieg der Preis von 1,73 auf 2,77 Euro. Bezahlte man in diesem Fall die vergangenen Jahre 175,96 Euro, so sind es nun 281,64 Euro (bei wöchentlicher Entleerung).
Bei größeren Mülltonnen schlägt die Erhöhung noch viel empfindlicher zu Buche. Kostete eine 240-Liter-Mülltonne bisher 245 Euro, so muss man seit dem 1. Juli ganze 392 Euro hinblättern. Dazu kommt dann noch die Entleerungstaxe, die von 4,95 auf 7,92 Euro steigt. Machen wir die gleiche Rechnung wie oben, dann bezahlt der Bürger in diesem Fall keine 502,4 Euro mehr, sondern nun ganze 803,84 Euro.
„Großfamilien sollten nicht bestraft werden“
„Die Diskussionen, die nun in vielen Gemeinderatssitzungen geführt werden, gab es natürlich auch bei uns in den Reihen des Komitees, in dem Vertreter aller angeschlossenen 45 Gemeinden tagen. Die Tarifanpassungen wurden aufgrund von Berechnungen unserer Fachleute gemacht. Man kann darüber diskutieren, ob der Tarif für jemanden, der viel Haushaltsmüll produziert, prozentual gesehen höher angepasst werden müsste als der für den Bürger, der mit der kleinsten Tonne (60 Liter) auskommt. Doch davon sahen wir ab, da wir der Meinung waren, dass man zum Beispiel eine kinderreiche Familie, die allein schon wegen der Windeln mehr Müll produziert, keineswegs bestrafen sollte“, so die Präsidentin weiter.
Dass nun nicht alle angeschlossenen Gemeinden diese Tariferhöhung eins zu eins umsetzen, zeigt der Fall Erpeldingen/Sauer. Dort hat man beschlossen, die Erhöhungen prozentual auf die Größe der jeweiligen Mülltonne zu berechnen. „Wir wollen, dass jemand, der wenig Haushaltsabfall produziert, weniger unter einer Tariferhöhung zu leiden hat als jemand, der viel Müll produziert. Das, was wir später an das Sidec weiterleiten, entspricht den vom Syndikat vorgegebenen Tarifen, doch gemeindeintern teilen wir die Preiserhöhung eben anders ein“, so Bürgermeister Claude Gleis auf unsere Anfrage hin.
Die neuen Tarife wurden im Sidec-Komitee mit 35 Ja- und einer Gegenstimme verabschiedet. Neun Gemeinden waren dieser Entscheidung ferngeblieben (die neuen in den Sidec-Recyclinghöfen geltenden Tarife können auf www.sidec.lu eingesehen werden). „Wir hatten wirklich keine andere Wahl. Wir können unsere finanziellen Reserven nicht weiter auf diese Art und Weise strapazieren. Wir brauchen unseren Sparstrumpf für weitere Investitionen in unsere Anlagen. So müssen wir, um nur dieses Beispiel zu nennen, in naher Zukunft mit unserer Infrastruktur in Redingen-Attert umziehen, da das bestehende Areal für andere Zwecke benutzt werden soll. Ein moderner, kostenaufwendiger Neubau steht demnach ins Haus. Außerdem planen wir mittelfristig, auf der gesamten Fläche der seit 2015 geschlossenen Deponiehalde auf Fridhaff Solarmodule zur Stromproduktion zu errichten“, so Christiane Eicher-Karier abschließend.
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