Corona / Zwei und zwei: Wie eine Familie aus Esch die häusliche Isolation erlebt
Seit dem positiven Covid-19-Test der ältesten Tochter ist Familie Kohl aus Esch in häuslicher Quarantäne. Was die Lage erschwert: Zwei der vier Familienmitglieder sind positiv, zwei negativ getestet worden. Und da die jüngere Tochter zu einer Risikogruppe gehört, ist neben Quarantäne auch Isolation bei den Kohls angesagt.
„Es ist komisch, momentan miteinander zu leben“, sagt Corinne, die Mutter. Ihre Töchter sind in ihren Zimmern isoliert und probieren, das Beste aus der Lage zu machen. Direkten Kontakt zu ihnen hat Corinne nicht, seitdem auch sie positiv auf das Covid-19-Virus getestet wurde. „Ich koche mit Maske und mein Mann bringt das Essen dann vor die Tür der Kinder. Wir achten penibel darauf, dass zu Hause alles desinfiziert ist, womit die Mädchen in Kontakt kommen. Und lernen tue ich mit ihnen via Facetime.“ In anderen Worten: In den eigenen vier Wänden kommunizieren die Kohls über ihre Telefone miteinander.
Ihr Mann Patrick ist negativ, genau wie das 10-jährige Nesthäkchen der Familie. Letztere gehört mit einer chronischen Atemwegserkrankung zu den Corona-Risikopatienten, was die Sache für die Kohls nicht einfacher macht. „Zuerst hatte sie ein wenig Panik“, sagen Patrick und Corinne, „doch durch Gespräche und konsequentes Handeln hat sich das schnell gelegt.“ Unter konsequentem Handeln verstehen sie das Aufteilen des Hauses. „Da bist du schon gefordert, du musst so etwas wie eine Strategie entwickeln“, sagt Patrick. Es geht darum, das Haus in einzelne Bereiche aufzuteilen. Also zu definieren, wer wohin darf und wohin nicht.
Aus der Schule
Den Ursprung hat Corona bei den Kohls in der Schule. Am Donnerstag, den 17. September begann der Unterricht. Ein Mitschüler der 14-Jährigen war an diesem Tag präsent, fehlte aber schon am Freitag. Sein Corona-Test stellte sich als positiv heraus, wovon die Schule am Montag erfuhr und die betroffene Klasse sofort unter partielle Quarantäne stellte. Am Mittwoch dann ließ die Familie auf eigene Initiative hin die älteste Tochter testen und am Donnerstag hatten sie Gewissheit. Nachdem sie umgehend den Schuldirektor vom positiven Test informiert hatten, wurde die Klasse nach Hause geschickt. Seitdem ist Home-Schooling angesagt.
„Wir sind uns sicher, dass sich unsere Tochter in der Schule angesteckt hat“, sagen Corinne und Patrick. Eine Woche vor dem Schulanfang war ihr Corona-Test noch negativ gewesen. „Wir leben seit März quasi wie eine Einsiedlerfamilie, haben unsere sozialen Kontakte auf ein striktes Minimum beschränkt. Und dann braucht es einen Tag in der Schule und schon ist es geschehen“, sagt Patrick. In diesem Zusammenhang würden sich die Kohls wünschen, dass Bildungsminister Claude Meisch (DP) nicht ganz so beratungsresistent wäre und auf andere Leute hören würde. Denn dann würde er seine Entscheidungen vielleicht einmal überdenken, so Corinne und Patrick Kohl unisono.
Wenn es nach ihnen ginge, dann gelte in den Schulen Maskenpflicht in den Klassen, in denen die Bänke nicht weit genug auseinanderstehen können. „In der Schule aber braucht es keine Maske, während man draußen für so was 145 Euro Strafe bezahlen muss. Im Endeffekt ist die Schule wie ein Zustelldienst, nur dass sie das Virus anstelle von Paketen ausliefert. Ich verstehe nicht, warum man die Klassen nicht weiter gesplittet hat wie kurz vor den Sommerferien“, sagt Patrick Kohl. Und noch etwas regt er an: „Unsere Jüngste sitzt quasi in einem Hotspot. Es wäre gut, wenn Menschen in so einem Fall isoliert werden könnten. In einem Hotel zum Beispiel oder sonst einer Struktur. Immerhin haben wir in unserem Haus Platz, wie aber sollen das Familien in engen Wohnungen machen?“
Leichte Symptome
Er selbst wird sich am Mittwoch noch einmal testen lassen. Diesmal auch mit einem Antikörpertest. Denn er hält es für möglich, dass er dennoch positiv ist oder aber bereits infiziert war. Ansonsten ist es schwer erklärbar, warum zwei Familienmitglieder positiv und zwei Familienmitglieder negativ getestet wurden, obwohl man permanent zusammen war. Glücklicherweise zeigen Corinne und ihre ältere Tochter nur leichte Symptome der Krankheit. Die Hausquarantäne dauert noch mindestens bis zum ersten Oktoberwochenende. Bis dahin geht das getrennte Leben unter einem Dach weiter. „Unsere Einkäufe erledigen wir mit ‚Luxcaddy’. Was wir dort nicht bekommen, stellt uns meine Mutter vor die Tür“, sagt Corinne Kohl. Der Müll wird von Patrick spätabends hinausgebracht, wenn er sicher ist, dass er dabei niemandem begegnet. Auch der Briefkasten wird dann erst geleert. Und anschließend gleich mit Feuchttüchern desinfiziert. „Wir haben von der ‚Santé’ einen Flyer zur häuslichen Isolation erhalten. Überhaupt will ich an dieser Stelle anmerken, dass man sich gut um uns kümmert und für unsere Fragen stets zur Verfügung steht. Und wir wollen Danke sagen für die Hilfe unseres Hausarztes und unseres Apothekers“, sagt Patrick Kohl.
Die Töchter nehmen die Isolation quasi stoisch in Kauf, haben die merkwürdige Situation moralisch gut verkraftet. Am Wochenende hat die Jüngste ihr Zimmer neu dekoriert, sie verarbeitet Corona im Spiel mit ihren Puppen. Die Älteste ist mit Home-Schooling beschäftigt, lernt viel und spielt online mit ihren Freundinnen. An Solidarität mangelt es nicht. Ihre Lehrer melden sich regelmäßig bei ihr, um sich nach ihrem Befinden zu erkundigen. Auch Mitschüler, mit denen sie sonst eher weniger zu tun hat, schreiben ihr nun. Die Eltern werden derweil ihren Aufgaben gerecht, beschäftigen sich ansonsten, so gut es geht. Einige Sachbücher habe er gelesen und vor allem Reisereportagen geschaut, berichtet Patrick. Fernweh in Zeiten häuslicher Isolation.
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