Umweltgift Lärm / 200.000 Menschen sind in Luxemburg nachts zu hohen Geräuschpegeln ausgesetzt
Wer in einer mittelmäßig befahrenen Straße wohnt, mag sich mit der Zeit an den Geräuschpegel gewöhnen. Lebt man aber in der Nähe einer Autobahn, wo jährlich mehr als drei Millionen Fahrzeuge vorbeifahren, bekommt das Problem eine ganz andere Dimension. Die Möglichkeit einer Beihilfe für Schallisolierung im Rahmen der „PRIMe House“-Beihilfen für energieeffizientes Bauen wird derzeit analysiert.
Lärm hat einen großen Einfluss auf das Wohlbefinden des Menschen, sowohl im Privatleben wie auch bei der Arbeit oder in der Schule. Vorige Woche wurden die neuen Aktionspläne gegen Lärm vorgestellt, das Tageblatt stellte die Problematik Flughafen vor. Ein weiterer Aktionsplan beschäftigt sich mit dem Lärm an den großen Verkehrsachsen.
2019 wurde auf den Hauptachsen im Land der Geräuschpegel gemessen. Dabei zeigte sich, dass die Bewohner Ettelbrücks tagsüber dem höchsten Lärm ausgesetzt sind. Dort zeigten die Messeinstrumente durchschnittlich 73 Dezibel an. Zum Vergleich: In Luxemburg-Stadt wurde der höchste Wert in der „Millebaach“ gemessen, mit 69,8 Dezibel. Andere stark betroffene Gebiete sind Bettemburg und Esch/Alzette. Tagsüber sind im Großherzogtum rund 150.000 Menschen um die Hauptverkehrsachsen einem Lärmpegel von über 55 Dezibel ausgesetzt. Mit einem Wert über dem von der Weltgesundheitsorganisation deklarierten Grenzwert von 45 Dezibel müssen sogar um die 200.000 Menschen leben oder, besser gesagt, schlafen.
Schallisolierung im Rahmen von „PRIMe House“
Da man den Verkehr nicht einfach abstellen kann, ist eine der effizientesten Maßnahmen die Isolierung der Häuser. Der Aktionsplan gegen den Lärm entlang der großen Verkehrsachsen schlägt dann auch vor, eine finanzielle Unterstützung, um die Schallisolierung zu verbessern, in die staatlichen Hilfen zur rationellen Energienutzung („PRIMe House“) zu integrieren. Diese Möglichkeit sei derzeit in der Analyse, bestätigte eine Sprecherin des Umweltamtes dem Tageblatt. Andere vorgeschlagene Maßnahmen sind eine Reduzierung des Verkehrs durch eine stärkere Nutzung des öffentlichen Transports und eine Ausweitung der Fahrradwege.
Einen Beitrag zur Geräuschminderung sei auch die Wahl des Asphalts beim Straßenbau. Sogenannter „Splitt Mastix Asphalt“ könne den Lärmpegel des Rollgeräuschs um zwei Dezibel senken, schreiben die Autoren des Aktionsplans. Tempolimits haben ebenso einen Einfluss auf den Lärm: Die Autoren des Aktionsplans weisen aber darauf hin, dass eine permanente Kontrolle der Geschwindigkeit gewährleistet sein müsse, damit diese Maßnahme ihren Zweck erfüllt. Dies ist angesichts der Diskussionen, die Radarkontrollen auslösen, kein einfaches Unterfangen.
Laut EU-Kommission sind 65 Prozent der europäischen Bevölkerung einem als störend empfundenem Lärm ausgesetzt, 20 Prozent sogar auf einem Niveau, das gesundheitsschädlich sein könnte. Fasst man alle Quellen von Lärmbelästigung zusammen, kann man davon ausgehen, dass die Hälfte der europäischen Bevölkerung in einer Umgebung lebt, wo das Lärmniveau nicht optimal ist. Den Autoren des Aktionsplans bleibt eine pessimistische Feststellung: Allen bisherigen Erkenntnissen zufolge sei es leider so, dass es trotz aller Bemühungen bis dato lediglich gelungen sei, die Situation zu stabilisieren, aber keineswegs zu verbessern.
Lärm als Gesundheitsrisiko
Die Auswirkungen von Lärm auf die Gesundheit sind vielseitig. Schon Geräuschpegel ab 30 dB(A) können Schlafprobleme zur Folge haben. Laut dem deutschen Umweltbundesamt kann ein zu hoch empfundener Geräuschpegel unter anderem das Risiko für Bluthochdruck und Herzinfarkt steigern. Und das könne auch schon bei niedrigeren, nicht gehörschädigenden Schallpegeln der Fall sein, zum Beispiel bei Verkehrslärm, schreibt das Amt. Der Weltgesundheitsorganisation zufolge gilt ein nächtlicher Geräuschpegel von über 55 Dezibel als zunehmend gefährlich für die öffentliche Gesundheit. Sie empfiehlt, die durchschnittliche Lärmbelastung durch Straßenverkehr auf weniger als 53 Dezibel (dB) tagsüber zu verringern, weil Straßenverkehrslärm oberhalb dieses Wertes mit schädlichen gesundheitlichen Auswirkungen verbunden sei. Was die nächtlichen Lärmpegel angeht, wäre es optimal, ihn auf unter 45 Dezibel zu reduzieren: Oberhalb dieses Wertes beeinträchtige der Lärm den Schlaf. Die Gesundheitsfolgeschäden verursachen auch wirtschaftliche Schäden, sei es durch die Behandlung der Folgekrankheiten oder durch Arbeitsausfall wegen Krankschreibungen.
Beispiele von Lärmpegeln
– Rockkonzert; Start eines Düsenflugzeugs auf 30 Meter Entfernung: 140 Dezibel (dB)
– Kreissäge auf fünf Meter Entfernung: 100 dB
– Am Rand einer Hauptverkehrsstraße: 80 dB
– Gespräch, Radio auf Zimmerlautstärke: 60 dB
– Leises Blätterrascheln: 20 dB
Quelle: Deutsches Bundesumweltamt
- Das Country-Radio aus Gilsdorf - 30. Dezember 2024.
- Tania Schott aus Bissen ist eine international renommierte Teddybär-Künstlerin - 29. Dezember 2024.
- „Péiteng on Air“ sendet aus einer ehemaligen Kirche - 29. Dezember 2024.
Auswandern hilft. Es wird eng im Land.